Leipziger einst in Zagreb ausgebildet
EM 2021: Zagrebs Liebling Dani Olmo wird von seiner Vergangenheit eingeholt
- Aktualisiert: 27.06.2021
- 16:08 Uhr
- ran.de / Marcus Giebel
Seine fußballerischen Wurzeln liegen in Barcelona, zum Großteil in La Masia. Doch wegen der Zweifel seines Vaters wurde Dani Olmo schließlich in Zagreb vom hochveranlagten Talent zum Profi ausgebildet. Jetzt muss er sich seiner Wahlheimat entgegenstellen.
München - Diese Paarung kommt für Dani Olmo zu früh. Viel zu früh. Genauer gesagt: drei Runden zu früh.
"Kroatien spielt mit Leidenschaft, Stolz und als Einheit. Für mich ist Spanien gegen Kroatien schon finalwürdig", stellte der Profi von RB Leipzig vor dem fünften Achtelfinale am Montag (ab 18 Uhr im Liveticker auf ran.de) klar.
Das klingt nach den bekannten netten Worten für den Gegner und obendrein großer Überzeugung in die Stärke seiner Mannschaft. Doch bei Olmo steckt deutlich mehr dahinter. Nicht umsonst umschrieb die spanische Sportzeitung "Marca" ihn als "den Kroaten aus Terrassa".
Mit 16 Jahren von Barcelona nach Zagreb
Der gebürtige Katalane verbrachte fünfeinhalb Jahre im Land an der Adria, und zwar die entscheidenden beim Übergang vom Jugend- in den Herrenbereich. 2014 verließ er mit gerade einmal 16 Jahren La Masia, die weltberühmte Nachwuchsschmiede des ruhmreichen FC Barcelona.
Sein Vater, der Trainer Miguel Olmo, soll damals nicht mehr an den Weg der "Blaugrana" geglaubt haben. Die schienen nach dem Abschied von Pep Guardiola den Fokus weg vom Nachwuchs und hin zu fertigen Stars gerichtet zu haben.
Engländer bieten viel Geld - aber Zweifel sind zu groß
Also suchten die Olmos einen neuen Verein. Und konnten sich vor Angeboten kaum retten. Mehrere englische Topvereine sollen laut "SZ" mit Scheinen gewedelt haben, ließen es jedoch offenbar an einem überzeugenden Konzept vermissen. Damals setzte die Premier League noch mehr als heute auf große Namen statt vielversprechender Talente.
So fiel die Wahl letztlich auf Dinamo Zagreb. In Kroatiens Hauptstadt wurde der Rohdiamant Olmo fortan geschliffen, genau drei Monate vor seinem 17. Geburtstag gab er sein Debüt in der Profimannschaft. Fester Bestandteil des Serienmeisters wurde der Blondschopf zur Saison 2016/2017.
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Vom Flügelflitzer zum Allrounder mit Faible fürs Zentrum
Im Großen und Ganzen erfüllten sich seine Hoffnungen in der Wahlheimat. Die Wichtigste: Vor seinem Auszug aus Spanien galt Olmo als reiner Flügelflitzer, doch er legte technisch und physisch entscheidend zu und kam somit auch im Zentrum immer besser zur Entfaltung.
Sehr zur eigenen Freude, denn schon in jungen Jahren sagte Olmo einmal: "Als zweite Spitze oder als Spielmacher bin ich mehr ins Spiel eingebunden und habe mehr Möglichkeiten, der Partie meinen Stempel aufzudrücken." Mit Dribblings, Tempo und Zug zum Tor.
Kroatisches Nationalteam? Nein, danke!
In Kroatien erhofften sie sich sogar, dass er das auch für ihr Nationalteam tun würde. Doch mit diesem Wunsch blitzten sie bei Olmo ab: "Ich habe das Interesse sehr geschätzt, aber mein Traum war es immer, in der Seleccion zu spielen."
Trotz der Entfernung durchlief er sämtliche U-Teams des spanischen Verbandes. Zum EM-Titel mit der U21 vor zwei Jahren steuerte der Offensivallrounder drei Treffer bei - darunter das 2:0 beim 2:1 im Finale gegen Deutschland.
Olmo wird in Zagreb weiterhin geliebt
Ins A-Team schaffte er es erstmals im November 2019 - kurz vor seinem Abschied aus Kroatien in Richtung Bundesliga. Spuren hat Olmo in der Stadt, in der er sich den Feinschliff verpassen ließ, ganz sicher hinterlassen.
"In Zagreb ist es verrückt", verriet sein älterer Bruder Carlos, der 2015 ebenfalls nach Kroatien wechselte und seit 2019 wieder dort kickt, der spanischen Sportzeitung "AS": "Sie mögen ihn nicht nur wegen seiner Art, Fußball zu spielen, sondern auch für seinen Charakter und seine Persönlichkeit. Und er spricht perfekt und akzentfrei Kroatisch."
"Besondere Zuneigung zu Kroatien"
Sollte sich Spanien im anstehenden Duell behaupten, besteht also berechtigte Hoffnung, dass in Kroatiens Hauptstadt von da an mit der "Furia Roja" mitgefiebert wird. Dank Olmo.
Der verlorene Sohn, bei dem sogar Vergleiche mit den kroatischen 90er-Jahre-Helden Zvonimir Boban und Robert Prosinecki bemüht wurden, hegt andersherum "eine besondere Zuneigung zu Kroatien".
Olmo warnt vor dem "Löwen-Herz"
In der Vorschau auf die besondere Partie ließ Olmo, der zuletzt beim erlösenden 5:0 über die Slowakei nicht zum Einsatz gekommen war, denn auch noch ein paar blumige Sätze voller Ehrfurcht folgen: "Kroaten sind in jeder Sportart sehr konkurrenzfähig, sie haben das Herz eines Löwen und geben alles für ihr Land." Aber auch: "Sie haben sich schon in vielen Turnieren bewiesen und wachsen an schwierigen Situationen."
Es muss aus Olmos und Spaniens Sicht nach der durchwachsenen Gruppenphase beider Teams ja nicht unbedingt im Duell mit dem dreimaligen Europameister sein. Denn auch wenn es statt des Endspiels doch "nur" ein Achtelfinale ist: Es wird zur Sache gehen, denn für beide Seiten steht immens viel auf dem Spiel.
Marcus Giebel
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