von Tim Rausch

Schnelle Richtungswechsel, harte Hits, Touchdowns, Fumbles, akrobatische Rettungsaktionen: Der Kickoff in all seinen Facetten ist immer gut für Spektakel. Doch damit könnte bald Schluss sein. Leider.

Die NFL passt die Kickoff-Regeln an. Bei einem Fair Catch soll ein Team von der eigenen 25-Yards-Linie starten dürfen. Egal, wo der Ball gefangen wurde. Die Folge: Die Anzahl an tatsächlichen Returns wird zurückgehen. Und diese Regeländerung könnte am Ende, obwohl sie gut gemeint ist, nur Verlierer haben.

Special Teamer – Coaches wie Spieler – fühlen sich nicht wertgeschätzt und bangen um ihre Jobs. Fans befürchten das Aussterben des Returns und denken völlig zurecht wehmütig an die legendären Läufe von Cordarelle Patterson. Chiefs-Head-Coach Andy Reid deutete sogar an, dass „sein“ Sport immer weiter zu „Flag Football“ verkomme.

Die NFL verargumentiert die Anpassung der Kickoff-Regularien mit der faktisch höheren Verletzungsquote bei Returns. Das ist in erster Linie natürlich löblich und zeigt, dass in den vergangenen Jahren ein dringend benötigtes Umdenken stattgefunden hat. 

NFL reformiert Kickoff-Regel: Ein Blick zur XFL hätte nicht geschadet

Inwiefern allerdings die neue Regeländerung die Sicherheit der Spieler erhöht, ist mehr als fraglich. Die NFL rechnet damit, dass weniger Returns stattfinden. Allerdings können Änderungen auch gänzlich neue – und dann auch gefährlichere Situationen schaffen.

Einige Beispiele, die diesbezüglich hinterfragt werden müssen: Wird der Returner aggressiver angegangen, um einen Fumble beim Fair-Catch-Versuch im Feld zu provozieren? Kicken Teams etwas kürzer, um das angreifende Team zum returnen "einzuladen"? Wie werden sich Teams verhalten, wenn der Kickoff wegen einer Strafe nach vorne oder hinten gelegt wird?

Der gesundheitliche Mehrwert der Regeländerung könnte marginal sein, wenn sich durch sie neue Risiken ergeben. Stattdessen hätte die NFL über eine ganz neue Herangehensweise an Kickoffs nachdenken und zum Beispiel Inspiration in der XFL finden können.

Dort stehen - kurz gesagt - die beiden Teams beim Kickoff-Return näher aneinander, minimieren so das Risiko einer temporeichen Kollision, haben aber gleichzeitig noch eine hohe Rate an Returns mit einer Menge Highlights.

Die Auslegung der NFL hingegen könnte dafür sorgen, dass Coaches, Spieler und Fans enttäuscht sind und der eigentlich richtige und wichtige Gedanke der Risikominimierung nicht wirklich zum Vorschein kommt.  Und dann hätte diese Regeländerung nun wirklich nur Verlierer.

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