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Eintracht Frankfurt gegen FC Chelsea

Fredi Bobic - Baumeister des Erfolgs bei Eintracht Frankfurt

  • Aktualisiert: 02.05.2019
  • 17:47 Uhr
  • ran.de
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© 2019 Getty Images
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Eintracht Frankfurt empfängt Chelsea im Halbfinale der Europa League. Vor einigen Jahren hätten das die wenigsten für möglich gehalten - doch Sportvorstand Fredi Bobic verfolgt einen klaren Plan. 

München - Seit bald zehn Jahren gibt es die Europa League in ihrer aktuellen Form. Seit bald zehn Jahren scheint sie in Deutschland niemanden so richtig zu interessieren. Nicht einmal die Bundesliga-Vereine, die daran teilnehmen. Das Gefühl wird zumindest regelmäßig vermittelt, wenn Klubs wie Ludogorez Rasgrad mit mehr Enthusiasmus in diesem Wettbewerb zur Tat schreiten.

In dieser Spielzeit ist jedoch alles anders, das haben auch die größten Europa-League-Skeptiker eingesehen – denn Eintracht Frankfurt steht im Halbfinale gegen den FC Chelsea (ab 21 Uhr im Liveticker auf ran.de oder in der App über den Reiter "Live/Ergebnisse") und hat auf dem Weg dorthin einen regelrechten Hype ausgelöst. Es wirkt fast so, als hätten sich die Fußballromantiker Deutschlands jahrelang nach einem Phänomen wie dieser Eintracht gesehnt und wären nun froh, endlich ihre Begeisterung herauslassen zu können.

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"Die Eintracht polarisiert, ich polarisiere - das passt also"

Der Mann, der Frankfurt zielstrebig auf diesen Weg gelenkt hat, ist Fredi Bobic. Der Sportvorstand kam im Sommer 2016 als Nachfolger von Heribert Bruchhagen, der 13 Jahre am Main geherrscht hatte. Heute liest sich die Geschichte vereinfacht so: Bobic kommt nach Frankfurt und bringt den Erfolg mit. Doch so einfach war und ist es selbstredend nicht. Zum Amtsantritt erbte er ein Transferbudget von mickrigen 2,5 Millionen Euro, was selbst für den in Schwaben sozialisierten Bobic ungewöhnlich harte Sparzwänge mitbrachte.

In seiner fußballerischen Heimat beim VfB Stuttgart war er zudem nicht gerade mit Lorbeeren aus seiner Funktion als Vorstand Sport verabschiedet worden. Aus dem Frankfurter Fan-Umfeld schlug Bobic deswegen Skepsis entgegen. "Die Eintracht polarisiert, ich polarisiere - das passt also", sagte Bobic, der sich in seiner langen Fußballkarriere einen Namen für kernige Worte gemacht hat, damals bei seiner Vorstellung.

Bobic kennt sich mit widrigen Umständen aus und gefällt sich in der Rolle des Außenseiters ganz gut. "Ich war schon als aktiver Spieler immer mehr begeistert von Underdog-Teams, die aus weniger Möglichkeiten das Optimum herausgeholt haben", sagte er dem "Spiegel" kürzlich in einem Interview. Frankfurts Aufsichtsrat überzeugte Bobic, weil er "ein schlüssiges Konzept vorgelegt hat und sein Netzwerk nicht an den Grenzen Europas endet", wie der Vorsitzende Wolfgang Steubing die Verpflichtung damals erklärte.

Bobic liebt Underdogs

Für sein Adressbuch ist Bobic in der Szene bekannt. Es ermöglicht ihm bei der Suche nach dem Optimum, ungewöhnliche Wege zu beschreiten. Sein Plan für die Eintracht sah Spieler mit einer speziellen Mentalität vor: Außenseiter, die sich beweisen müssen. "Wir mussten versuchen, Spieler zu bekommen, die wir uns eigentlich gar nicht leisten konnten", erklärte Bobic dem "Spiegel" sein System. "Das haben wir über bestimmte Vertragskonstellationen wie Ausleihen geschafft, oder über Empathie, indem wir Spieler davon überzeugen konnten, sich in Frankfurt für die großen Klubs zu empfehlen."

Über Leihen kamen Spieler von Chelsea, Madrid oder Manchester United. Frankfurt machte sie im Idealfall besser und sich dadurch einen Namen. Oder überzeugte sie sogar davon, dass es sich lohnt ganz zur Eintracht zu wechseln. Ein solches Beispiel ist Ante Rebic. Er war zwei Jahre von Florenz ausgeliehen, dann präsentierte sich der kroatische Nationalspieler bei der Weltmeisterschaft sehr Ansehnlich im größtmöglichen Schaufenster des Transfermarkts. Die Eintracht schaffte es dennoch, ihn vom Bleiben zu überzeugen. Das kann in diesem wechselhaften Fußballgeschäft nicht zu hoch eingeordnet werden. Es spricht auch für die Überzeugungskraft von Bobic und seinem Team.

Es hört sich nach einem einfachen System an: Spieler mit großem Potenzial, die gerade bei ihrem Stammverein ein bisschen unglücklich sind, werden geholt. Dann päppelt Frankfurt sie auf, die Spieler bringen Leistung, alle gewinnen. In der Theorie klingt es wie ein Selbstläufer, in der Praxis ist es kniffliger. Die Kunst ist es, vielversprechende Spieler in den verwinkelten Kadern der Top-Klubs auszumachen, ihnen ihre Perspektive in Frankfurt aufzuzeigen und die Konkurrenz auszustechen.

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Spitze gegen Bayern

Bobic scheint dafür ein geschicktes Händchen zu haben. Neben Rebic ist Luka Jovic ein mittlerweile prominentes Beispiel für diesen Weg. Der Stürmer war unglücklich bei Benfica Lissabon und nur zweite Wahl. Frankfurt hat ihn zunächst für zwei Jahre ausgeliehen. Bobic, Sohn eines slowenischen Vaters und einer kroatischen Mutter, konnte auch sprachlich bei dem Serben punkten – genauso wie der damalige Trainer Niko Kovac, der Kroate ist.

Ab der nächsten Saison gehört Jovic der Eintracht nun komplett – für die Ablöse von rund sieben Millionen Euro. Europas Top-Klubs dürfte er schon jetzt mindestens das Siebenfache wert sein. Verkauf nicht ausgeschlossen. "Wir produzieren, und sie kaufen uns die Leute weg. Das gab es ja auch schon bei Trainern. Also wäre es ein Erfolg, wenn Jovic bei uns toll spielt und dann für viel Geld geht", erklärte Bobic im "Spiegel". Bobic ist ein Mann der klaren Worte.

Er erzeugt aber auch gerne Widersprüche. Zu den Chancen auf eine Meisterschaft sagte er der "Zeit online": "Der FC Bayern profitiert von einem so großen wirtschaftlichen Vorsprung, dass ihm Fehler verziehen werden. Und dem Management des FC Bayern sind ja zuletzt einige Fehler unterlaufen."

Fehler können Fredi Bobic, der in seiner zweiten Saison mit Frankfurt den DFB-Pokal holte und aktuell im Halbfinale der Europa League steht, zurzeit beim besten Willen nicht nachgesagt werden.

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