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Halbfinale der UEFA EURO 2020: England vs. Dänemark

EM 2021: Aus dem Schatten seines Vaters - Kasper Schmeichels langer Weg

  • Aktualisiert: 07.07.2021
  • 18:26 Uhr
  • ran.de/Martin Jahns
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© Getty Images/Twitter@Pschmeichel1

Dänemarks Torwart Kasper Schmeichel kann bei der EM aus dem Schatten seines Vaters treten, der sensationell 1992 Europameister wurde. Zugetraut wurde ihm das lange nicht. Dabei hat er ihm auch seine besondere Verbindung mit England zu verdanken.

München - Wie bringt man ein ganzes Land gegen sich auf? Dänemarks Torwart Kasper Schmeichel hat es auf der Pressekonferenz vor dem Halbfinale gegen England (21 Uhr im Liveticker) gezeigt.

Auf die Frage, was er denn empfinden würde, mit einem Sieg den englischen "It's coming home"-Hype zu beenden, antwortete Schmeichel ganz lässig: "War es denn jemals zuhause? Habt ihr das hier schon mal gewonnen?" Die englische Yellow Press nahm die Provokation mit Kusshand an. Leichter hat es der Keeper seinem Team vor 60.000 fast ausschließlich englischen Fans – aus Dänemark können aufgrund der Corona-Bestimmungen keine Zuschauer zum Spiel anreisen – damit nicht gemacht.

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England ist die zweite Heimat - doch Dänemark im Herzen

Dabei steht der 34-Jährige davor, den großen Fußspuren seines Vaters Peter Schmeichel zu folgen. Wie Sohn Kasper ging auch Schmeichel Senior mit der dänischen Nationalmannschaft als krasser Außenseiter in ein Turnier – und triumphierte. 1992 hielt er im EM-Finale gegen Deutschland seinen Kasten sauber. Im Halbfinale gegen die Niederlande parierte er im Elfmeterschießen den entscheidenden Versuch.

Vater Peter ist es auch, dem Kasper Schmeichel sein besonderes Verhältnis zu England zu verdanken hat: Denn der aktuelle dänische Nationalkeeper verbrachte einen Großteil seiner Kindheit in Manchester, wo sein Vater für United zwischen den Pfosten stand. Kasper ging derweil im Großraum Manchester zur Schule, kickte dort mit englischen Freunden und spricht noch immer den markanten nordenglischen Dialekt.

Im Herzen aber blieb Kasper Schmeichel Däne durch und durch. Als sich 2007 FA-Verantwortliche erkundigten, ob er für England auflaufen könne, gab sein damaliger Berater Mads Frederiksen den "Three Lions" einen Korb: "Ich kenne ihn und ich weiß, dass Kasper Dänemark liebt. Kasper liebt die dänische Nationalmannschaft, und ich glaube nicht, dass Sie viele Leute finden werden, die so viel Liebe für Dänemark haben wie Kasper."

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Lange Jahre im Schatten seines Vaters

Lange beruhte das nicht gerade auf Gegenseitigkeit. In den ersten Karrierejahren galt Kasper Schmeichel im Vergleich zu seinem Vater als solide, aber weniger talentiert. "Ich habe keinen Druck in diesem Sinne gespürt. Dafür habe ich gemerkt, dass über mich geurteilt wurde, sehr früh und sehr schnell", erinnert er sich bei der "BBC".

Nach einer großen Karriere sah es lange nicht aus: Mit 15 schloss er sich der Jugendakademie von Manchester City an – ausgerechnet den Erzrivalen des Klubs seines Vaters. Der damalige Mittelklasseklub schickte ihn auf einen Verleihmarathon von Darlington bis Coventry bei fünf verschiedenen Vereinen binnen drei Jahren. Über die Stationen Teams Notts County und Leeds United kam Schmeichel 2011 zum damaligen Zweitligisten Leicester City.

Zu diesem Zeitpunkt sah alles noch einige Nummern kleiner aus als bei Vater Peter, der mit United Serienmeister und Champions-League-Sieger wurde und der als 24-Jähriger schon Stammkeeper der dänischen Nationalmannschaft war. Für seinen Sohn waren Länderspiele mit 24 noch Zukunftsmusik. 

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Menschliche Geste bringt Kasper Schmeichel Sympathien

Erst in Leicester ging Kaspers Stern auf. Bei der sensationellen Meisterschaft 2016 war Schmeichel ebenso Leistungsträger wie beim FA-Cup-Titel in der abgelaufenen Saison. Inzwischen prägt er dort eine eigene Ära – wie einst sein Vater in Manchester.

Dank seiner Leistungen in der englischen Provinz avancierte Kasper mit 26 Jahren zum Nationalspieler. Seit 2014 ist er dort die Nummer eins. Spätestens mit den Bildern seiner tröstenden Worte für Christian Eriksens Frau auf dem Platz nach dessen Herzstillstand beim EM-Auftakt gegen Finnland hat auch Kasper bei vielen dänischen Fans Sympathien gewonnen. Gegen England wird der inzwischen 34-Jährige sein 71. Länderspiel bestreiten. Wie sein Vater könnte er dann der Held eines EM-Halbfinals werden – und so den Traum seiner zweiten Heimat zerstören. 

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