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Gegen Diskriminierung und Rassismus

Colin Kaepernick und sein Hymnenprotest - eine Chronik

  • Aktualisiert: 09.09.2018
  • 17:59 Uhr
  • ran.de
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© imago/ZUMA Press
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Vor zwei Jahren startet Colin Kaepernick seinen Hymnenprotest in der NFL. Er ist inzwischen ohne Job, die Liga begleitet das brisante und hoch emotionale Thema immer noch. Erst recht nach der neuesten Nike-Kampagne. Die Chronologie der Ereignisse.

München - Sein letztes Spiel in der NFL bestritt Colin Kaepernick am 1. Januar 2017. Die San Francisco 49ers verloren 23:25 gegen die Seattle Seahawks. Es war die 14. Niederlage der Saison. Einer miserablen Saison, in der die Franchise die Playoffs meilenweit verpasste. Abgehakt, erledigt. Sportlich zumindest.

Doch dass viele in der NFL immer noch an 2016 zurückdenken, liegt vor allem an Kaepernick. Denn der 30-Jährige trat mit seinem Hymnenprotest eine Welle los, einen Streit, der bis heute schwelt und anhält. Dieser verfolgt die Liga seit nunmehr zwei Jahren.

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Fall Kaepernick - Kuhn: "Schwarze haben es in den USA schwerer"

Vor dem Saisonstart sorgt die Kampagne von Nike für Schlagzeilen. Ausgerechnet der von der NFL ausgestoßene Colin Kaepernick ist das große Gesicht. Es sorgt für reichlich Schlagzeilen.

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  • 09:19 Min
  • Ab 12

Neuester Höhepunkt: Nike reichert die Diskussionen um die Werbekampagne einen Tag vor NFL-Beginn weiter an und hat einen zweiminütigen Werbespot veröffentlicht, in dem Kaepernick kurz zu sehen - vor allem aber zu hören ist. Im Spot spricht Kaepernick einzelne Sätze zu den Karrieren und Träumen einiger Nike-Partner. "Wenn du nur eine Hand hast, schaue nicht nur Football, sondern spiele Football. Auf dem höhsten Level." Damit wird beispielsweise auf Shaquem Griffin von den Seattle Seahawks angespielt. 

Der Spot schließt mit dem bekannten Slogan "Believe in something, even if it means sacrificing everything" - "Glaube an etwas, auch wenn es bedeutet, dafür alles opfern zu müssen". 

Kaepernicks Nike-Kampagne hat die Debatte kurz vor Saisonstart nochmals angeheizt. Ein Blick auf die Kaepernick-Chronik vom ersten Knien bis heute.

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ran.de hat die Chronologie zum Fall Kaepernick:

14. August 2016: Beim Spiel der San Francisco 49ers gegen die Houston Texans bleibt Kaepernick erstmals während der Nationalhymne sitzen. Da er aber nicht zum Kader gehört und kein Trikot trägt, fällt sein Verhalten zunächst nicht auf.

20. August 2016: Kaepernick wiederholt seine Protestaktion beim zweiten Vorbereitungsspiel in Denver. Wieder bleibt die Aktion unbemerkt, wieder liegt es wohl daran, dass Kaepernick nicht an der Seitenlinie sitzt.

26. August 2016: Beim dritten Preseason-Spiel fällt Kaepernicks Protestaktion auf. Das ganze Land rätselt über den 49ers-Quarterback. Kaepernick bekennt sich zu seiner Protest-Aktion. "Ich werde mich nicht hinstellen und stolz auf eine Flagge sein, die für ein Land steht, das Schwarze und andersfarbige Menschen unterdrückt. Für mich ist dieses Thema größer als Football und es wäre selbstsüchtig, wenn ich einfach wegschauen würde", rechtfertigt sich Kaepernick und kritisiert zugleich den unangemessenen Einsatz der Polizei gegenüber Minderheiten.

29. August 2016: Präsidentschaftskandidat Donald Trump pestet bereits damals gegen Kaepernick. "Das ist eine schreckliche Sache", sagt Trump, "vielleicht sollte er sich nach einem Land umsehen, das besser zu ihm passt. Lasst es ihn versuchen. Es wird nur nicht passieren."

1. September 2016: Jeremy Lane, Cornerback der Seattle Seahawks, unterstützt als erster Spieler außerhalb der 49ers-Franchise die Protestaktion Kaepernicks. Auch er sitzt während der Nationalhymne. Kaepernick und Teamkollege Eric Reid knien während der Hymne vor dem Preseason-Spiel gegen die San Diego Chargers. Im Anschluss erklärt Kapernick, dass er rund eine Millionen Dollar seines Gehalts an die Opfer von Rassengewalt spenden möchte.

5. September 2016: Präsident Barack Obama stärkt Kaepernick den Rücken: "Manchmal sind solche Aktionen chaotisch und umstritten und sorgen dafür, dass sich die Menschen aufregen und frustriert sind. Ich habe aber lieber junge Menschen, die engagiert sind und sich Gedanken darüber machen, wie sie Teil des demokratischen Prozesses sein können, als Menschen, die nur an der Seitenlinie sitzen und dem Ganzen keine Beachtung schenken", sagt Obama.

9. September 2016: Denvers Linebacker Brandon Marshall kniet beim Saisonauftakt gegen die Carolina Panthers während der Nationalhymne. "Kaepernick nutzt seine Plattform, um die Massen zu erreichen. Wir haben das Recht auf Redefreiheit. Wenn wir dann aber unsere Plattform nutzen, werden wir deswegen fertig gemacht. Es ist fast so, als wollen sie, dass wir nur mit dem Strom schwimmen. Wenn wir dann aber mal gegen den Strom schwimmen, ist es gleich ein Problem", äußert sich Marshall.

1. September 2016: Einzelne Spieler der Miami Dolphins, Kansas City Chiefs und New England Patriots demonstrieren während der Nationalhymne, indem sie auf die Knie gehen oder die Faust in die Höhe strecken. Die Seattle Seahawks setzten ein Zeichen, indem sie als geschlossenes Team ihre Arme einhaken.

12. September 2016: Weitere Spieler der San Francisco 49ers und Los Angeles Rams steigen mit verschiedenen Gesten in den Protest ein. Im Anschluss erklärt Kapernick, hoffentlich bald wieder bei der Hymne zu stehen.

18. und 19. September 2016: Am 2. Spieltag erheben immer mehr Spieler ihre Faust, oder knien während der Nationalhymne nieder.

20. September 2016: Kaepernick bekommt als Urheber der Protestaktion den Unmut vieler US-Amerikaner zu spüren. Nach eigenen Angaben erhält er wegen seiner Aktion mittlerweile Morddrohungen, sieht sich damit aber bestätigt: "Sollte so etwas passieren, würde es genau mein Ansinnen beweisen", sagt der Quarterback.

2. März 2017: Colin Kaepernick wird Free Agent, nachdem sein Vertrag bei den 49ers ausläuft. Einen neuen Arbeitgeber hat er bis heute nicht.

20. April 2017: Die Patriots machen den Anfang, einige Spieler bleiben dem traditionellen Empfang im Weißen Haus nach dem Gewinn des Super Bowl fern. Darunter auch Superstar Tom Brady, der normalerweise ein gutes Verhältnis zum US-Präsidenten pflegt. Foto-Vergleiche zwischen 2015 (bei Obama) und 2017 (bei Trump) zeigen deutliche Lücken, die auch der Pressestab nicht schönreden kann.

22. September 2017: Nicht nur Kaepernick protestiert, auch andere Profis sorgen mit ihren Aktionen für Aufsehen. Wie zum Beispiel Michael Bennett, der den Kampf einiger NFL-Profis gegen Polizeigewalt und Rassendiskriminierung erstmals auf das Spielfeld bringt.

23. September 2017: Trump kritisiert auf einer Rede in Huntsville, Alabama die Proteste der NFL-Spieler und den Boykott der Nationalhymne scharf, dazu fordert er den Rauswurf der protestierenden Spieler durch die Klubbesitzer und bezeichnet Kaepernick als "Hurensohn". Kaepernick war im Alter von vier Wochen von Teresa und Rick Kaepernick adoptiert worden. Mama Kaepernick kontert cool: "Ich schätze mal, das macht mich dann zu einer stolzen Hure!", twittert sie.

28. September 2017: Trump legt nach. Er sagte zu Journalisten vor dem Weißen Haus, die NFL befinde sich wegen der sinkenden Zuschauerzahlen "in einer wirklich schlechten Position". Trump meint: "Die einzige Sache, die in der NFL gut funktioniert, ist das Geplänkel vor dem Spiel, weil jeder sehen will, was passiert. Die Leute müssen unsere Nationalhymne, unsere Flagge und unser Land respektieren. Aber genau das tun sie nicht." Weiter sagt der US-Präsident: "Meiner Meinung nach muss sich die NFL ändern - andernfalls fährt sie zur Hölle!"

10. Oktober 2017: Die Proteste in der NFL gegen Donald Trump halten an. Vor ihrem Spiel bei den Arizona Cardinals kniet etwa das gesamte Team der San Francisco 49ers beim Abspielen der US-Nationalhymne. Neben den 49ers setzen auch Stars wie Quarterback Cam Newton (Carolina Panthers) oder Running Back Marshawn Lynch (Oakland Raiders) deutliche Zeichen. Newton hebt eine Faust, nachdem er im Spiel gegen die New England Patriots einen Touchdown erzielt.

Lynch trägt bei seiner Ankunft im Stadion vor dem Duell bei den Denver Broncos ein T-Shirt mit der Aufschrift: "Everybody vs. Trump" ("Alle gegen Trump"). Fakt ist aber, dass es in erster Linie die Spieler sind, die protestieren. Die Liga selbst ist zerrissen, manche Besitzer sind gegen Trump, viele aber auch für ihn. Die Zahl der Gegner ist aber gewachsen.

18. Oktober 2017: Seit Monaten kommt Kaepernick nicht mehr in der NFL unter, ist ohne Job. Seiner Meinung nach seien die NFL-Klubs daran Schuld, sie hätten sich gegen ihn verschworen. Deshalb geht er offiziell gegen die Teams vor und reicht Beschwerde ein. Kaepernicks Anwalt Mark Geragos erklärt, die Eigentümer der 32 NFL-Teams verstoßen gegen Bestimmungen des Tarifvertrags, insbesondere gegen eine Klausel, die es den Teams verbietet, bezüglich des Beschäftigungsstatus eines Spielers gemeinsam zu handeln.

17. November 2017: Die Athletenvereinigung "Athletes for Impact" appelliert in einer Mitteilung "an alle NFL-Eigner, General Manager und Trainer, die personellen Bedarf haben, die Courage aufzubringen, Colin Kaepernick unter Vertrag zu nehmen und mit uns auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen." Niemandem solle eine Anstellung verwehrt bleiben, weil er den Mut habe, seinen Überzeugungen zu folgen und für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit einzustehen, heißt es in der Mitteilung.

15. März 2018: Ein Team sucht Kaepernick weiterhin. Er wäre aber bereit, wie auf einem Video zu sehen ist.

22. April 2018: Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verleiht Kaepernick den entsprechenden "Ambassador of Conscience Award" in Amsterdam. Bei seiner Dankesrede kritisierte "Kap" einmal mehr die Zustände in seinem Heimatland: "Rassistische Unterdrückung und Entmenschlichung haben Einzug in unsere Nation gefunden. Die Auswirkungen sind in der legalen Lynchjagd auf Farbige durch die Polizei und der Masseneinkerkerung von Menschen schwarzer und brauner Hautfarbe in Gefängnissen zu sehen."

23. Mai 2018: Seit Monaten begleitet die NFL der Streit um die knienden Proteste von NFL-Spielern während der Nationalhymne. Für die einen ist der Kniefall von Colin Kaepernick und seinen Mitstreitern ein bewegendes Zeichen gegen Rassendiskriminierung in Amerika, für die anderen schlicht ein respektloser Akt gegenüber der Nation. Mit neuen Regularien wollen die 32 Teambesitzer der NFL und Roger Goodell diesen Streit beim Spring League Meeting in Atlanta beilegen - doch das misslingt gründlich. Die als Kompromiss gedachte Änderung lehnt die Spielergewerkschaft der NFL umgehend ab.

Die Liga legt das Verbot nieder, wonach alle Spieler während des "Star-Spangled Banner" auf dem Platz anwesend sein müssen. Wer nicht während der Hymne stehen wolle, müsse demnach künftig in der Kabine oder im Inneren der Katakomben bleiben. Die Regelung sei ohne Absprache mit ihr erfolgt, vertrage sich nicht mit dem Tarifvertrag und verletze die Rechte der Spieler, heißt es in einer Stellungnahme der Gewerkschaft.

24. Mai 2018: Immer wieder legt sich US-Präsident Donald Trump mit der NFL und den Spielern an. Neuestes Kapitel: Footballprofis, die sich weigern, an der Hymnenzeremonie vor den Spielen teilzunehmen, sollten nach Ansicht von Trump "nicht spielen, nicht anwesend sein, vielleicht nicht im Land sein", sagt das Staatsoberhaupt in der TV-Show "Fox & Friends".

5. Juni 2018: Viele Eagles-Spieler wollen nicht zum Empfang ins Weiße Haus. Trump reagiert, wie Trump eben reagiert: Er sagt die Ehrung für den Super-Bowl-Sieger ab. Er wolle sich nicht "als eine Art Faustpfand missbrauchen" lassen, erklärt Eagles-Spieler Malcolm Jenkins. "Die Philadelphia Eagles können nicht mit ihrem gesamten Team kommen"so Trump in einem Statement"Sie streiten mit ihrem Präsidenten, nur weil er darauf besteht, dass sie während der Hymne mit der Hand auf dem Herzen stehen, um die großartigen Männer und Frauen unseres Militärs und die Menschen unseres Landes zu ehren."

6. Juli 2018: Trump wieder: Zur neuen Regelung der Football-Liga, wonach Spieler während des Abspielens der Nationalhymne in der Kabine bleiben dürfen, sagt er: "Was für eine dumme Regel. Das ist in vielerlei Hinsicht schlimmer, als nicht zu stehen."

20. Juli 2018: Die NFL legt nach Protesten der Spielergewerkschaft NFLPA die neue Regelung zu den Hymnenprotesten vorerst auf Eis. "Wir arbeiten an einer gemeinsamen Lösung bezüglich der Hymnenproblematik. Um diesen konstruktiven Dialog nicht zu stören, haben wir uns darauf geeinigt, die derzeitige Regelung erst einmal ruhen zu lassen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der beiden Organisationen. 

31. August 2018: Punktsieg für Kaepernick im Kampf gegen die NFL: Die NFL hatte nach seiner Beschwerde ein Schnellverfahren beantragt, um einen möglichen Prozess zu verhindern. Das geht nach hinten los, ein Richter lehnt diesen Antrag ab. Damit sind Anhörungen in dem Fall möglich.

3. September 2018: Nike veröffentlicht eine Werbekampagne zum 30. Geburtstag des Slogans "Just do it" mit Kaepernick im Mittelpunkt. Der 30-Jährige ist neben dem Schriftzug "Glaube an etwas. Selbst wenn es bedeutet, alles zu opfern" zu sehen. Sie ruft teils heftige Reaktionen hervor. Tausendfache wird unter dem Hashtag #NikeBoycott dazu aufgerufen, Nike zu boykottieren.

Ganz arg enttäuschte Kunden verbrennen ihre Sneaker und posten Videos davon. Die Aktie von Nike fällt um drei Prozent. Zahlreiche Promis und Sportler melden sich.

Nike hält allerdings auch nach den Kontroversen an Kaepernick fest. "Wir glauben, dass Colin einer der inspirierendsten Athleten dieser Generation ist", wird Nikes Vizepräsident Gino Fisanotti in zitiert. Kaepernick wird seit 2011 von Nike gesponsert. Der US-Konzern ist aber auch Sponsor der NFL. Der Liga also, gegen die Kaepernick klagt. Keine Frage: Ein mediales Glanzstück.

5. September 2018: Donald Trump hat sich mal wieder zur Causa Kaepernick geäußert und die Werbekampagne von Nike kritisiert. Auf der Nachrichtenseite "Daily Caller" bezeichnete Trump die Aktion als "schrechliche Botschaft und eine Botschaft, die nicht gesendet werden sollte".

Andererseits sah der US-Präsident auch die andere Seite der Medaille: "In diesem Land hat jeder die Freiheit, Dinge zu tun, zu denen dir andere Leute nicht raten würden." Auf Twitter legte er jedoch nochmal nach:

"Genauso wie die NFL, deren Quoten weit runtergefallen sind, wird jetzt auch Nike durch Wut und Boykott zerstört. Ich frage mich, ob sie gewusst haben, dass es so laufen würde? Was die NFL angeht, finde ich es hart, sie mir anzugucken und so wird es auch bleiben, bis sie für die Flagge stehen."

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