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Schluss mit Tanking

NFL sollte eine Draft Lottery einführen - ein Kommentar

  • Aktualisiert: 18.05.2023
  • 12:27 Uhr
  • ran.de
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In der NBA ist die Draft Lottery ein jährliches Ereignis, das schlechteste Team der Saison erhält nicht automatisch den ersten Pick beim Draft. Das sollte auch für die NFL ein Thema werden. Ein Kommentar.

Von Chris Lugert

Die San Antonio Spurs haben das große Los gezogen - und das buchstäblich.

Bei der alljährlich stattfindenden Draft Lottery der NBA bekamen die Texaner das Recht auf den ersten Pick bei der kommenden Talenteziehung und holen sich nun sehr wahrscheinlich das französische Ausnahmetalent Victor Wembanyama. Und das, obwohl sie in der abgelaufenen Saison gar nicht das schlechteste Team waren.

Denn anders als in der NFL werden die Erstrundenpicks in der NBA nicht streng nach dem Record der Saison vergeben, sondern gelost. Ein System, das auch bei der Football-Liga Schule machen sollte!

Ganz dem Zufall überlassen wird der Prozess auch in der NBA nicht. Die Lotterie wird jedes Jahr ausschließlich zwischen jenen Teams veranstaltet, die nicht in die Playoffs eingezogen sind. Und durch ein für Hobby-Stochastiker sicherlich simples System (ganz bestimmt!) wird sichergestellt, dass die Chancen auf den ersten Pick immer größer werden, je schlechter die Bilanz in der Vorsaison war.

Eine Garantie, dass das schlechteste Team auch den ersten Pick bekommt, gibt es allerdings nicht. Es lohnt sich also nicht wirklich, für die Draft-Reihenfolge im Laufe der Saison - und vor allem am Ende - absichtlich zu verlieren. Der Fachbegriff dafür lautet: Tanking.

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Tanking in der NFL: Nicht im Sinne des Sports

Genau das ist in der NFL aber immer wieder ein Problem. Teams, die die Saison frühzeitig abschenken, um im Draft möglichst früh picken zu dürfen. Für die Fans ist das wenig attraktiv. Wer kommt schon gerne ins Stadion, wenn er weiß, dass sein Team ohnehin verlieren will?

Am letzten Spieltag der vergangenen NFL-Saison wurde die Absurdität des Systems besonders zur Schau gestellt. Die Houston Texans lagen vor ihrem letzten Spiel auf Kurs Richtung erster Pick, gewannen aber - und wurden schließlich ausgelacht und für dumm erklärt.

Denn der erste Pick war weg, die Chicago Bears und später die Carolina Panthers bedankten sich. Die Texans wurden bestraft, weil sie Sportsgeist lebten. Ja, auch im Milliarden-Business NFL sollte der Sport noch eine Rolle spielen.

Ähnliches passierte den New York Jets zwei Jahre zuvor, durch einen späten Sieg in der Saison wanderte der sicher geglaubte Erstrundenpick zu den Jacksonville Jaguars. Die zogen Quarterback Trevor Lawrence, für die Jets blieb Zach Wilson. Eine Sportliga, die absichtliches Verlieren belohnt, weist Symptome von Schizophrenie auf.

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Draft-System hat sich im US-Sport bewährt

Gleichzeitig aber ist der Draft stets die Chance für schlechte Teams, durch frühe (und gute) Picks auf Sicht wieder konkurrenzfähig zu werden.

Das ist ein Erfolgsgeheimnis des US-Sports, in dem eine jahrelange Unterteilung in Serienmeister und Kellerkind durch dieses System recht erfolgreich verhindert wird. Die Jets sind plötzlich ein Playoff-Anwärter, auch die Jaguars sind deutlich besser aufgestellt.

Wie also sollte man ein Draft-System etablieren und den schlechteren Teams einen Vorteil verschaffen, ohne den Sportsgeist mit Füßen zu treten? Die NBA macht es vor, allerdings kann die NFL auch einen leicht angepassten Weg gehen.

So ist es ja nicht gesagt, dass an der Lottery alle Mannschaften teilnehmen müssen, die die Playoffs verpasst haben.

Stellen wir uns ein fiktives Szenario vor: Die Philadelphia Eagles, das Team mit dem womöglich besten Kader der gesamten Liga, spielt eine Saison weit unter den eigenen Möglichkeiten. Zuvor hat sich Jalen Hurts bei einem privaten Trip verletzt und steht nicht mehr zur Verfügung.

Der Super-GAU tritt ein: Die Eagles verpassen knapp die Playoffs. Die Lotterie findet statt, die Eagles haben eigentlich nur geringe Chancen auf den ersten Pick - und haben Glücksgöttin Fortuna tatsächlich auf ihrer Seite und bekommen das Erstwahlrecht.

NFL sollte NBA nicht kopieren

Ein Team, das bereits stark besetzt ist, aber die eigenen Möglichkeiten schlecht umgesetzt hat, wird für die eigene Unfähigkeit belohnt und kann seinen bereits vorhandenen Premium-Kader weiter verstärken. Ist das fair?

Möglich wäre daher eine auf die NFL-Verhältnisse angepasste Version der Lottery. Etwa, dass sie nur mit den vier schlechtesten Teams der Saison stattfindet. Es gebe keinen Grund, absichtlich zu verlieren, gleichzeitig stellt man sicher, dass der erste Pick auch wirklich nur an ein Team geht, das ihn benötigt.

Ohnehin ist es verwunderlich, dass ausgerechnet die NFL, die jedes Ereignis eine riesige Show verwandelt, diesen Schritt nicht bereits gegangen ist. Der Draft ist jedes Jahr bereits ein Erlebnis, eine zusätzliche Lottery ließe sich prima verkaufen und würde zusätzliche Würze geben.

Dieses Entertainment, gepaart mit der Aussicht auf eine Saison, die bis zum Ende im Sinne des Sports gespielt wird, wäre für die Fans das große Los.


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