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Mit Pleite gegen England endet eine Ära

EM 2021: ranSicht zum EM-Aus und dem Löw-Abschied: Gescheitert an der eigenen Sturheit

  • Aktualisiert: 30.06.2021
  • 17:29 Uhr
  • ran / Marcus Giebel
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© imago

England bleibt es also vorbehalten, die Ära Joachim Löw als Bundestrainer zu beenden. Viel braucht es dazu nicht. Denn die DFB-Elf bleibt bei der EM 2021 eine Menge schuldig. Was auch an der Sturheit ihres Coaches liegt, findet ran-Autor Marcus Giebel.

München - Vor dem Spiel ging Joachim Löw freiwillig auf die Knie. Wie die Spieler auf dem Feld. Als wichtiges Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung. Anschließend aber wurde er mit seiner Mannschaft in die Knie gezwungen.

Von einem englischen Team, das offensiv die besseren Einzelspieler aufwies, aber über die 90 Minuten nicht wirklich überzeugend agierte. Dennoch genügte deren über weite Strecken unaufgeregter Auftritt, um sich das 2:0 zu verdienen.

Damit endete die Ägide von Löw früher, als sich Spieler, Stab und Fans das ausgemalt haben. Dabei war das zeitige Aus im Grunde eines mit Ansage. Schon in der zugegeben stark besetzten Gruppe mit den aber ebenfalls schon gescheiterten Portugiesen und Franzosen behauptete sich die DFB-Auswahl nur mit viel Mühe.

Der Bundestrainer aber schien nicht die richtigen Lehren aus dem Partie für Partie aufgeführten Vabanquespiel gezogen zu haben. Denn anders ist nicht zu erklären, warum er stur an seinem System mit drei Innenverteidigern, aber auch nur drei Offensiven festhielt. Personelle Wechsel allein hatten da auch keinen wirklich positiven Effekt, wie die Darbietung im Wembley-Stadion schonungslos offenlegte.

So bot sich das aus den Gruppenspielen bekannte Bild: Im Angriff mangelte es an Ideen und Esprit - einzige Ausnahme war hier die Portugal-Gala. Die Unzulänglichkeiten im Abwehrverhalten und gerade im Umschaltspiel zogen sich aber durch die kompletten 360 Turnierminuten auf dem Rasen.

Da möchte man schon wissen: Warum reagierte Löw nicht auf die kaum zu übersehenden Defizite? Mit einer anderen Formation, die mehr Stabilität ins Team gebracht hätte. Ob nun schon im Vorlauf einer Partie oder während des laufenden Spiels. Und gerade wenn wir auf das England-Spiel blicken: Wie sind die viel zu späten Einwechslungen zusätzlicher Angreifer zu erklären?

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Keine Fortschritte in der Abstimmung

"ARD"-Expertin Almuth Schult verzweifelte zudem an der Anfälligkeit der Defensive, die insgesamt sieben Tore kassierte: "Es ist sehr frustrierend. Wir haben in allen vier Spielen die gleichen Fehler bei den Gegentoren analysiert. Es war so, dass die Gegentore zu vermeiden waren."

Was auch der Torhüterin besonders auffiel: Die Abstimmung im Verbund machte von Spiel zu Spiel keineswegs Fortschritte. Ein Alarmsignal. Fragt sich, ob die entsprechenden Laufwege und die genaue Aufteilung denn nicht zwischen den Auftritten eingeimpft wurden.

Oder mangelte es schlicht an geeigneten Spielern für die bevorzugte Formation? Dann wäre das Verweigern einer Alternative eine Bankrotterklärung gewesen.

Denn es drängte sich der Eindruck auf, als habe Löw erst gar keinen Plan B ausgearbeitet. Allen Unkenrufen unter Experten zum Trotz. Oder ging es ihm bei seinem Abschiedsturnier gerade darum? Ganz Fußball-Deutschland noch einmal zu demonstrieren, dass er seit dem WM-Titel 2014 über den Dingen steht und sich auf keinen Fall von externen Wünschen und Anregungen beeinflussen lässt.

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Joachim Löw wird nach dem Ende seiner 15-jährigen Ära als Bundestrainer die angekündigte Auszeit nehmen.

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Bundestrainer spricht über Fehler

Dabei hätte ja gerade auch eine Abkehr von seiner eigentlichen Wunschformation im Erfolgsfall als Stärke interpretiert werden können. So aber wird sich die Kritik wieder ergießen über dem einst unantastbaren Coach.

"Fehler macht ja jeder", wich Löw nach seiner 34. Niederlage im 198. Spiel im "ARD"-Interview der Frage nach seiner konkreten Rolle aus: "Es ist manchmal so, dass man im Nachhinein denkt, man hätte Dinge anders machen können." Auf Details ging er jedoch nicht ein.

Brauchte Löw aber auch nicht wirklich. Denn die vier Partien boten Anschauungsmaterial zuhauf. Dafür, dass das deutsche Team während des Turnierverlaufs niemals in den Verdacht geriet, titelreif zu sein.

Wie in den ersten fünf großen Turnieren unter Löw, die allesamt frühestens im Halbfinale endeten und regelmäßig begeisternden Angriffsfußball boten. Dieser Lauf stoppte schon bei der WM 2018 jäh, nun wurde der Trend zumindest nicht umgekehrt.

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Zahlreiche Rückschläge zum Ende der Ära

Und so dürfte Löws Abschied mancherorts auch als Befreiung aufgefasst werden. Schließlich waren die Rückschläge in den vergangenen drei Jahren zahlreich - es genügen drei Stichworte: Nations League, Spanien, Nordmazedonien.

Das DFB-Team schien beinahe erstarrt zu sein vor den großen Fußstapfen der 2014er Weltmeister oder anderer Champions früherer Jahre, die den Adler auf der Brust trugen. Irgendwie auch gelähmt.

Davon konnten sich die Auserwählten für den Neuanfang unter Löw nicht mehr freimachen. Dennoch ist auch klar: Der 61-Jährige hätte ein ganz anderes, ein deutlich besseres Ende verdient gehabt. Doch das verbaute er sich nicht zuletzt selbst.

Marcus Giebel

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