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Kommentar

ranSicht zum deutschen EM 2020-Auftakt: Zu viel Sicherheit und zu wenig Risiko - jetzt ist Joachim Löw gefordert

  • Aktualisiert: 17.06.2021
  • 08:48 Uhr
  • ran.de / Dominik Hechler
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© Getty
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Kämpferisch okay, spielerisch mit sehr viel Luft nach oben: Die deutsche Mannschaft zeigt bei der 0:1-Pleite gegen Frankreich bei der EM 2021 eine ordentliche Leistung, steht sich mit der taktischen Ausrichtung häufig aber selbst im Weg. Ein Kommentar von ran-Redakteur Dominik Hechler.

München – 0:1 gegen Frankreich. Ein Ergebnis, das sich aus deutscher Sicht auf den ersten Blick zunächst einmal gar nicht so schlecht liest. Die Befürchtungen, dass die DFB-Elf bei ihrem Auftakt in die EM 2021 gegen den amtierenden Weltmeister mit seinem Star-Ensemble um Kylian Mbappe, Karim Benzema und Antoine Griezmann unter die Räder kommen könnte, war bei vielen Deutschland-Fans schon als mögliches Horror-Szenario in den Köpfen.

Doch es kam anders.

Auch, weil die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw gekratzt, gebissen (im wahrsten Sinne des Wortes) und getreten hat. Kampf, Wille, Gier – das war im deutschen Spiel alles vorhanden, überhaupt keine Frage. Und das muss man durchaus positiv bewerten. Die Krux an der Sache: All diese Attribute sind Grundvoraussetzungen bei einem Profifußballer.

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Richtige Einstellung die Grundvoraussetzung für Profis

Wer ohne diese Einstellung, ein Spiel mit aller Macht gewinnen zu wollen, auf den Rasen geht, hat doch letztendlich seinen Beruf verfehlt. Deswegen verwundert es ein wenig, dass sich die deutsche Mannschaft – zumindest in Teilen – nach dem Frankreich-Spiel genau dafür lobt und daraus schließt, gegen die "Equipe Tricolore" ein gutes Spiel gemacht zu haben.

Damit man das nicht falsch versteht: Die deutsche Mannschaft hat gegen Frankreich ein ordentliches Spiel gemacht. Mehr aber auch nicht. Zumal man irgendwie immer das Gefühl hatte, "Les Bleus" könnten nochmal ein, zwei Gänge hochschalten, wenn sie es denn gebraucht hätten. Und vor allem taktisch ging Löw mit seinem Team gegen die Franzosen viel zu wenig ins Risiko. Im Gegenteil. Sein Credo zum EM-Auftakt: "Safety First".

Kroos wird zum Fußball-Quarterback

Immer wieder musste Toni Kroos sich ganz hinten bei Abwehrchef Mats Hummels die Bälle abholen und fast schon wie ein Quarterback beim American Football das Spiel ankurbeln. Dafür fehlte er allerdings im zentralen Mittelfeld, wo er eigentlich hingehörte. Gut für die Franzosen, die in diesem Mannschaftsteil dann ein Übergewicht und somit die Vorherrschaft hatten.

Auch die wenigen Konter-Situationen wurden von der DFB-Elf nicht konsequent zu Ende gespielt. Entweder drehten Ilkay Gündogan oder Kroos selbst in den noch so vielversprechenden Spielsituationen ab oder es wurden Quer- anstatt Steckpässe in die Spitze gespielt. Ergo: Viel Ballbesitz, wenig Ertrag. Und die Offensivspieler Kai Havertz, Serge Gnabry und Thomas Müller hingen komplett in der Luft, wurden kaum ins deutsche Spiel eingebunden und konnten der Mannschaft so auch überhaupt nicht helfen.

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Weg mit "Safety First"

Das muss in den restlichen beiden Gruppenspielen gegen Portugal und Ungarn zwingend besser werden. Die deutsche Mannschaft braucht Tempo, Ideen und Impulse. Kein stoisches Ballgeschiebe. Weg mit "Safety First". Für Löw muss es jetzt heißen: "No risk, no fun".

Das Potenzial dafür hat seine Mannschaft allemal, über die individuellen Qualitäten von Spielern wie Havertz, Gnabry oder auch Leroy Sane brauchen wir nicht diskutieren. Und wenn sich der Bundestrainer dann vielleicht noch dazu durchringen könnte, Joshua Kimmich wieder Joshua Kimmich sein zu lassen und ihn ins zentrale Mittelfeld beordert, könnte das dem Team unter Umständen zusätzliche Stabilität und vor allem eine gute Balance zwischen Offensive und Defensive verleihen.

Löw muss über seinen Schatten springen

Löw ist jetzt also gefordert, er muss über seinen Schatten springen, sich zeigen, als Leader vorne wegmarschieren. Er muss seinen Spielern ihre Freiheiten geben, damit sie sich auf dem Rasen entfalten können und ihnen vermitteln, dass es in Ordnung ist, auch mal Fehler zu machen. Aber bitte nicht mehr so ängstlich agieren wie gegen Frankreich.

Gegen Cristiano Ronaldo und Co. am Samstag (ab 18 Uhr im Liveticker auf ran.de) im zweiten Gruppenspiel mit breiter Brust und deutlich mehr Risiko in der Offensive – dann klappt es auch mit den ersten drei Punkten bei dieser EM 2020.

Dominik Hechler

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