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NBA: Vom Ego-Shooter zum Teamplayer - Die Wandlung des Dennis Schröder
- Aktualisiert: 14.02.2020
- 00:34 Uhr
- ran.de / Julian Huter
Dennis Schröder macht sich in den ersten Jahren seiner Karriere mit seinem Spielstil und seinem Auftreten nicht nur Freunde. Doch bei den Oklahoma City Thunder erlebt der deutsche Point Guard die beste Saison seiner Laufbahn. Er hat sich nicht nur als Spieler weiterentwickelt.
München/Oklahoma City - Es schien so, als befände sich Dennis Schröders NBA-Karriere auf dem absteigenden Ast. Vor zwei Jahren drafteten seine Atlanta Hawks Point Guard Trae Young, um ihn zu ersetzen. Der Deutsche wurde nach Oklahoma City verschifft. Endlich hatte Schröder mal wieder die Chance, für ein Playoff-Team zu spielen - doch das ambitionierte Projekt mit Russel Westbrook und Paul George scheiterte. Nach der letzten Saison verließen beide Starspieler Oklahoma - und Schröder saß wieder einmal bei einem Team im Wiederaufbau fest, das eigentlich keine Verwendung für ihn hatte.
Doch die Thunder sind eine der größten Überraschungen der bisherigen NBA-Saison. Statt im Keller herumzudümpeln, mauserte sich das Team zum ernsthaften Playoff-Anwärter. Oklahoma City rangiert in der Western Conference auf Rang sieben und Schröder spielt still und heimlich die beste Spielzeit seiner Karriere. "Dennis ist eine Pest. Er ist einer der Jungs, gegen die du es hasst, zu spielen, aber bei denen du es liebst, wenn sie in deinem Team sind", lobte Star-Spielmacher Chris Paul.
Dennis Schröder: So effizient wie nie
Der deutsche Point Guard kommt nur von der Bank, in durchschnittlich 31 Minuten pro Spiel reicht es trotzdem für 19,2 Punkte, 3,8 Rebounds und 4,1 Assists pro Partie. Zudem erreicht er Karrierebestwerte bei seinen Wurfquoten: Er trifft rund 47 Prozent seiner Versuche aus dem Feld und knapp 39 Prozent seiner Dreipunktewürfe - vier Prozentpunkte besser als im Vorjahr.
Uns das obwohl Schröder auf seiner Position nur die Nummer drei ist. Routinier Chris Paul erlebt aktuell seinen zweiten Frühling und wurde sogar ins All-Star-Team gewählt. Der junge Shai Gilgeous-Alexander etabliert sich in seiner zweiten Saison als eines der größten Talente auf der Guard-Position.
Doch Schröders Spiel hat sich weiterentwickelt, dabei profitiert der 26-Jährige vor allem vom erfahrenen Paul. Im Gegensatz zu seinem Backcourt-Partner aus der vergangenen Saison, Russell Westbrook, ist Paul dafür bekannt, seine Mitspieler besser zu machen.
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Dennis Schröder: Vom Ego-Shooter zum Super-Joker
Laut dem Statistik-Portal "Cleaning the Glass" kommen 50 Prozent von Schröders Körben direkt nach einem Assist. Er nimmt mehr Catch-and-Shoot-Würfe, also Sprungwürfe, direkt nachdem er den Ball gefangen hat und zieht häufiger zum Korb. Bei 100 Wurfversuchen erzielt er im Schnitt 116,3 Punkte. Damit gehört er zu den besten 15 Prozent aller Combo-Guards. Ein merklicher Wandel - schließlich wurde Schröder in der Vergangenheit auch schon vorgeworfen, er sei ein Ego-Shooter, der zu viele unkluge Würfe nimmt und so dem Teamerfolg schadet.
Paul ist zudem ein deutlich besserer Verteidiger als Westbrook und ergänzt sich daher besser mit Schröder, der in diesem Bereich bestenfalls durchschnittlich ist. Schröder kann dafür den Spielmacher geben, wenn der 34-Jährige Paul eine Verschnaufspause braucht. Als sechster Mann spielt Schröder meist gegen die Bankspieler des gegnerischen Teams und kann dominanter aufspielen. Er darf sich sogar Hoffnungen auf den "Sixth Man of the Year"-Award für den besten Bankspieler machen.
Dennis Schröder ist auch menschlich gereift
Zu einem früheren Zeitpunkt in seiner Karriere wäre Schröder mit einer Bankrolle vielleicht trotzdem unzufrieden gewesen und hätte seinem Unmut öffentlich Luft gemacht. Auch in der deutschen Nationalmannschaft schreckte er in den letzten Jahren nicht davor zurück, Trainer oder Mitspieler öffentlich zu kritisieren.
Doch stattdessen stellt sich Schröder in den Dienst der Mannschaft. "Die Situation ist, wie sie ist. Ich bin zu allem bereit, was der Organisation und dem Team hilft. Aber natürlich weiß jeder hier, dass ich starten kann. Aber ich bin ein Mannschaftsspieler. Ich will aber auch meine Mitspieler loben, wir helfen uns gegenseitig", erklärte Schröder, als er auf einer Pressekonferenz auf seine Rolle angesprochen wurde.
Der gebürtige Braunschweiger ist gereift, auf, aber auch neben dem Parkett. Vor rund einem Jahr bekam Schröder einen Sohn, die Rolle als Vater hat ihn beeinflusst. "Ich bin noch ehrgeiziger. Alleine beim Training denkst du sehr viel an deinen Kleinen. Du versuchst, alles zu geben. Das hat mich zum Positiven verändert, man hat eine große Verantwortung", sagte Schröder auf einer Pressekonferenz in seiner Heimat.
Los Angeles Lakers wollten Schröder verpflichten
Wie es mit Schröders Karriere weitergeht, ist unklar. Vor der Trade-Deadline sollen mehrere Titelanwärter Interesse am Point Guard gezeigt haben, darunter auch die Los Angeles Lakers mit Superstar LeBron James. Doch die Thunder wollten ihren Spielmacher nicht hergeben. Schröders Vertrag in OKC läuft noch bis 2021. Danach kann er sich sein neues Team frei aussuchen - vielleicht wählt er dann den Weg zu einem Contender.
Kann er seine aktuelle Form in den nächsten Jahren bestätigen, dann ist der Braunschweiger vielleicht auch endlich bereit, die Führungsrolle bei der Nationalmannschaft zu übernehmen und das Debakel mit dem Vorrundenaus bei der WM 2019 vergessen zu machen.
Julian Huter
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