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Bundesliga

Müder FC Bayern München: Drei Baustellen machen dem Rekordmeister zu schaffen

  • Aktualisiert: 17.01.2021
  • 10:54 Uhr
  • ran.de
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© 2021 Getty Images
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Zwei Niederlagen in Folge bedeuten beim FC Bayern eine handfeste Krise. Während sich Trainer Hansi Flick betont gelassen gibt, werden drei große Baustellen beim Rekordmeister immer offensichtlicher.

München - Seit Wochen mobilisiert der FC Bayern die letzten Kräfte. Siebenmal bog der Rekordmeister einen Rückstand noch um. Mit Kampf und individueller Klasse. Die Zahlen stimmten und verschleierten den schleichenden Formverfall.

Nach zwei Niederlagen in Folge bei Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga und bei Zweitligist Holstein Kiel im DFB-Pokal und vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg am Sonntag (ab 15.30 Uhr im Liveticker auf ran.de) ist die Bayern-Krise erstmals auch auf dem Papier sichtbar.

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"ARD"-Experte Bastian Schweinsteiger mutmaßte, der Flick'sche Erfolgscode der Triple-Saison sei geknackt. Doch hauptsächlich sind es Mängel in der Ausführung, die den Bayern derzeit zu schaffen machen. "Ich habe damit gerechnet, dass wir sogar ein bisschen früher einen Einbruch bekommen", gab sich Trainer Hansi Flick in der Freitags-Presserunde bemüht gelassen.

Mit einer "wahnsinnigen Mentalität" habe sich die Mannschaft bis zum Jahresende gerettet. Jetzt fehle die Frische und die damit verbundene Bereitschaft, Extra-Meter zu gehen. An den Erfolgen der Vorsaison will sich Flick nicht messen lassen. "Das erste halbe Jahr 2020 mit dem Gewinn des Triples am Ende ist auch für den FC Bayern keine Normalität gewesen", konstatierte er. Dennoch müssen man "schleunigst damit anfangen, wieder in die Spur zu kommen". 

Flick hat keinen Plan B

Auch andere Topmannschaften plagten in dieser Saison ähnliche Probleme, nur eben zu einem früheren Zeitpunkt. Ob Barca, Real, Liverpool oder Paris - sie alle können ein Lied davon singen. Doch die kräftezehrenden zurückliegenden zwölf Monate dürfen nicht als alleinige Ausreden gelten. Offensichtlich werden in der aktuellen Schwächeperiode der Bayern vor allem drei Baustellen.

Auffällig ist: Flick hat keinen Plan B. Obwohl die Mannschaft ihr Potenzial aktuell nicht abrufen kann, lässt er weiterhin hoch verteidigen. Eine laufintensive Taktik, die zuletzt immer häufiger nicht aufging. Fielen die Gegentore in den vergangenen Wochen doch immer nach demselben Schema: lange Bälle in die Tiefe.

Zwar betonte der Trainer, immer wieder Anpassungen vorzunehmen, die grundsätzliche Philosophie scheint jedoch in Stein gemeißelt. "Du kannst auch tiefer stehen und trotzdem die Fehler machen", so Flick. Das Problem sei, dass die Mannschaft derzeit die Laufwege des Gegners nicht mitgehen könne. Hier müssten wieder Automatismen reinkommen. Die Frage ist nur: wie?

Selbst der größte Optimist dürfte kaum glauben, dass die erschöpften Bayern ihre mentale und körperliche Frische über Nacht wiedererlangen.

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Kritik an der Kaderplanung

Ein weiterer Knackpunkt ist die offenbar fehlende qualitative Breite im Kader. "Hinten die Neuzugänge, die im Sommer gekommen sind, das sind für mich nicht alles Spieler, die Bayern-München-like sind", urteilte "Sky"-Experte Lothar Matthäus in Bezug auf die Kaderplanung. "Sie haben nicht das Niveau, um bei Bayern München den Unterschied auf Top-Niveau zu machen. Deshalb kritisiere ich schon ein bisschen die Einkaufspolitik."

Acht Spieler waren im Sommer teils auf den letzten Drücker gekommen: Marc Roca, Bouna Sarr, Douglas Costa, Eric Maxim Choupo-Moting, Tanguy Nianzou, Thiago Dantas und Leroy Sane. Einzig der Königstransfer Sane zeigte in den vergangenen Monaten immer mal wieder, zu welchen Glanztaten er fähig ist. Der große Durchbruch gelang ihm bislang aber noch nicht.

Costa und Choupo-Moting sind allenfalls Ergänzungspieler, Nianzou dauerverletzt. Die restlichen Neuzugänge schmoren auf der Bank oder stehen nicht einmal im Kader. Wenn dann auch noch Joshua Kimmich verletzungsbedingt ausfällt – wie es einige Wochen der Fall war - dürfte Flick den nach Liverpool gewechselten Thiago Alcantara schmerzlich vermissen.

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Prominente Abgänge nicht kompensiert

Überhaupt ist es den Bayern nicht gelungen, die Abgänge von Thiago, Philippe Coutinho und Ivan Perisic zu kompensieren. Als Indiz dafür gilt auch, dass Flick beim 2:3 gegen Gladbach trotz Rückstand nur einen Wechsel (Coman für Costa) vorgenommen hatte. Dabei hätten Impulse von außen - etwa durch einen weiteren Stürmer - vielleicht noch die Wende herbeiführen können.

Flick selbst beteuerte zwar, dass seine Entscheidung "nichts mit der Qualität auf der Bank zu tun" hatte. Doch Taten sprechen oft mehr als Worte.

Abwehr das Sorgenkind der Bayern

Das größte Sorgenkind der Münchner ist allerdings die wacklige Abwehr: 33 Gegentore kassierten die Bayern in 24 Pflichtspielen. Dass die Bilanz nicht noch düsterer ausfällt, haben sie einzig und allein dem herausragenden Manuel Neuer zu verdanken.

Flick wehrte sich am Freitag gegen Kritik an der Abwehrreihe. "Es sind nicht nur die letzten Vier für die Defensive zuständig, sondern die ganze Mannschaft", sagte er. Dieser Fußball-Weisheit widerspricht zwar grundsätzlich niemand. Dennoch lohnt es sich, die Abwehrspieler genauer unter die Lupe zu nehmen.

Dabei wird deutlich: Einige Probleme sind hausgemacht.

Hickhack um Alaba und Boateng

David Alaba beispielsweise. In der Triple-Saison noch der unumstrittene Abwehrchef, sucht der 28-Jährige in der aktuellen Spielzeit nach seiner Form. Zwar unterlaufen ihm keine dicken Patzer wie etwa Innenverteidiger-Kollege Niklas Süle. Von der Souveränität der vergangenen Monate ist jedoch nicht mehr viel übrig.

Die Spekulationen um seine Zukunft scheinen den Österreicher irgendwie zu lähmen. Real Madrid soll die besten Karten haben, während Flick die Hoffnung auf einen Verbleib noch nicht endgültig begraben hat. Dann müsste der FC Bayern jedoch einen Rückzieher vom Rückzieher machen und Alaba ein neues Angebot unterbreiten. 

Ähnlich verhält es sich mit Jerome Boateng. Unter Flick erlebte der in Ungnade gefallene Abwehrhüne seinen zweiten Frühling. Der 32-Jährige selbst würde seinen Vertrag an der Säbener Straße wohl auch verlängern, doch die Bayern zögern, liebäugeln eher mit einer Verpflichtung von Leipzigs Dayot Upamecano. Zuletzt war auch bei Boateng ein leichter Abwärtstrend in der Leistung zu erkennen. Ob das in Verbindung mit seiner unsicheren Zukunft steht, ist jedoch rein spekulativ. 

Süle und Pavard desolat

Neben den beiden ungeklärten Personalien bereitet auch Süle den Verantwortlichen Bauchschmerzen. Seit seiner Verletzung in der vergangenen Saison fand der Nationalspieler nie wieder zu alter Stärke. Stattdessen hatte er zuletzt mit Gewichtsproblemen und desolaten Leistungen zu kämpfen. Häufig gingen Gegentore auf seine Kappe, wie zum Beispiel der 2:3-Siegtreffer der Gladbacher im Topspiel vor einer Woche, als sein Fehlpass den Treffer einleitete.

Lucas Hernandez, der 80-Millionen-Mann, kommt unter Flick nicht wirklich regelmäßig zum Zug. Wenn, dann hautsächlich auf der linken Verteidigerseite und nicht auf seiner bevorzugten Position im Abwehrzentrum. Alphonso Davies zahlt nach seiner Shootingstar-Saison dieses Jahr erwartungsgemäß Lehrgeld. Und Weltmeister Benjamin Pavard ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Dass es Backup Bouna Sarr dennoch häufig nicht einmal in den Kader schafft, spricht Bände. 

Trotz der gegenwärtigen Probleme will der FC Bayern auf dem Transfermarkt im Winter nicht zuschlagen. Sicher auch, weil die Auswahl nicht wirklich verlockend ist. In der zweiten Saisonhälfte wird es daher weiter darum gehen, mit Kampf und Willen irgendwie durchzukommen.

Bis vor einer Woche hat das ja eigentlich auch ganz gut geklappt.

Carolin Blüchel

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