• Darts
  • Tennis
  • Alle Sportarten

Anzeige
Anzeige
ran.de-Interview zum Aufstiegskampf in der Dritten Liga

Benjamin Lauth exklusiv über 1860 München: "Ein Stürmer wie Sascha Mölders ist Gold wert"

  • Aktualisiert: 22.05.2021
  • 13:29 Uhr
  • ran.de / Dominik Hechler
Article Image Media
© Getty / Imago
Anzeige

"Einmal Löwe, immer Löwe". Das trifft wohl auf kaum jemanden mehr zu als auf Benjamin Lauth. Der ehemalige deutsche Nationalspieler absolvierte in seiner Karriere insgesamt 303 Spiele für 1860 München und erzielte dabei 101 Tore. Aber auch für den Hamburger SV lief Lauth unter anderem 47 Mal auf und markierte dabei zehn Treffer. Im exklusiven Interview mit "ran.de" spricht Lauth unter anderem über die mögliche Rückkehr der "Löwen" in die Zweite Liga, die Rolle von Sascha Mölders und wie er die Situation beim HSV einschätzt

ran.de: Benjamin Lauth, nachdem Ihr ehemaliger Verein 1860 München vor vier Jahren bis in die Regionalliga Bayern abgestürzt war, könnte der Traditionsverein von der Grünwalder Straße in diesem Jahr wieder in die Zweite Liga zurückkehren. Am Wochenende geht es in einer Art "Endspiel" beim FC Ingolstadt um den Aufstiegs-Relegationsplatz in der Dritten Liga. Mit welchen Gefühlen haben Sie 1860 in den letzten Jahren und speziell in dieser Saison verfolgt?

Benjamin Lauth: "Es ist wirklich schön, dass wieder über 1860 München und in diesem Zusammenhang vor allem über sportliche Dinge gesprochen wird. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Allein das zeigt ja, dass die 'Löwen' im Moment auf einem guten Weg sind. Sie haben bislang eine tolle Saison in der Dritten Liga gespielt und sich damit bis zum letzten Spieltag die Chance aufrechterhalten, zumindest über die Relegation noch um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga mitzuspielen."

Anzeige
Mölders und Welzmüller
News

Emotionales Video: Mölders äußert sich zu "Spacko"-Aussage

Nach seiner emotionalen Entgleisung gegen Bayern-II-Spieler Maximilian Welzmüller hat 1860-Stürmer Sascha Mölders seine Sicht auf den Vorfall beschrieben. Auch eine Aussprache zwischen den beiden Leistungsträger habe bereits stattgefunden, erklärte Mölders auf Instagram.

  • 18.05.2021
  • 23:50 Uhr

ran.de: Wie ist diese positive Entwicklung bei den "Löwen" zu erklären? War der Absturz in die Regionalliga im Jahr 2017 vielleicht sogar ein Stück weit "heilsam" nach all den Querelen rund um den Investor Hasan Ismaik seit seinem finanziellen Einstieg in den Verein?

Lauth: "Ob dieser Abstieg bis in die Regionalliga Bayern jetzt unbedingt heilsam war, ist aus der Ferne nur schwer zu beurteilen. Vor allem finanziell dürfte es dadurch nicht leichter geworden sein. Aber klar, sportlich sind sie nicht zuletzt damals schon von Ex-Spieler und Coach Daniel Bierofka auf einen richtig guten Weg gebracht worden. Der Verein hat 'Biero' in diesem Zusammenhang wirklich viel zu verdanken, er ist ein 'Löwe' durch und durch und hat sich in seiner Zeit bei 1860 fast schon für den Verein aufgeopfert. Sein Abgang im Jahr 2019 war dann letztlich aber für beide Seiten die richtige Entscheidung. 'Biero' hatte sich irgendwann ein Stück weit aufgerieben und musste selbst auch mal was anderes machen als immer nur 1860 München. Der neue Coach Michael Köllner konnte dann allerdings eine total intakte Mannschaft von 'Biero' übernehmen und hat auf seiner Arbeit aufgebaut und das bis heute wirklich richtig gut gemacht."

ran.de: Was macht die Mannschaft in dieser Saison aus?

Lauth: "Zunächst einmal muss man sagen, dass 1860 vor allem in der Breite des Kaders lange nicht so gut aufgestellt ist wie vielleicht andere Vereine in der Dritten Liga. Sie hatten das große Glück, dass sich die Säulen der Mannschaft wie Sascha Mölders, Philipp Steinhart oder auch Richard Neudecker nicht verletzt und dann auch noch konstant gute Leistungen abgerufen haben. Und wenn du dann auch noch einen Stürmer wie Mölders in deinen Reihen hast, der über 20 Tore schießt, ist das natürlich Gold wert. Mit so einem Spieler steigst du schon mal auf keinen Fall ab, sondern spielst mit ein bisschen Spielglück und guten Mannschaftsleistungen sogar ganz oben mit. So wie die 'Löwen' in dieser Saison."

ran.de: Welche Rolle spielt Sascha Mölders?

Lauth: "Wie das intern ist und ob er jetzt derjenige ist, der die Ansprachen in der Kabine hält und die Mannschaft damit pusht, kann ich von außen nur schwer beurteilen. Dafür bin ich zu weit weg. Aber wenn ich als Mitspieler weiß, dass ich mit Mölders einen Teamkollegen in der Mannschaft habe, der Spiele auch alleine entscheiden kann, wenn sie Spitz auf Knopf stehen, gibt mir das ein richtig gutes Gefühl."

ran.de: Inwiefern tut so ein "Typ" einer Mannschaft wie 1860 München nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kabine gut?

Lauth: "Er wird für seine Art ja aktuell mächtig abgefeiert. Aber wenn du dich in der Öffentlichkeit so gibst, musst du auf dem Platz auch abliefern. Bei 22 Saisontoren finden das natürlich alle gut, wenn es aber anders wäre und Mölders keine Tore schießen und trotzdem seine Sprüche raushauen würde, könnte das seinem Image auch schaden. Dann kommen nämlich ganz schnell die Kritiker und werfen ihm vielleicht vor, dass er zu dick und unfit für die Dritte Liga sei. Aber so wie es im Moment läuft, funktioniert es ja. Diese frechen Interviews zeigen einfach, dass er anders, unangepasster ist als viele seiner Fußballkollegen. Ich finde solche Typen gut."

ran.de: Es gibt sogar gewisse Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen beiden, was den Kult-Faktor bei 1860 betrifft: Mölders kann man auf seinen selbst initiierten Hoodies und T-Shirts mit der Aufschrift "Die Wampe von Giesing" bestaunen und für Sie wurde von den Sportfreunden Stiller sogar extra ein Song namens "Lauth anhören" komponiert …

Lauth: "(lacht)… ja, die Stürmer haben es für solche Aktionen mit ihren Toren und dass sie dadurch häufiger im Fokus stehen natürlich immer ein bisschen leichter."

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

ran.de: Als Torjäger ist er bei den "Löwen" rein sportlich gesehen ja ein Stück weit in Ihre Fußstapfen getreten. Wie würden Sie Mölders als Spielertypen beschreiben?

Lauth: "Er hat vor allem einen super Torabschluss, kann allein durch seine kräftige Statur den Ball sehr gut behaupten und ist auch ansonsten viel unterwegs und arbeitet für die Mannschaft. Mölders hat in dieser Saison zwar auch schon das eine oder andere technisch anspruchsvolle Tor geschossen, aber meiner Meinung nach kommt er eher über die Arbeit. Er ist jetzt kein filigraner Techniker, sondern eher ein Stoßstürmer, der mit seinem Sturmpartner Stefan Lex einen kongenialen und vor allem im Gegensatz zu ihm flinken Partner um sich herum hat. Die Mischung stimmt in der 1860-Offensive einfach."

ran.de: Wie schätzen Sie die Ausgangslage der "Löwen" vor dem Spiel in Ingolstadt ein?

Lauth: "Die hat sich seit dem letzten Spieltag natürlich ein bisschen geändert. 1860 hat gegen die zweite Mannschaft des FC Bayern nur 2:2 gespielt, Ingolstadt siegte hingegen beim MSV Duisburg deutlich mit 5:1. Damit haben die 'Löwen' den dritten Rang auch wieder an die Ingolstädter verloren und müssen nun am letzten Spieltag dort gewinnen. Ein Unentschieden reicht nicht mehr. Der Druck für 1860 ist gestiegen, aber den müssen sie für diese Partie ausblenden und sich klar machen, dass sie es noch aus eigener Kraft auf den Relegationsplatz schaffen können. Somit sollten sie versuchen, den "Rückschlag' aus der vergangenen Woche auszublenden und mit großer Vorfreude nach Ingolstadt fahren."

ran.de: Und würden Sie 1860 danach dann den Sprung über die Relegation in die Zweite Liga zutrauen? Was würde das für den Verein und sein Umfeld bedeuten?

Lauth: "Sollten sie es wirklich auf den dritten Platz schaffen, würden sie mit einem Sieg im Rücken in die Relegation gehen. Das wäre aus meiner Sicht ein großer Vorteil gegenüber dem Zweitligisten, der dann schon eine komplette Saison mit Problemen zu kämpfen hatte und dann in zwei Spielen versuchen muss, seine schlechte Spielzeit zu retten. Von daher würde ich schon den Drittligisten im Vorteil sehen. Und sportlich wäre das für 1860 natürlich ein großer Schritt, wobei es dann zunächst einmal darum gehen würde, die Klasse irgendwie zu halten. Aber wenn ich mir eine mögliche Zweite Liga in der kommenden Saison mit Schalke 04, dem HSV, Dynamo Dresden und Fortuna Düsseldorf so anschaue, dann würde 1860 München da definitiv dazu gehören."

ran.de: Bei einem möglichen Aufstieg könnte die "Löwen" auf einen weiteren ehemaligen Klub von Ihnen treffen: den Hamburger SV: Die Hanseaten haben erneut den Aufstieg in die Bundesliga verspielt. Wie schätzen Sie die Lage beim HSV ein?

Lauth: "Es ist natürlich überraschend, dass der HSV den Aufstieg auf die gleiche Art und Weise verspielt hat wie schon in der vergangenen Saison. Sie spielen eine überragende Hinrunde, nach der man denkt, dass da gar nichts schief gehen kann und dann kommt jedes Mal diese komplett verkorkste Rückrunde. Das ist ehrlich gesagt kaum zu erklären. Auf der anderen Seite gibt es in Hamburg schon ein deutlich raueres und unruhigeres Umfeld als beispielsweise bei Greuther Fürth oder Holstein Kiel. Da kannst du fünf Spiele in Folge gewonnen haben und Tabellenführer sein, wenn du auch nur eine Partie verlierst, dreht sich in der Öffentlichkeit alles nur noch darum. Wenn du als Spieler nach so einer Pleite montags vom Trainingsplatz kommst, wirst du von den Medien sofort gefragt, ob der Abwärtstrend jetzt schon wieder so los geht wie in er vorigen Saison. Irgendwann kommen dir dann auch als Spieler solche Gedanken, dass du das nächste Spiel jetzt auf keinen Fall verlieren darfst, weil sich die Situation im Umfeld sonst nur noch verschärft und man als Team vielleicht in eine Art Negativlauf gerät. Selbst gute und erfahrene Trainer wie Hannes Wolf, Dieter Hecking oder zuletzt Daniel Thioune haben es nicht geschafft, den HSV auf Kurs zu bringen. Für mich wirklich schwer nachzuvollziehen und wie bereits erwähnt unerklärlich."

ran.de: Was muss passieren, damit der HSV wieder in die Spur findet und in die deutsche Beletage zurückkehrt?

Anzeige
Folge 24 07.05.21

"Wir steigen wieder auf": Pearce mit Prognose über 1860-Zukunft

ran-Gast und 1860 München-Fan Simon Pearce spricht über seinen Verein und prognostiziert einen Aufstieg in die 2. Bundesliga.

  • Video
  • 04:07 Min
  • Ab 0

Lauth: "Wenn man sich die souveränen Hinrunden anschaut und welche starken Leistungen der HSV da gezeigt hat, dann kann ja eigentlich nicht alles schlecht sein. Ich halte Jonas Boldt auch für einen sehr guten Mann auf der Position des Sportdirektors. Aber wenn du dann jedes Mal solche Rückrunden spielst, wird natürlich wieder alles in Frage gestellt. Und jetzt haben sie ja auch schon wieder die Baustelle auf der Trainerposition. Mich erinnert die Entwicklung beim HSV ehrlich gesagt auch ein bisschen an 1860. Da war es ja auch so, dass es von Jahr zu Jahr schwieriger wurde – sowohl finanziell, als auch das Spielerpersonal betreffend. Wenn du nicht den direkten Wiederaufstieg schaffst, bekommst du Jahr für Jahr in der Zweite Liga weniger Geld und kannst somit irgendwann nicht mehr die Spieler kaufen, die du eigentlich gerne hättest und für den sportlichen Erfolg eigentlich auch bräuchtest. Das ist ein Kreislauf, aus dem du nur sehr schwer wieder herauskommst. Und dann kommen jetzt auch noch Teams wie Schalke 04 und eventuell Köln oder Bremen in die Zweite Liga, die aufgrund ihrer langen Zugehörigkeit in der Bundesliga noch über ganz andere finanzielle Mittel verfügen. Auf einmal spielst du dann mit solchen Teams, aber auch Vereinen wie Düsseldorf oder Hannover, die ebenfalls gewisse sportliche Ansprüche haben, um den Aufstieg. Keine leichte Aufgabe. Und die wird eben von Jahr zu Jahr schwieriger, je länger du in der Zweiten Liga verweilst."

ran.de: Und wann sehen wir sowohl 1860 München und den Hamburger SV wieder gemeinsam in der Bundesliga?

Lauth: "(lacht) Ich wäre erst einmal froh, wenn 1860 jetzt den Sprung in die Zweite Liga schaffen würde. Aber natürlich wäre mein großer Wunsch, dass sich die 'Löwen' zunächst einmal in der Zweiten Liga etablieren, der HSV Bundesliga spielt und sie sich dort irgendwann mal wiedertreffen. Doch vor allem bei 1860 und den aktuellen Bundesligisten ist der Abstand in den vergangenen Jahren ziemlich groß geworden. Ich denke da auch an die Vereinsstrukturen wie beispielsweise das Nachwuchsleistungszentrum oder das Trainingsgelände. Da besteht überall noch Nachholbedarf."

Das Interview führte: Dominik Hechler

Du willst die wichtigsten Fußball-News, Videos und Daten direkt auf Deinem Smartphone? Dann hole Dir die neue ran-App mit Push-Nachrichten für die wichtigsten News Deiner Lieblings-Sportart. Erhältlich im App-Store für Apple und Android.


© 2024 Seven.One Entertainment Group