EM 2021
EM 2021: DFB-Team: Unberechenbarer Musiala eine Alternative für Löw
- Aktualisiert: 29.06.2021
- 13:22 Uhr
- ran.de
Für Jamal Musiala ist das EM-Achtelfinale gegen England etwas ganz Besonderes (Dienstag, 18 Uhr im Liveticker). Erst im Frühjahr hatte sich der Youngster für den Adler statt die "Three Lions" auf der Brust entschieden. Jetzt könnte er gegen seine zweite Heimat wieder zu Löws Acht-Minuten-Mann werden.
München - Acht Minuten hat er gebraucht, um sich ins Rampenlicht zu spielen. Als Jamal Musiala vor einer Woche gegen Ungarn beim Rückstand von 1:2 eingewechselt wurde, drohte der deutschen Nationalmannschaft das Vorrunden-Aus. Das beeindruckte den 18-Jährigen scheinbar überhaupt nicht. Auf dem linken Flügel packte er seine Dribbelkünste aus und leitete den rettenden Ausgleich durch Leon Goretzka ein. Die DFB-Elf buchte damit das Last-Minute-Ticket nach Wembley. Achtelfinale gegen England, Musialas "zweite Heimat", wie er es selbst nennt.
Einige Experten fordern nun prompt einen Startelfeinsatz des jüngsten deutschen Turnierspielers der DFB-Historie. "Er ist ein Spieler, der ein Eins-gegen-Eins mit einer Körpertäuschung auflösen und einen Spieler aussteigen lassen kann, um eine neue Situation zu schaffen", schwärmte "Sky"-Experte Dietmar Hamann. "Wir haben sonst keinen Spielertypen wie ihn und man sollte überlegen, ihn von Anfang an spiele zu lassen."
Soweit wird es aller Voraussicht nach nicht kommen. Bei der abschließenden Pressekonferenz am Montag machte Bundestrainer Joachim Löw seinem Youngster aber Hoffnung auf eine Einwechslung und konnte sich dabei einen Spaß nicht verkneifen. "Wenn Musiala morgen reinkommt und macht nicht das entscheidende Tor, dann schicken wir ihn wieder zurück nach England", flachste Löw.
Löw überzeugte Musiala von Deutschland
Dabei ist es das Verdienst des Bundestrainers, dass Musiala sich im Februar für die deutsche und gegen die englische Nationalmannschaft entschieden hat. Der Sohn eines Engländers und einer Deutschen wäre auch für die "Three Lions" spielberechtigt gewesen.
In Stuttgart geboren, war er als 8-Jähriger mit seiner Familie nach London gezogen und hatte beim FC Chelsea und in der Nationalmannschaft sämtliche U-Mannschaften durchlaufen. Erst mit 16 kam er durch seinen Wechsel zum FC Bayern zurück in die Heimat.
Nach starken Leistungen beim Rekordmeister besuchte Löw Musiala in der vergangenen Saison regelmäßig in München und überzeugte ihn schließlich, dass der Adler auf der Brust besser zu ihm passt als der Löwe.
Musiala hat sich eingewöhnt
Auch wenn sich der 18-Jährige aus vollem Herzen für die deutsche Nationalmannschaft entschieden hat, das Duell gegen seine alten Buddies in Wembley ist etwas ganz Besonderes. "Ich habe da einige Jahre gelebt und mich wohlgefühlt, kenne viele Menschen und habe viel gelernt. All das möchte ich nicht missen. Das streift man nicht so einfach ab. Dieses Spiel ist etwas Großes für mich", gestand Musiala im Interview mit "DFB-aktuell".
Der Bundestrainer sieht seinen jungen Edel-Techniker tatsächlich als Alternative, jetzt, da sich Musiala auch im Kreise der Nationalmannschaft endgültig angekommen ist. "Er hat zwei, drei Wochen gebraucht. Das ist völlig normal bei einem so jungen Spieler. Aber in den letzten Tagen und Trainingseinheiten hat er wirklich sein Potenzial mehr gezeigt", so Löw.
Auch von seiner Leistung gegen Ungarn war der Trainer angetan. "Bei ihm weiß man: Wenn er kommt, macht er unberechenbare Dinge."
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Unter den Fittichen der Bayern-Kollegen
Unterstützung erhält der jüngste Spieler im Kader vor allem von seinen Vereinskollegen. Das hat die Eingewöhnungszeit erleichtert, verriet Musiala, den Leroy Sane wegen seines jungen Alters und seiner Wendigkeit "Bambi" getauft hat. "Gerade ganz am Anfang war das natürlich extrem wertvoll. Die Spieler vom FC Bayern konnte ich alles fragen, und sie waren auch nicht genervt. Das war gut, das hat mir Sicherheit gegeben."
Respekt in der Nationalmannschaft hat sich Musiala längst erarbeitet. Robin Gosens prophezeite ihm jüngst "eine große Karriere", wenn er von Verletzungen verschont bleibe. Nur Leon Goretzka pochte im "FC Bayern Podcast" im Frühjahr darauf, dass der zierliche Ballkünstler körperlich noch zulegen müsse. "Er wird hier und da ein bisschen zu leicht weggeschoben. Das ist mir ein Dorn im Auge."
Musiala versprach, daran zu arbeiten. Auch wenn die Muskelmasse noch auf sich warten lässt, gegen Ungarn war von Wegschieben nicht viel zu sehen. Und wer weiß, vielleicht bekommt er im Achtelfinale gegen England ja auch mehr als nur acht Minuten.
Carolin Blüchel
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