Besondere EM-Geschichte
EM 2021: Federico Chiesa - wie der Vater, so der Sohn
- Aktualisiert: 07.07.2021
- 13:33 Uhr
- ran.de/Timo Nicklaus
Nach einem schweren Start ins EM-Turnier entwickelt sich Federico Chiesa mehr und mehr zum italienischen Erfolgsgaranten. Die Fußstapfen seines Vaters hat er längst ausgefüllt, nun ist er dabei seine eigene Geschichte schreiben.
München/London - Da waren sie mal wieder. Die üblichen Probleme auf einer virtuellen Pressekonferenz. Erwartungsvoll blickte Federico Chiesa durch den Raum. Vor ihm sein Pokal - "Man of the Match". Doch die Frage kam nicht. Nichts zu hören.
Kein Problem. Chiesa lächelte es einfach freundlich weg. Nichts konnte dem Italiener in diesem Moment die Laune verderben. Seine "Squadra Azzurra" hatte soeben in einem dramatischen EM-Halbfinale die besseren Nerven gezeigt und Spanien im Elfmeterschießen bezwungen.
Chiesa bringt Italien auf die Siegerstraße
Der 23-Jährige hatte sein Team mit dem 1:0-Führungstreffer in der 60. Minute überhaupt erst auf die Siegerstraße gebracht, stand 107 Minuten auf dem Feld und stellt im Nachgang fest: "Das war die beste Nacht meiner Karriere. Auf so einer Bühne 60 Millionen Italiener repräsentieren zu dürfen, hätte ich mir nie erträumt."
Doch Träume werde wahr. Erst recht in der Familie Chiesa.
Vater Enrico spielte ebenfalls für die Squadra Azzurra
Federico folgt in die Fußstapfen seines Vaters Enrico, der einst selbst 17 Länderspiele für Italien absolviert hatte. Einige, nein viele davon, bei großen Turnieren. EM 1996, WM 1998 - der einst quirlige Angreifer war dabei.
So auch am 14. Juni 1996, als er an der Anfield Road in Liverpool das zwischenzeitliche 1:1 gegen Tschechien schoss. Italien verlor noch mit 1:2 und flog nach einem abschließenden 0:0 gegen Deutschland aus der Gruppenphase heraus.
Drei Wochen später wurde das DFB-Team gegen eben jene Tschechen Europameister - 25 Jahre später könnte es nun umgekehrt laufen.
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Schwerer Start ins EM-Turnier
Und daran hat Chiesa Junior einen entscheidenden Anteil. Seit Oktober 2020 steht der Flügelstürmer bei Juventus Turin unter Vertrag. Derzeit noch per Leihe, die sich nach der kommenden Saison in eine Kaufpflicht von 40 Millionen Euro umschlägt.
Dementsprechend groß waren auch die Erwartungen an den Mann aus Genua. Im März 2018 gab er gegen Argentinien sein Länderspieldebüt. Das Duell fand damals im Ethiad Stadium in Manchester statt.
Doch unter Trainer Robert Mancini war er nicht immer gesetzt. Auch nicht bei der EM. Neun Minuten gegen Türkei, zwanzig gegen die Schweiz. Stets bekam Domenico Berardi den Vortritt.
Im sportlich unbedeutenden dritten Gruppenspiel gegen Wales durfte er zwar für 90 Minuten ran, gegen Österreich ging es im Achtelfinale aber wieder zurück auf die Ersatzbank.
Chiesa bleibt optimistisch - und wird belohnt
Enttäuschend, ohne Frage. Aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken: "Wir wollen alle spielen, unsere Qualitäten zeigen und unser Bestes für die Nationalmannschaft geben. Das ist unser Kindheitstraum", sagte Chiesa in einem UEFA-Interview: "Der Trainer wählt Elf von uns aus, aber wir sind 26 erstklassige Spieler. Deshalb sollen die Jungs auf der Bank auch das Spiel genau verfolgen, sich einbringen und einen Unterschied machen."
Wie es dann eben laufen kann, bewies er im kniffligen Spiel gegen die Österreicher. Sechs Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit kam er für Berardi ins Spiel, traf in der Verlängerung zum 1:0 und brachte sein Team so auf die Siegerstraße.
Eigene Erfolgsgeschichte kurz vor der Krönung
Ganz nebenbei wurden Federico und Enrico so zum ersten Vater-Sohn-Duo, das bei einer EM-Endrunde jeweils ein Tor erzielte. Der Vater in Anfield, der Sohn im Wembley.
Gegen Spanien folgte dann der nächste Streich. Schneller Antritt, ein kurzes Dribbling und ein sehenswerter Schlenzer ins lange Eck. Papa Enrico hätte es nicht besser machen können.
Und doch möchte sich der 23-Jährige in einer Sache sicherlich von seinem Vater unterscheiden. Einen internationalen Titel gewann dieser nämlich nie. Im Finale am Sonntag (ab 21 Uhr im Liveticker auf ran.de) hat der Junior nun die große Chance dazu.
Und England, so scheint es, liegt der Familie Chiesa eben.
Timo Nicklaus
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