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Noch keine Einsatz-Minute für England

EM 2021: Nicht gut genug? Mangelnde Disziplin? Das Rätsel um Jadon Sancho

  • Aktualisiert: 21.06.2021
  • 17:21 Uhr
  • ran / Thomas Gaber
Article Image Media
© getty
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Er hätte einer der Stars der EURO werden können, doch bislang bleibt Jadon Sancho in Englands Nationalmannschaft komplett außen vor. Trainer Gareth Southgate liefert einen fragwürdigen Erklärungsversuch, Experten in England schlagen Alarm. 

München - Als in der Heimat die Kritik auf die englische Nationalmannschaft einprasselte ob der langweiligen Nullnummer gegen Schottland, griff Gareth Southgate in die psychologische Trickkiste.

Der Cheftrainer der "Three Lions" zeigte seinen Spielern ein Potpourri an Videosequenzen von Mannschaften, die bei früheren EM-Endrunden mäßig ins Turnier gestartet waren und am Ende Europameister wurden: Niederlande 1988 (Auftaktpleite gegen die UdSSR), Dänemark 1992 (ein Punkt nach zwei Spielen), Portugal 2016 (kein Sieg in der Vorrunde). 

Dabei steht England gar nicht so schlecht da; mit vier Punkten ist man auf Achtelfinalkurs, ein Remis im letzten Spiel gegen Tschechien (Di., 21 Uhr im ran.de-Liveticker) reicht schon aus, um weiter mitmachen zu dürfen. Auf seine Defensive kann sich Southgate dabei verlassen, Keeper Jordan Pickford musste noch nicht hinter sich greifen.

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Perfektes Umfeld für Harry Kane. Eigentlich.

Doch Southgate hat durchaus auch ein Problem: Offensiv präsentiert sich England sehr überschaubar. TV-Experte Rio Ferdinand, der immerhin 81 Länderspiele auf dem Buckel hat, sprach nach dem Schottland-Schocker wenig charmant vom "steifen, alten England". 

Dabei sucht das Talente-Reservoir in Southgates Kader im Angriff seinesgleichen: Phil Foden, Raheem Steerling, Marcus Rashford, Jack Grealish, Dominic Calvert-Lewin und Jadon Sancho. Ein eigentlich perfektes Umfeld für Kapitän Harry Kane. Eigentlich. 

In den ersten beiden Spielen schenkte Southgate Foden und Steerling das Vertrauen - beide fielen gnadenlos durch. Wenig Esprit, null Torgefahr, kein Zuspiel für Kane. Auch die gegen Schottland eingewechselten Rashford und Grealish waren keine Erleuchtung, was eine Frage aufwirft, die mittlerweile ganz England beschäftigt: Warum hat Jadon Sancho bei dieser EURO noch keine Sekunde gespielt?

Southgate: Bundesliga hat nicht das Niveau

Southgate selbst hat seine ganz eigene Sicht der Dinge. Die Bundesliga, in der Sancho für Borussia Dortmund seit dreieinhalb Jahren abliefert und starke Zahlen auflegt (wettbewerbsübergreifend 58 Tore und 64 Torvorlagen), hinke qualitativ hinterher.  

"Die Top-Teams sind sicher eine Herausforderung für englische Mannschaften in der Champions League. Aber ich glaube nicht, dass das Niveau in Deutschland ganz so hoch ist, weil die Finanzen nicht ganz so hoch sind", sagt Southgate. Deshalb sei es leichter, in der Bundesliga durch Tore und Vorlagen zu glänzen, als etwas in der Premier League. 

Eine Erklärung, die in England viel Unverständnis hervorruft, auch wenn Journalist und Premier-League-Experte Raphael Honigstein anfügt, dass "Sanchos Leistungen in Dortmund in England immer noch nicht bei der breiten Masse angekommen sind." 

Andererseits bemüht sich Manchester United seit Jahren intensiv um Sancho und hat jüngsten englischen Zeitungsberichten zufolge ein neues Ablöseangebot von 78 Millionen Euro hinterlegt.

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England Schottland
News

Pressestimmen: "England fällt auf die Nase"

Die englische Nationalmannschaft hat im zweiten Vorrunden-Spiel der EM-Endrunde 2021 nur 0:0 gegen Schottland gespielt. Nach diesem enttäuschenden Ergebnis gab es Kritik in der Presse.

  • 19.06.2021
  • 12:01 Uhr

Scharfe Experten-Kritik an Southgate

Ehemalige englische Nationalspieler fahren schwere Geschütze gegen Southgates Ignoranz auf. "Ich verstehe das wirklich nicht. Im ersten Spiel saß er nicht mal der Bank, im zweiten kam er nichts aufs Feld. Du hast so ein großes Talent da rumsitzen und auf dem Platz ein Team, das sich zurückzieht und wartet, besiegt zu werden", sagte Ferdinand und forderte in Richtung Southgate: "Lass' diese Jungs einfach von der Kette!" 

Wayne Rooney pflichtete Ferdinand in seiner Kolumne in der "Times" bei: "Wenn dein Spiel darauf ausgelegt ist, dass deine Außenspieler ins Dribbling gehen, warum spielen dann nicht Jack Grealish und Jadon Sancho, zwei, die darin zu den Besten gehören?"

Der ehemalige England-Legionär Steffen Freund vermutet dahinter Southgates Dogma, dass die Bilanz in der Nationalmannschaft für eine Nominierung entscheidender sei als die im Verein. "Southgate orientiert sich anders als Joachim Löw an den Leistungen bei den Länderspielen, da musst du dir nach altem Muster deinen Platz erkämpfen", erklärte Freund bei "Sport1". Entsprechend sei der Druck auf Southgate, Sancho aufzubieten, noch nicht so präsent, weil Sancho im Trikot mit den drei Löwen auf der Brust bislang noch nicht so brilliert habe. 

In 19 Länderspielen, übrigens alle unter Southgate, kommt Sancho auf drei Tore und fünf Vorlagen. Neunmal stand er in der Startelf, meistens gegen eher zwei- oder drittklassige Gegner.

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Fehlende Disziplin ein Problem?

Für Freund könnte auch das Dauer-Transferthema um Sancho eine Rolle spielen. Sancho betonte zuletzt immer wieder, dass er sich in Dortmund wohl fühle, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass er einen (sofortigen) Wechsel in die Premier League bevorzugt. Beim BVB wurde Sancho immer mal wieder aus der Mannschaft genommen, weil ihm kolportierte Ablösesummen in hoher zweistelliger Millionenhöhe den Kopf verdrehten. 

Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc musste Sancho oft gegen Kritik von außen verteidigen, gab aber auch zu, dass Sancho durchaus "Flausen im Kopf" habe. 

"ZDF"-Experte Christoph Kramer sieht darin den Grund für Sanchos extrem schwierigen Stand bei Southgate. "Er ist so ein herausragender Spieler und würde auch England krass guttun. Ich kann es mir nur mit Disziplin erklären, dass er nicht spielt."

Immerhin scheint Southgate etwas ins Grübeln gekommen zu sein. Auf die Frage eines Journalisten, ob er auch im letzten Vorrundenspiel gegen Tschechien auf das Angriffstrio Foden/Steerling/Kane setzen wird, antwortete der Coach: "Harry Kane wird auf jeden Fall spielen." 

Thomas Gaber

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