Tedesco als Krisenmanager gefragt
Pulverfass Schalke 04! Die Baustellen der "Königsblauen"
- Aktualisiert: 25.09.2018
- 21:07 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Vier Spiele, null Punkte – der FC Schalke 04 steckt in der Krise. Sollte auch die Partie gegen Freiburg verloren werden, wäre ein historischer Negativrekord eingestellt. Um das zu verhindern, muss Trainer Domenico Tedesco mehrere Problematiken beseitigen.
München - In seiner noch so jungen Trainerkarriere ist Domenico Tedesco nur Erfolge gewöhnt. Im März 2017 übernahm er den abstiegsbedrohten Zweitligisten FC Erzgebirge Aue und sicherte mit einem starken Schlussspurt die Klasse. Es folgte der Wechsel zum FC Schalke 04, wo er überraschend Vize-Meister wurde.
Und nun? Vier Niederlagen aus vier Spielen, letzter Tabellenplatz, ein historischer Fehlstart droht. Vor dem richtungsweisenden Auswärtsspiel beim SC Freiburg (heute um 20:30 Uhr im Liveticker auf ran.de) stellt sich die Frage: Kann der 33-jährige Tedesco auch Krisen?
Markus Weinzierl weiß, wie sich ein Fehlstart mit Schalke anfühlt. Vor zwei Jahren verlor er mit den "Königsblauen" die ersten fünf Saisonspiele und belegte schlussendlich Tabellenplatz 10. Danach folgte die Entlassung. "Es ist unheimlich schwierig, wieder in die Spur zu kommen. Das ist eine Hypothek für die gesamte Saison", erinnert sich Weinzierl bei "Sky".
Soll die Saison 2018/2019 für Schalke trotz Fehlstart noch eine erfolgreiche werden, muss Tedesco mehrere Baustellen in den Griff bekommen:
Sturm-Problematik
Nur zwei Tore sind der schlechteste Wert der Bundesliga. Einer der beiden Treffer resultierte auch noch aus einem Elfmeter. Selbst der letztjährige Top-Torjäger Guido Burgstaller ist noch ohne Treffer. Schuld an der Torflaute sind allerdings nicht nur die Stürmer. Es ist vielmehr das Offensivverhalten der ganzen Mannschaft. "Es hakt daran, dass wir die Jungs vorne nicht in Szene setzen", weiß Tedesco.
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Abwehr-Problematik
Vergangene Saison stellte Schalke mit nur 37 Gegentoren noch eine der drei besten Defensiven der Liga. Vergangenheit! Acht Gegentreffer gab es nun alleine in den ersten vier Spielen. Nur der bevorstehende Gegner SC Freiburg hat noch mehr kassiert. Nach dem lukrativen Abgang von Thilo Kehrer enthält der Kader in Matija Nastasic, Naldo und Neuzugang Salif Sane nur noch drei gesunde Innenverteidiger.
Alle sind stets gefordert, weil Tedesco auf sein System mit drei Innenverteidigern schwört. Dabei befinden sich alle drei außer Form. Vor allem der Ex-Hannoveraner Sane scheint auf Schalke noch längst nicht angekommen zu sein.
Weinziel stellt das gesamte Systems seines Nachfolgers in Frage: "Es ist die Frage, ob es zukunftsträchtig ist, nur defensiv zu denken - beziehungsweise das Spiel auf einen 36-Jährigen (Naldo, Anm.d.Red.) zuzuschneiden."
Standard-Problematik
Die großgewachsene Innenverteidigung von Schalke 04 ist eigentlich wie dafür gemacht, Standards zu verteidigen. Die Realität sieht anders aus: Wolfsburg, Gladbach und Bayern München kamen nach einem Eckball zu einem Kopfballtor. Die Verteidiger ließen ihre Gegenspieler teilweise völlig unbedrängt an den Ball. Tedesco hatte die Raumaufteilung bei gegnerischen Eckbällen noch einmal modifiziert – bislang aber ohne Erfolg.
Die Misserfolge könnten sich zu einem Kopfproblem entwickeln, wie Torwart Ralf Fährmann erklärt: "Vielleicht haben wir es jetzt ein Stück zu sehr in den Köpfen, dass wir diese Ecken unbedingt erfolgreich verteidigen müssen."
Erschwerend kommt hinzu, dass Schalke mit den eigenen Standards schlampig umgeht. Dabei zählten die eigenen Standards letzte Saison noch zu den Stärken von Schalke.
Die Verletzungs-Problematik
Mittelfeldspieler Weston McKennie zog sich gegen die Bayern eine schwere Prellung mit Blutungen im Unterschenkel zu. Damit bricht Schalke nach Innenverteidiger Benjamin Stambouli, Mittelfeldspieler Bastian Oczipka, Flügelspieler Steven Skrzybski und Rechtsverteidiger Sascha Riether ein weiterer wichtiger Spieler weg.
Die Stimmungs-Problematik
Schalke gilt nicht ohne Grund seit Jahren als Pulverfass. Bleiben die Erfolge aus, wird es unruhig. Der Ausraster von Franco Di Santo hat gezeigt, dass es in der Mannschaft rumort. Nach außen hin üben sich die Verantwortlichen in Schönrederei. Tedesco lobt immer wieder die Mentalität seiner Mannschaft, während Heidel an der Zielsetzung Champions League festhält.
Dass sie Tabellenletzter sind, wird gar nicht erst thematisiert. "Die Tabelle sieht in zwei, drei Wochen wieder anders aus. Das geht dann relativ zügig", verspricht Tedesco.
Sollte er sich irren, dürfte sein Vertrauensvorschuss aus der vergangenen Saison irgendwann aufgebraucht sein.
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