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Trotz Corona soll es im Mai weitergehen

Bundesliga-Pläne: Geisterspiele wohl für den Rest des Jahres und finanzielle Hilfe aus den USA

  • Aktualisiert: 08.04.2020
  • 22:52 Uhr
  • ran.de
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© Getty Images
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Die Bundesliga konkretisiert die Pläne für die Fortsetzung der Saison. Dabei wäre sie laut "New York Times" wohl ein europaweiter Vorreiter. DFL-Boss Christian Seifert geht derweil von einem Kollaps des Transfermarktes aus.

New York/ München - Christian Seifert ist eigentlich nicht zu beneiden. Der DFL-Boss manövriert den deutschen Profifußball in Corona-Zeiten durch die womöglich größte Krise seit Bestehen der Bundesliga. Nicht einmal die Skandale um manipulierte Partien 1970/1971 oder die verpfiffenen Spiele in der Affäre um Schiedsrichter Robert Hoyzer 2004/2005 hatten ähnliche finanzielle Tragweiten.

Seifert aber scheint in der Rolle des Krisen-Managers aufzuleben wie CSU-Chef Markus Söder, der in der Politik den Vorreiter gibt - zumindest innerhalb der Bundesgrenzen. Der deutsche Profifußball - Seiferts Steckenpferd - ist dagegen sogar auf dem besten Weg, europaweit vorneweg zu galoppieren.

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Bundesliga und 2. Liga sollen Anfang Mai wieder spielen

In der "New York Times" verriet der Liga-Chef, dass geplant sei, in allen 36 Stadien der ersten und zweiten Liga ab Anfang Mai wieder zu spielen. Die Saison soll dann bis Ende Juni abgeschlossen werden. Über den Zeitpunkt der Wiederaufnahme des Spielbetriebs war bislang nur spekuliert worden.

Der Plan der DFL klingt äußerst ambitioniert - auch wenn die Profi-Mannschaften seit Wochenbeginn wieder unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen auf dem Platz trainieren dürfen. Zum Vergleich: Laut der "Times" wird der Ball in der Premier League frühestens im Juli wieder rollen.

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Viel Lob für Deutschlands Corona-Kampf

Möglich wäre die rasche Rückkehr in den Wettbewerbsmodus vor allem dank des deutschen Gesundheitssystems. Dieses manage laut der US-Zeitung die Pandemie besser als jedes andere Land.

Die Sterberate sei sogar geringer als in Südkorea, das bei der Eindämmung des Coronavirus oft als Vorbild dient. Selbst in Sachen Testverfahren - wo quantitativ und qualitativ noch Luft nach oben zu sein scheint - urteilt die "Times": Deutschland stünde in ganz Europa mit Abstand am besten da.

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Geisterspiele statt Karnevalstimmung in den Arenen

Da mag viel Wahres dran sein. Und Seifert sich folglich auch in seinem Bestreben bestätigt fühlen. Allerdings wird die Bundesliga nach Corona natürlich nicht mehr dieselbe sein wie noch bis Mitte März.

Geisterspiele sind das eine Schreckgespenst, mit denen sich Millionen Fans anfreunden müssen. Dabei preist die "Times" die Atmosphäre in den pickepackevollen Bundesliga-Arenen als vergleichbar mit dem Karneval an. Das ist aber erstmal Vergangenheit.

Fußball wohl für den Rest des Jahres nur noch als TV-Event

Seifert zufolge werde der Fußball vorerst ausschließlich als TV-Event stattfinden. Wahrscheinlich sogar bis Jahresende. Hieße: Auch die Hinrunde 2020/2021 müsste vor leeren Rängen ausgetragen werden.

Dennoch gibt es für den mächtigen Mann im deutschen Fußball keine Alternative zum schnellen Liga-Comeback. Und zwar auch aus gesellschaftlichen Gründen: "Die Bürger erhoffen sich ein bisschen mehr Normalität - und das könnte die Bundesliga bieten."

DFL-Boss Seifert will sich mit Regierung abstimmen

Dabei sehe sich die Liga keineswegs als autarkes Konstrukt, sondern wolle "die Bundesregierung unterstützen und mit ihr darüber sprechen, wann wir wieder spielen können". Viele Fragen scheinen dabei aber noch offen zu sein.

Etwa die nach möglichen Vorkehrungen für die Protagonisten. Werden die Profis nun bevorzugt behandelt? Mit dieser Befürchtung muss sich die Liga auseinandersetzen.

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Seifert beruhigt: Ärzte und Krankenschwestern gehen bei Tests vor

Und Seifert tut das auch. Der stets besonnen auftretende 50-Jährige beruhigt in der "Times": "Es wird nicht der Fall sein, dass sich ein Arzt, eine Krankenschwester oder ein Krankenpfleger, die systemrelevant sind, nicht testen lassen kann, weil Fußballer getestet werden."

Die New Yorker Zeitung schreibt weiter, der Liga-Plan sehe vor, dass für die Durchführung eines Spiels 240 Menschen benötigt würden. Darunter fallen demnach die Spieler, der Trainerstab, Mediziner, Offizielle (etwa das Schiedsrichterteam) und Mitglieder der Produktionsteams.

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Hygieneplan für Training und Spiele wird ausgearbeitet

Zudem seien zwei Gruppen eingerichtet worden, die sich den besonderen Herausforderungen annehmen würde. Team eins soll lapidar gesagt für eine einheitliche Abwicklung der Spiele sorgen.

Eine ungleich wichtigere Rolle falle Team zwei zu. Dessen Mitglieder arbeiten einen Hygieneplan für Trainingseinheiten und Spiele aus sowie Maßnahmen, sollte ein Spieler positiv getestet werden.

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Sicherheitsaspekt steht über allem

Zwar zählen junge sportliche Männer nicht zur Covid-19-Risikogruppe. Die Gefahr einer raschen Virus-Ausbreitung innerhalb einer Mannschaft oder sogar zweier aufeinandertreffender Teams muss jedoch unbedingt gebannt werden.

Auch hier findet Seifert die treffenden Worte: "Unser Konzept sieht vor, den Spielern, deren Familien und auch der Gesellschaft eine Sicherheit zu verschaffen." Dieser Satz spielt natürlich rein auf den gesundheitlichen Aspekt an.

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Seifert: "Wir kämpfen ums Überleben"

Für die Liga geht es aber auch wirtschaftlich darum, diese Krise mit möglichst geringen Nebenwirkungen zu überstehen. Oder wie Seifert es hier ungeschminkt formuliert: "Im Moment kämpfen wir alle ums Überleben."

Die Klubs würden 750 Millionen Euro einbüßen, sollte die Saison abgebrochen werden, schreibt die "Times" unter Verweis auf den DFL-Boss. Demnach sei die Hälfte der Zweitligisten sehr von einer Insolvenz gefährdet, aus der Bundesliga stünden bis zu fünf Vereine vor ernsthaften finanziellen Problemen.

100 Millionen Verlust duch fehlende Zuschauereinnahmen

Dem Bericht zufolge würden die Topklubs laut Seifert wegen der ausbleibenden Zuschauereinnahmen an die 100 Millionen Euro verlieren. Zudem steht die letzte Zahlung der Medienpartner aus dem Rechtepaket noch aus - diese umfasst demnach 300 Millionen Euro.

Hier verweist Seifert aber auf "sehr konstruktive Gespräche mit allen unseren Partnern". Die jedoch im Falle der übertragenden Sender selbst vor ungeahnten Schwierigkeiten stehen. Denn zumindest für mehrere Wochen fällt das Premiumprodukt komplett weg.

Überbrückungskredit könne Liga Luft verschaffen

Um ein vollkommenes Fiasko zu vermeiden, soll die Liga jedoch bereits Vorsorge getroffen haben. So gebe es Pläne, den Fehlbetrag über einen Überbrückungskredit in neunstelliger Höhe aufzufangen.

Es sollen Gespräche mit Kapitalgebern aus den USA laufen - genannt werden KKR (Kohlberg Kravis Roberts & Co.) und Apollo Global Management, zwei der zehn größten so genannten Private-Equity-Unternehmen. Beide seien auf die DFL zugegangen, Seifert habe eine internationale Bank damit betraut, diese Anfragen zu bearbeiten.

"Transfermarkt wird kollabieren"

Der gebürtige Badener will eben auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Ob nun in wenigen Wochen wieder gespielt werden kann oder nicht - den internationalen Transfermarkt in seiner jüngsten Ausprägung trägt Seifert zu Grabe.

"Auf kurze Sicht würde ich sagen, dass der Transfermarkt in diesem Sommer nicht existieren wird, er wird kollabieren", betont der Funktionär.

Für diverse Protagonisten kann Seifert dabei kein Mitleid aufbringen. Ganz im Gegenteil: "Einige Berater werden plötzlich erkennen, dass sie hart arbeiten müssen - oder überhaupt arbeiten. Und einige Ligen werden lernen müssen, dass das Geld nicht einfach so vom Himmel fällt."

Wen er da wohl besonders im Sinn haben könnte?

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