Formel 1
Mick Schumacher im Haas: Zwischen Quali-Euphorie und Update-Frust
- Aktualisiert: 19.06.2022
- 00:00 Uhr
- ran.de
Haas hat das Update für die Formel-1-Saison 2022 verschoben, die neuen Teile werden jetzt in Ungarn statt in Frankreich kommen. Inmitten dieser Negativmeldung sorgt nun der 6. Startplatz von Mick Schumacher für einen Hoffnungsschimmer.
München – War das der Knotenlöser, den er gebraucht hat? Mick Schumacher fuhr beim Qualifying in Kanada unter nassen Bedingungen auf den sechsten Startplatz - das beste Ergebnis seiner Karriere.
"Es hat sich von der ersten Runde an sehr gut angefühlt, hat sich mega angefühlt", sagte der 23-Jährige bei "sky". "Ich habe mich immer wohler gefühlt mit den Runden." Ralf Schumacher freut sich für seinen Neffen. "Das ist wichtig und nimmt viel Druck von ihm. Denn der Druck ist da", erklärt der TV-Experte. "Er hat die Strecke schnell kennengelernt, bei den schwierigen Bedingungen alles richtig gemacht. Er zeigt, was er kann. Er ist nicht ohne Grund Formel-3- und Formel-2-Weltmeister."
Im Rennen am Sonntag werden die Bedingungen allerdings andere sein. Der Wetterbericht sagt Trockenheit und strahlenden Sonnenschein voraus. Ob der Haas dann genauso schnell unterwegs sein wird? Ralf Schumacher sagt über die beiden Haas-Piloten Schumacher und den auf Platz 5 startenden Kevin Magnussen: "Sie haben vielleicht die Möglichkeit, um Punkte mitzufahren. Wobei das bei trockenen Bedingungen viel Arbeit wird."
Schumacher möchte Platz 6 verteidigen - mindestens
Mick selbst gibt sich optimistisch, weiß allerdings auch um die Schwierigkeit: "Hoffentlich können wir auf der Position bleiben, wenn nicht sogar noch ein bisschen nach vorne kommen. Es wird auf jeden Fall schwierig. Wir haben natürlich ein bisschen mehr Downforce drauf als ein paar andere Teams um uns herum. Aber so lange wir im DRS-Fenster bleiben, kann es ganz gut aussehen."
Eines ist klar: Der junge Schumacher könnte ein Erfolgserlebnis dringend gebrauchen.
Denn der 23-Jährige spürt in dieser Saison jede Menge Druck, Kritik, große Erwartungen. Es lief bislang nicht für ihn. Doch im Sport kann es schnell gehen, da reicht manchmal ein Erfolgserlebnis, um den Knoten zu lösen, um eine Krise hinter sich zu lassen. In der Formel 1 ist der Misserfolg tatsächlich ähnlich vergänglich wie der Erfolg. Punktefahrten sind das beste Mittel gegen die schlechte Stimmung.
"Er braucht dringend ein Erfolgserlebnis, egal wie. Dann ist alles davor schnell wieder vergessen", sagte der frühere Formel-1-Fahrer Marc Surer bei "Sport1".
Haas: Nicht mehr so konkurrenzfähig
Das Problem: Nach anfänglichen Erfolgen durch Schumachers Teamkollegen Kevin Magnussen ist der Haas nicht mehr so konkurrenzfähig wie noch zu Saisonbeginn. Die anderen Teams haben größere Updates an die Autos gebracht, Haas hingegen nicht. Bedeutet: Für Schumacher wird es schwieriger, in die Punkte zu kommen, was wiederum dafür sorgt, dass er ein größeres Risiko eingehen muss. Die Gefahr weiterer Rückschläge wächst, und der Knotenlöser rückt in weite Ferne.
Das nächste Problem: Besserung ist erst einmal nicht in Sicht. Im Gegenteil.
Denn Haas hat das erste große Update für das Auto noch einmal verschoben. Statt in Frankreich am 24. Juli wird es die neue Ausbaustufe des VF-22 eine Woche später in Ungarn geben, beim letzten Rennen vor der Sommerpause. Es ist das 13. von insgesamt 22 Rennen.
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Wenn alles glattgeht.
"Vielleicht klappt es in Ungarn", bleibt Teamchef Günther Steiner in Montreal noch zurückhaltend. "Wir mussten einen Schritt zurück machen, um etwas im Windtunnel zu überprüfen. Jetzt arbeiten wir aber unter Volldampf an der Produktion der Teile für Ungarn. Das ist das Ziel. Wir geben unser Bestes, aber ich weiß nicht, ob wir es schaffen werden."
Dabei wäre ein funktionierendes Update schneller erforderlich gewesen. "Haas' Ziel muss es sein, so früh wie möglich ein Update ans Auto zu bringen. Diese Verzögerung macht allen das Leben schwerer", schrieb Micks Onkel Ralf Schumacher in seiner "Sky"-Kolumne. Da ging er allerdings noch vom ursprünglichen Plan aus, dass das Update eine Woche früher kommt.
Schumacher: Das letzte Update
Natürlich ist es nicht garantiert, dass die neuen Teile, die den Fahrern mehr Leistung verschaffen sollen, auch funktionieren. "Hoffentlich ist es in Sachen Leistung ein großer Schritt nach vorne", so der Haas-Teamchef. "Wie es aussehen wird, ist mir egal, aber es wird einen Unterschied geben."
Bei aller Hoffnung ist auch eine zweite Ankündigung Steiners eher ernüchternd als motivierend, denn die Upgrades in Ungarn werden die letzten in der aktuellen Saison 2022 sein. Das Team wird sich voll auf die Entwicklung des Fahrzeugs für das Jahr 2023 konzentrieren.
"Wir werden einfach aufhören, Teile für dieses Auto zu produzieren", sagte Steiner. "Natürlich geht die Entwicklung immer weiter und wenn man etwas findet, dass dir einen großen Vorteil verschafft, dann nutzt man das natürlich. Wir arbeiten aber nicht gezielt an einem großen Paket für dieses Auto."
Schumacher muss also warten. Und hoffen.
"Es geht nur darum, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und ein bisschen Glück zu haben", sagte er: "Ich bin mir sicher, dass niemand hier an meinen Fähigkeiten zweifelt. Die habe ich ja früher auch schon unter Beweis gestellt." Jetzt muss er sie auch in der Formel 1 zeigen, damit der Teufelskreis endet.
Immerhin: Der sechste Startplatz bietet eine gute Voraussetzung dafür.
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