Möglicher Abgang von Julian Nagelsmann
RB Leipzig ohne Julian Nagelsmann: Das Ende der Fahnenstange?
- Aktualisiert: 26.04.2021
- 22:32 Uhr
- ran.de/Martin Jahns
Mit dem voraussichtlichen Abgang von Julian Nagelsmann zum FC Bayern droht RB Leipzig erstmals in der Vereinsgeschichte ein gewaltiger Rückschritt. Stößt das System Red Bull an seine Grenzen?
München – RB Leipzig steht am Scheideweg. In den vergangenen Jahren konnten sich die Leipziger immer wieder von Rückschlägen erholen. Die Abgänge von Leistungsträgern wie Joshua Kimmich, Naby Keita oder Timo Werner waren sportlich schmerzhaft. Trotzdem entwickelte sich das Team und die Spielweise seit dem Bundesliga-Aufstieg konsequent weiter. 2020 erreichte der Klub erstmals das Champions-League-Halbfinale, in dieser Saison hat man im DFB-Pokal noch realistische Chancen auf den ersten großen Titel. Ein Abgang von Erfolgstrainer Julian Nagelsmann wäre eine Zäsur für den Klub.
Mit dem FC Bayern ist sich der 33-Jährige angeblich schon einig. Nun müssen RB Leipzig und der Rekordmeister nur noch über eine Ablöse für den dann wohl teuersten Trainer der Bundesliga-Historie verhandeln.
Julian Nagelsmann: Leipzigs Gesicht des Erfolgs
Für RB wäre der Nagelsmann-Wechsel bereits der dritte feststehende Abgang des Jahres nach Abwehrchef Dayot Upamecano, der ebenfalls zu den Bayern geht, und Co-Sportvorstand Markus Krösche, der unter anderem mit Schalke und Eintracht Frankfurt in Verbindung gebracht wird. Nagelsmann wäre der schmerzhafteste. Denn der 33-Jährige steht seit 2019 sinnbildlich für das Fußball-Projekt des Getränkeriesen: dynamisch, ambitioniert und für sein Alter eigentlich schon viel zu weit.
Nagelsmann hat die Sachsen in seinen zwei Jahren weiterentwickelt: Vom überfallartigen Konterteam zu einer Mannschaft, die den Ballbesitz beansprucht und damit spätestens seit dieser Saison auch etwas anzufangen weiß. Er hat Spieler wie Timo Werner, Marcel Sabitzer oder den zuvor bei Manchester City perspektivlosen Angelino zu Leistungsträgern auch auf allerhöchstem Champions-League-Niveau geformt.
Angelino selbst war es, der im Januar der "Marca" beichtete, er habe seinen Vertrag in Leipzig "ehrlich gesagt wegen Nagelsmann verlängert". Auch Justin Kluivert erklärte im niederländischen "De Telegraaf", Nagelsmanns mutiger Spielstil habe ihn von Leipzig überzeugt: "Das ist der Grund, warum ich gekommen bin."
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Ist die Red-Bull-Lösung diesmal gut genug?
Nagelsmanns internationale Strahlkraft als Europas vielleicht aufstrebendstes Trainertalent seit dem jungen Jose Mourinho beim FC Porto wird den Leipzigern fehlen. Als Trumpf in der Außendarstellung in aller Welt, aber auch als Anreiz für Top-Spieler, in die Messestadt zu wechseln.
Erstmals in der zwölfjährigen Klubhistorie droht so nicht nur Stagnation, sondern sogar ein Rückschritt. Zwar gab es auch in der zweiten Bundesliga-Saison 2017/18 unter Ralph Hasenhüttl ein Abrutschen in der Tabelle um vier Plätze – doch gleichzeitig versprach die Aussicht von Ralf Rangnick als neuem Trainer eine taktische Weiterentwicklung.
Auch diesmal könnte die Lösung nach Nagelsmann eine Red-Bull-interne werden: Jesse Marsch von Red Bull Salzburg gilt als aussichtsreicher Kandidat und hat eine Beförderung nach Leipzig kürzlich bei "Sky" selbst als eine "super Idee" bezeichnet.
Doch ist sie das auch für Leipzig? Der US-Amerikaner führte Salzburg zwar vergangene Saison zur Meisterschaft und steht auch in dieser Saison vor dem Titelgewinn. Sein Punkteschnitt in Pflichtspielen (2,15) reicht jedoch nicht an den seiner Vorgänger Marco Rose (2,35) und Oscar Garcia (2,26) heran. Die Aura des Besonderen eines Julian Nagelsmann geht dem 47-Jährigen, der sich im Red-Bull-Fußballkosmos über die New York Red Bulls und als Co-Trainer von Ralf Rangnick in Leipzig fleißig nach oben gearbeitet hat, bislang ab.
Zieht Bayern endgültig davon?
Ein weiteres Problem: Mit dem Abgang von Upamecano übernimmt Nagelsmanns Nachfolger eine gewaltige Baustelle in der Abwehr. Auch um Ibrahima Konate ranken sich Wechselgerüchte. Zudem ist auch im Sturm noch kein adäquater Ersatz für Timo Werner gefunden worden. Personalien, die frühestmöglich und bestenfalls schon in Abstimmung mit dem zukünftigen Trainer geklärt werden sollten.
So wäre ein Abgang Nagelsmanns für RB in zweierlei Hinsicht ein Problem: Zum einen, weil sein Nachfolger mit einer gewaltigen Hypothek beginnt. Zum anderen, weil Nagelsmanns Flucht nach München zwei Jahre vor Vertragsende deutlich macht, wie viel RB Leipzig noch immer vom FC Bayern trennt. Und die Lücke droht im kommenden Jahr erstmals wieder größer zu werden.
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