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Nach BVB-Abreibung in Amsterdam

Borussia Dortmund: Trainer Marco Rose zieht Bayern-Vergleich - das ewige Dilemma mit der Mentalität

  • Aktualisiert: 20.10.2021
  • 17:26 Uhr
  • ran.de / Tobias Hlusiak
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© imago images/MIS
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Nach der heftigen Niederlage seiner Mannschaft bei Ajax Amsterdam stellt BVB-Trainer Marco Rose öffentlich die Mentalitätsfrage und vergleicht seine Spieler mit einem Star des FC Bayern. Damit triggert er einen altbekannten Reflex im Umfeld der Borussia.

München - Es ist fast eine lieb gewonnene Tradition geworden. Irgendwann im Verlauf einer jeden Saison kommt im Umfeld von Borussia Dortmund eine Debatte um den Charakter des Teams auf.

Die Aufhänger dafür sind unterschiedlich. Ein paar nicht gewonnene Spiele, eine deftige Abreibung beim FC Bayern oder ein desillusionierender Auftritt in der Champions League - der Reflex ist jedoch meist der gleiche.

Marco Rose konnte die Diskussionen in den vergangenen Jahren als Trainer von Mönchengladbach oder Salzburg aus der Ferne beobachten. Offensichtlich hat er Gefallen an ihnen gefunden.

Denn kaum war das denkwürdige Spiel seiner Mannschaft bei Ajax Amsterdam abgepfiffen, drückte der neue BVB-Trainer alle in Dortmund so bekannten Knöpfe.

"Wenn es schwierig wird, muss man Lösungen finden und das Ding zum Laufen bringen. Wir müssen weitermachen und dann trotzdem Borussia Dortmund ausstrahlen", forderte der 45-Jährige nach dem völlig verdienten 0:4, der höchsten Klatsche in der langen Königsklassen-Geschichte des BVB.

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BVB-Trainer Rose zieht Vergleich zum FC Bayern

"Wir müssen Zweikämpfe annehmen, sie führen, nachschieben, genau die Dinge, mit denen Ajax das Spiel zu ihrem gemacht hat. Die müssen wir auch tun", sagte Rose und musste gar nicht erwähnen, was ohnehin jeder gesehen hatte: Der Borussen-Auftritt in der Johann-Cruyff-Arena hatte nichts mit dem eines Spitzenteams zu tun.

Ohne Feuer, Hingabe und erkennbaren Willen waren Roses Jungs gegen ein entfesselt aufspielendes Ajax schlicht und ergreifend chancenlos untergegangen. Mats Hummels befand gar, mit dem Ergebnis sei man noch gut bedient.

Rose zündete derweil die zweite Stufe und zog einen Vergleich zum großen Rivalen FC Bayern: "Wenn du früh 0:2 zurückliegst, dann bist du nie zufrieden. Aber Joshua Kimmich winkt dann nicht nur ab, der wird richtig sauer. Das ist vielleicht ein bisschen der Unterschied. In München ist dann Feuer unterm Dach. Die Frage ist immer, wie man solche Situationen annimmt und wie man reagiert."

Rumms! Da ist sie wieder, die Mentalitätsdebatte.

Was führt Rose im Schilde?

Rose wird bei seinen Aussagen kalkuliert haben, dass seine Mannschaft in den kommenden Tagen öffentlich hinterfragt und in vielen Kommentaren als ungeeignet für die ganz hohen Ansprüche befunden werden wird.

Der eigentlich solide Saisonstart - Platz zwei in der Liga, nur ein Punkt hinter dem Rekordmeister aus München - wird unter dem Brennglas der Amsterdamer Lehrstunde und den Aussagen des Coaches als holprig ausgelegt werden. 

Gut möglich, dass Rose genau das will. Ein Weckruf zur rechten Zeit könnte ihm bei der Ansprache helfen. Denn noch sind alle sportlichen Ziele ohne Probleme erreichbar.

In der nahen Zukunft stehen ohnehin erstmal machbare Aufgaben auf dem Programm: Samstag in Bielefeld, dann vor heimischer Kulisse erst im Pokal gegen Ingolstadt, dann Köln. Am 3. November kommt es zum Wiedersehen mit Ajax.

Spätestens dann wird sein Team in Sachen Mentalität neu vermessen.

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BVB in Amsterdam total überfordert - taktische Gründe?

Doch auch Rose wird sich hinterfragen müssen.

Ein derartig kollektives Versagen, wie es die Borussia in Amsterdam vorführte, schließt auch den Trainer mit ein. Immerhin war über weite Strecken vollkommen offensichtlich, dass sowohl das defensive Zentrum um Julian Brandt und Jude Bellingham sowie die linke Abwehrseite, die zunächst Nico Schulz und später Emre Can bespielte, komplett überfordert waren.

Von der Bank aber wurde keine Änderung der eigenen Spielstatik veranlasst, die defensive Passivität nicht gelöst. Vielmehr lief Rose mitsamt seiner Mannschaft sehenden Auges in ein Debakel. Auch für den 45-Jährigen dürfte der gestrige Abend also ein Erweckungserlebnis gewesen sein.

Brandt fordert Reaktion im "Rückspiel"

"Man sollte es nicht höher hängen, als es am Ende ist. Schon in zwei Wochen haben wir die Chance, alles besser zu machen", meinte derweil Brandt. Bei allem Lob für Ajax habe man "immer noch die Qualität, auch solch eine Mannschaft zu schlagen". 

Allerdings nur, wenn man die nun folgende Mentalitätsdebatte gut übersteht. Denn eine solche kann auch zu einem Knacks führen. Gerade, wenn sie vom eigenen Trainer angestoßen wird - und wenn sie nicht von allen Betroffenen angenommen wird.

Die Debatten vergangener Jahre versandeten alle irgendwann. Die Klubbosse reagierten mit Trainerwechseln. Irgendwann veränderte man die öffentliche Zielsetzung, wurde erst offensiver, dann wieder passiver.

Eine grundlegende Änderung konnte man auch mit der Verpflichtung von Führungsspielern wie Mats Hummels, Axel Witsel oder Emre Can nicht herbeiführen. Die Aussetzer blieben und verhinderten ein dauerhaftes Augenhöhen-Duell mit den von Rose so gelobten Kimmich-Bayern.

Vielleicht ist der mutige Vorstoß des Trainers nun der richtige Hebel, um die Fesseln endlich zu lösen. Ein neuer Ansatz ist es allemal. 

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