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"Nach Rücken-OP wieder laufen lernen"

Ex-Champion Haye verkündet Karriereende mit einem Paukenschlag

  • Aktualisiert: 12.06.2018
  • 21:42 Uhr
  • ran.de/Carolin Blüchel
Article Image Media
© 2018 Getty Images
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Nach der schlimmsten Niederlage seiner Karriere im Rückkampf gegen Tony Bellew hängt Ex-Weltmeister David Haye seine Boxhandschuhe an den Nagel. Wie es sich für den Hayemaker gehört mit einer unerwarteten Enthüllung.

München - David Haye hat ein Einsehen. Fünf Wochen nach seiner krachenden K.o.-Niederlage gegen Tony Bellew verkündete der Hayemaker seinen Rücktritt.

"Natürlich wäre es für mein Ego schöner gewesen, mit einem Sieg aufzuhören. Aber tief in mir weiß ich, dass meine Leistung am 5. Mai das Beste war, was ich noch zu geben hatte", schreibt der frühere Schwergewichts-Weltmeister in einer emotionalen Rücktrittserklärung. 

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David Haye hat dem Profiboxen den Rücken gekehrt
News

Haye tritt zurück - "Bereit für neues Kapitel"

Der frühere Box-Weltmeister und Klitschko-Herausforderer David Haye (Großbritannien) ist zurückgetreten.

  • 12.06.2018
  • 14:58 Uhr

"Aussehen kann täuschen"

Dabei hatte Haye vor dem Rematch gegen Bellew in jeder Kamera großspurig "den besten Hayemaker aller Zeiten" angekündigt. Er sei in der Form seines Lebens gewesen. Entgegen zahlreicher Spekulationen auch nicht verletzt. Und obwohl bei genauem Hinsehen die eingeschränkte Funktionsfähigkeit seines Fußes selbst für Laien zu erkennen ist, beharrt er selbst jetzt noch auf seiner Fitness. 

"Als ich vor dem Kampf in der Kabine vor dem Spiegel stand, sah mein Körper aus wie vor zehn Jahren. Auch mental war ich in Topform. Bereit zu kämpfen und voller Selbstvertrauen. Aber Aussehen kann täuschen", so Haye. 

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Sedierter Esel statt Zuchthengst

Und wie es täuschte. Es folgte der vielleicht schwächste Kampf in der 16-jährigen Profi-Karriere des schillernden Ex-Champions. Ein Debakel. Schnelligkeit, Beinarbeit, Power, Reflexe - nichts davon, was Haye einst zum Weltklasse-Boxer gemacht hatte, war präsent. Der Familienvater vor den Augen von 20.000 Fans - inklusive seines neunjährigen Sohnes - ein Schatten seiner selbst. 

"Für meine Fans muss es sich angefühlt haben, als würden sie in einem Pferderennen einen Zuchthengst anfeuern, aber aus dem Starthaus wankt nur einer sedierter Esel." Sein früherer Trainer Adam Booth sagte zu ran.de: "Es tut mir weh, ihn so zu sehen. Er sollte nicht im Ring stehen. Schon lange nicht mehr."

Haye sah Bellews Schläge zwar kommen, war aber nicht mehr schnell genug, um auszuweichen. Er sah Lücken in der gegnerischen Deckung, verfügte aber nicht mehr über die Beweglichkeit, diese auszunutzen. "Dinge, zu denen ich einst im Ring instinktiv in der Lage war, existieren nur noch in meinem Kopf und in Video-Clips meiner alten Kämpfe", so die ernüchternde Erkenntnis des 37-Jährigen.

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Verletzungsmisere seit 2013

So viel Ehrlichkeit in der Öffentlichkeit hat durchaus Seltenheitswert bei Haye. Und wahrscheinlich brauchte er eine Weile, sich selbst einzugestehen, dass der äußerlich so perfekte Körper innerlich gebrochen ist. Ein Wunder ist das nicht.

Während die ersten acht Jahre seiner Karriere mit Weltmeistertiteln in Cruiser- und Schwergewicht, spektakulären Fights und Knockouts nach Plan verliefen, waren vor allem die vergangenen fünf Jahre von Verletzungen geprägt. Seit Haye 2013 einen Showdown mit Tyson Fury gleich zweimal verletzt platzen ließ, riss sich der Hayemaker den Bizeps in beiden Armen, die Rotatorenmanschette in der rechten Schulter und – spektakulär im ersten Fight mit Bellew im vergangenen Jahr – die Achillessehne. 

Vier Verletzungen, die eigentlich das Karriereende hätten bedeuten können bzw. müssen. Doch Haye kämpfte sich immer wieder durch monatelange Rehas. Getrieben vom Wunsch, der beste Schwergewichtler der Welt zu werden, sagte er zu ran.de. Die Nachfrage, ob es vielleicht auch die Angst vor dem Leben nach der Karriere sei, quittierte er mit einem Lächeln.

Wirbelsäulen-Operation und Funktionsstörungen in den Beinen 

Vom größten Rückschlag seines Lebens hatte Haye bislang allerdings noch nie gesprochen. Vor drei Jahren war er monatelang in Dubai untergetaucht. Medien spekulierten über das Ende seiner Ehe und einen möglichen Bankrott. Der sonst so kommunikative Haye – fast stumm in den sozialen Medien. Auf Twitter entfolgte er kurzzeitig alle mit Ausnahme des Dalai Lama. Untypisches Hayemaker-Verhalten, das sich rückwirkend plötzlich von selbst erklärt.

Der Grund: eine Wirbelsäulen-Operation im März 2015. Ein alter Bandscheibenvorfall hatte sich wieder gemeldet. "Viele Jahre harten Trainings hatten die Bandscheibe zerrieben und Teile ragten plötzlich in den Spinalkanal und drückten auf die Nerven. Ich hatte chronische Schmerzen und Funktionsstörungen in beiden Beinen", verrät Haye.

Bei einer geheimen Operation wurde ihm 2 Zentimeter Metall anstelle der Bandscheibe eingesetzt und das Rückgrat mit Schrauben stabilisiert. "Es war ein Kampf, den ich ganz im Privaten kämpfen musste. Ich musste wortwörtlich wieder laufen lernen", so der Engländer.

Verletzungen verändern Hayes Charakter

Sein Comeback im Ring nur zehn Monate später im Januar 2016 gegen den Australier Mark de Mori hatte für Haye daher eine viel größere Bedeutung als es die Öffentlichkeit seinerzeit erahnen konnte. Für die Wahl des limitierten Gegners hatte er viel Kritik kassiert.

"Doch für mich war es der erste Kampf nach der OP und der erste innerhalb von 4,5 Jahren." Vor allem diese Zeit habe ihn menschlich verändert. Er habe gelernt, Gefühle und Wünsche unter Kontrolle zu halten, Leidenschaft und Kampfgeist zu zeigen und mit Niederlagen umzugehen. Nur das Eingeständnis, dass der Zahn der Zeit unaufhaltsam an seinem Körper nagte, fehlte bis dahin.

"Jetzt habe ich verstanden"

Dafür bedurfte es erst zweier Niederlagen gegen Bellew, der zwar ein sehr erfolgreicher Cruisergewichtler war, im Schwergewicht aber eigentlich fehl am Platz ist. Haye selbst fasst es in seiner Rücktrittserklärung perfekt zusammen:

"Die Liste an Boxern, die auf dem Höhepunkt ihrer Karriere zurückgetreten sind, ist kurz. Viele machen in dem Glauben weiter, sie könnten noch einmal eine Weltklasse-Leistung abrufen. Dieses Ziel wird größer als die Angst vor der Niederlage. Kurz gesagt, die Charakterzüge, die sie einst zum Sieger machten – niemals aufgeben und bis zum bitteren Ende kämpfen – führten oft zum Niedergang. Ich habe das erst jetzt verstanden."

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