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EURO 2020 - Meunier, Witsel, Hazard: Das Leistungs-Dilemma des BVB-Trios

  • Aktualisiert: 28.06.2021
  • 23:16 Uhr
  • ran.de / Kai Esser
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Belgien steht nach einem 1:0-Sieg gegen Portugal im Viertelfinale der EURO 2020. Dabei konnte sich Belgiens Trainer Roberto Martinez auf die Dortmunder Thomas Meunier, Axel Witsel und Thorgan Hazard verlassen. Doch warum kann der BVB das nicht?

München/Sevilla - Es war sicher keine Glanzvorstellung Belgiens im Achtelfinale der Europameisterschaft, am Ende steht aber doch das Weiterkommen.

Gegen Portugal gewannen die "Belgian Red Devils" mit 1:0. Trotz des Sieges leistete sich die belgische Elf eine diskrete Vorstellung, mit wenigen Ausnahmen. Drei dieser Ausnahmen sind die Dortmunder Thomas Meunier, Axel Witsel und Thorgan Hazard. Letzterer war der Siegtorschütze.

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Meunier: Vorbereiter voller Selbstvertrauen

Manch ein BVB-Fan mag sich sogar gefragt haben, wieso Thomas Meunier nach seiner mehr als ausbaufähigen Debütsaison bei Borussia Dortmund für den Weltranglisten-Ersten überhaupt nominiert wurde. Nach den bisherigen Leistungen dürfte die Frage beantwortet sein, bei ihm ist die Leistungsamplitude am höchsten.

Natürlich hat Meunier auch von der Verletzung von Timothy Castagne von Leicester City profitiert, der im ersten Spiel gegen Russland ausgewechselt werden musste. Sieben Minuten danach traf Meunier zum vorentscheidenden 2:0, kurz vor Schluss legte er das 3:0 von Romelu Lukaku auf.

"Sie haben keine Chancen kreiert. Wir haben einen guten Job gemacht, auch wenn unser System nicht immer reibungslos funktioniert hat", gab sich Meunier beim Interview nach dem Spiel sogar noch bescheiden nach seiner starken Leistung.

Auch gegen Portugal gab Meunier die Vorlage zum 1:0. Kurz zuvor scheiterte er knapp mit einem wunderbaren Außenrist-Fernschuss. Das traut sich kein Spieler, der sich nicht zu 100 Prozent wohl fühlt und vor Selbstvertrauen strotzt. In vier EM-Spielen hat Meunier nun mehr Torbeteiligungen (drei) als in 21 Bundesliga-Spielen (zwei).

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Hazard passt ins belgische System - Witsel als "Libero"

Wie es bei Meunier der Fall ist, kommt auch Thorgan Hazard das System entgegen. Die Dreierkette, die bei den Kritikern der deutschen Mannschaft eher verpöhnt ist, ist in Belgien das mittlerweile etablierte System. Auf der rechten Schiene spielt Meunier, links Hazard.

Dabei ist die Statik nicht symmetrisch, während Meunier eher den Blick nach hinten hat, hat Hazard, der gegen Portugal gemeinsam mit seinem Bruder Eden auf links Betrieb machte, mehr oder weniger Freiheiten nach vorne.

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Spielbericht Belgien
News

Hazards Flatterball: Portugal ist raus!

Belgiens Himmelsstürmer haben dank des Dortmunders Thorgan Hazard die Rekordjagd von Cristiano Ronaldo gestoppt.

  • 27.06.2021
  • 23:19 Uhr

So auch gesehen beim 1:0 gegen jenes Portugal, Hazard hatte Freiheiten und stellte seine herausragende Schusstechnik unter Beweis. Das soll Hazard öfter machen, wenn es nach Roberto Martinez geht. Eine Diskrepanz zu dem, was er beim BVB abliefert. Beispielhaft, als er im DFB-Pokalfinale gegen RB Leipzig das leere Tor aus wenigen Metern verfehlte.

Um dann hinten bei Ballverlust nicht offen zu stehen, springt Axel Witsel in der letzten Kette ein. Genau so auch gegen den Ball, wenn einer der drei Innenverteidiger das Pressing auslöst, dann wird Witsel zum Innenverteidiger. Nicht nur die Offensive bei Belgien ist stark.

Am Ende des Tages profitieren alle drei Spieler von dem System, in das Trainer Martinez sie schnürt. Das, neben dem Vertrauen und dem Selbstbewusstsein was die Spieler derzeit an den Tag legen, unterscheidet sie am meisten von ihren Versionen in Schwarz-Gelb.

Witsel erinnert an Khedira

Dass jener Witsel überhaupt dort auf dem Platz steht, ist eigentlich ein mittelprächtiges Wunder. Sein letztes Startelf-Spiel für Borussia Dortmund absolvierte der in Lüttich geborene Belgier am 14. Spieltag gegen Wolfsburg, ehe er sich einen Achillessehnenriss zuzog.

Rund fünf Monate später zieht Witsel wieder die Fäden im belgischen Mittelfeld. Das erinnert ein bisschen an Sami Khedira 2014. Der Mann von Real Madrid zog sich im November 2013 gegen Real Sociedad einen Kreuzbandriss zu. Die WM-Teilnahme war eigentlich damit Geschichte.

Khedira kämpfte sich zurück und stand im Champions League-Finale im Mai 2014 gegen Atletico Madrid in der Startelf, genau so wie beim 4:0 der deutschen Nationalmannschaft gegen Portugal.

2014 stand am Ende des Weges von Deutschland und Khedira der WM-Titel. Diese Analogie fehlt Witsel noch, der vor seiner Verletzung beim BVB übrigens auch alles andere als überragend war.

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Wohlfühloase Nationalmannschaft: Kein Einzelfall

Es ist kein Geheimnis, dass viele Spieler bei der Nationalmannschaft besser performen als im Verein. Ein Rückblick: Vor der WM 2010 wurde Joachim Löw kritisiert, dass er nach mäßigen Leistungen in der Bundesliga an Philipp Lahm und Miroslav Klose festhielt. Löw wurde belohnt, Klose erzielte vier Treffer und Lahm spielte ein herausragendes Turnier.

Ein aktuelles Beispiel ist Olivier Giroud. Von über 50 Pflichtspielen des FC Chelsea in der letzten Saison stand Giroud nur elf mal in der Startelf, erzielte in 31 Spielen elf Treffer. Hätte Didier Deschamps nicht Karim Benzema reaktiviert, dann würde Giroud die Sturmspitze bei Frankreich spielen. Er ist nicht umsonst der zweitbeste Torschütze seines Landes, hinter Thierry Henry.

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Selbst bei der aktuellen EURO gibt es dieses Phänomen: Tschechiens Patrik Schick hatte eine diskrete Bundesliga-Saison mit neun Treffern, zeitweise stand er in der Stürmer-Hierarchie hinter Lucas Alario. Für Tschechien war er in vier Spielen vier Mal erfolgreich, nur ein Tor der Tschechen im Turnierverlauf ging nicht auf sein Konto.

Die Nationalmannschaft ist nun mal ein besonderes Pflaster. Und das für viele Spieler.

Kai Esser

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