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Videoassistent

Videoschiri-Verwirrung: Trainer gehen auf die Barrikaden

  • Aktualisiert: 10.11.2019
  • 12:45 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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© imago images/foto2press
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Ob nun in Deutschland oder in England – überall wird heiß über den Videoschiedsrichter diskutiert. Auch an diesem Wochenende ergaben sich strittige Szenen. Steffen Baumgart wütet, man solle aufhören, "die Leute zu verscheißern"

München - Hertha-Coach Ante Covic war nach dem 2:4 gegen RB Leipzig richtig bedient. Nicht aufgrund der Leistung seiner Mannschaft, die trotz der Niederlage ordentlich war. Vielmehr regte sich Covic über den Videoschiedsrichter auf.

Gleich zwei strittige Entscheidungen wurden im Videokeller von Köln gefällt – beide Male zu Ungunsten der Berliner.

In der 33. Minute bekam Leipzig nach einer minutenlangen Überprüfung einen Elfmeter zugesprochen, weil RB-Spieler Nordi Mukiele im Strafraum den Hertha-Verteidiger Karim Rekik angeschossen hatte. "Das ist eine Entscheidung, für die ich kein Verständnis habe. Zehn Spieltage habe ich nichts über den Schiri gesagt. Aber es häuft sich", meckerte Covic.

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In der 73. Minute ergab sich dann im Strafraum der Leipziger eine strittige Szene. RB-Profi Konrad Laimer traf Herthas Kapitän Niklas Stark mit dem Ellenbogen im Gesicht. Und zwar mit einer solchen Wucht, dass Stark mit blutiger Nase ausgewechselt werden musste. Damit nicht genug: Laimer sprang der Ball auch noch an die Hand.

Und was tat der Video-Schiedsrichter in Köln? Offensichtlich nichts! Das Spiel lief einfach weiter. Covic tobte: "Unfassbar, wo der Ellenbogen steht. Die Hand hat dort nichts zu suchen. Der Junge hat das Nasenbein gebrochen. Unverständlich, dass er sich das nicht angeschaut hat."

Baumgart: Regeln werden nicht eingehalten

Ähnlicher Zeitpunkt, ähnliches Ärgernis: Auch Paderborn-Trainer Steffen Baumgart kritisierte am Samstag nach der 0:1 Niederlage gegen den FC Augsburg den Videoassistenten scharf.

Der Grund: Bei dem Freistoßtreffer durch Philipp Max hatte nach Meinung der Paderborner mindestens ein Augsburger nicht den vorgeschriebenen Abstand von einem Meter zur Mauer eingehalten. Überprüft wurde die Szene allerdings nicht.

Baumgart bezeichnete dies als eine "Frechheit" und ließ seinen Frust beim WDR freien Lauf: "Am Ende macht mich das sauer, weil wir Regeln haben, die nicht eingehalten werden. Wir haben ja eben schon gehört, dass man sich immer Begründungen sucht, warum so etwas nicht überprüft wird. Dann wird es irgendwann lächerlich."

Was ihn besonders aufregt: Mit wie viel Willkür die Entscheidungen scheinbar getroffen werden. Erst am Freitagabend erwies sich der Videoassistent im Zweitliga-Spiel zwischen Dynamo Dresden und Wehen Wiesbaden nämlich als überaus kleinlich: Ein Tor der Wiesbadener wurde nicht gegeben, weil der Ball zuvor auf der anderen Seite (!) angeblich mit vollem Umfang im Toraus gewesen ist.

Hier sah der Videoassistent also eine Dringlichkeit, die Szene zu überprüfen. In Paderborn hingegen nicht.

Baumgart fand klare Worte: "Ich finde das schon schwierig, dass wir immer von Schiedsrichtern Ausreden hören, warum irgendwas nicht überprüft wird. Wenn ich die Dresden-Situation gestern sehe, wo es eine Tatsachenentscheidung war, eine Minute später schießt Wiesbaden das Tor und das Tor wird zurückgenommen, dann sollen sie aufhören, die Leute zu verscheißern. Ganz ehrlich: Sie sollen einfach aufhören."

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Der kurioseste Elfmeter der Saison

Baumgart hätte noch weitere Fälle anführen können, bei denen der Videoassistent überaus genau war. Bestes Beispiel: Vor zwei Wochen bekam der VfL Bochum im Spiel gegen Holstein Kiel den vermutlich jetzt schon kuriosesten Elfmeter der Saison zugesprochen.

Zur Erinnerung: Der Bochumer Silvere Ganvoula hatte mit einem Schuss das Tor verfehlt. Bevor der Ball die Torauslinie komplett überquerte, stoppte der sich aufwärmende Auswechselspieler Michael Eberwein den Ball mit dem Fuß. Dafür gab es einen Elfmeter. Der Grund: Ein Auswechselspieler darf nicht in das Spielgeschehen eingreifen – sei der Eingriff auch noch so banal.

Der Schiedsrichter hatte dies nicht bemerkt, dafür aber der Videoassistent. Die Folge: Elfmeter für den VfL. Eine Entscheidung, die zwar regeltechnisch richtig, allerdings auch sehr kleinlich ist. Zumal diese Regel selbst unter Fußballprofis vielfach nicht bekannt war.

Der Videobeweis ist und bleibt eben ein Aufreger. Niemand versteht so richtig, warum der Videoassistent manche kaum ersichtlichen Regelverstöße kleinlich beanstandet, in anderen Situationen hingegen klare Regelverstöße einfach übersieht.  

War die Fußspitze im Abseits? Videobeweis-Ärger in London

Nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland wird heiß über den Videoschiedsrichter diskutiert. Eine strittige Situation eignete sich zum Beispiel am Samstag im Spiel zwischen Tottenham Hotspur und Sheffield United.

Der vermeintliche Ausgleich in der 72. Minute wurde aberkannt, weil Carl Lundstrom bei der Vorbereitung angeblich im Abseits stand - und zwar mit der äußersten Fußspitze. Drei Minuten hatte die Videounterbrechung gedauert.

Spieltag für Spieltag werden die Entscheidungen des Videoassistenten analysiert - teilweise mit einer enttäuschenden Erkenntnis. Die Chefs der Premier League gaben kürzlich zu, dass der Videoassistent im vergangenen Monat einen Fehler bei der Vergabe eines Strafstoßes im Spiel Brighton gegen Everton beging.

Auch Jürgen Klopp und der FC Liverpool waren bereits von einer kuriosen Video-Entscheidung betroffen. Vergangene Woche wurde ein Tor von Robert Firmino im Spiel gegen Aston Villa vom Videoschiedsrichter aberkannt.

Das Kuriose: Die Abseitslinie wurde auf der Höhe von Firminos Achsel gezogen.

Eine Herangehensweise, die nicht nur Klopp irritierte. Der Trainer verlangt daher mehr Aufklärung rund um den Videobeweis: "Sie müssen sowas erklären. Ich sage nicht, dass es jemand mit Absicht macht. Wir müssen aber sicherstellen, dass das neue System dem Spiel hilft und es nicht verwirrt."

Momentan scheint es nämlich so, als würde die Verwirrung überwiegen.

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