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Bayers Juwel

Kai Havertz: Das etwas andere Megatalent

  • Veröffentlicht: 05.06.2019
  • 17:22 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
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© imago images / Nordphoto
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"Weltkarriere", "eine Mischung aus Özil und Ballack" oder "der deutsche Spieler der kommenden zehn Jahre": Die Lobeshymnen über Kai Havertz sind lang. Der Leverkusener bleibt beeindruckend bodenständig.

München – Wenn man von Kai Havertz erzählt, ist es hilfreich, mit einem anderen Spieler zu beginnen. Einer anderen Karriere. Mit einer Laufbahn, die so gar nicht verlief wie geplant.

Sinan Kurt war ein großes Talent, ein begnadeter Techniker, mit einer großen Zukunft. Er war gerade 18 Jahre alt geworden, ihm stand die Tür offen. Einer, der alle Möglichkeiten hatte. Zwar war er noch ohne Bundesligaeinsatz, aber er hatte Borussia Mönchengladbach als Klub, Lucien Favre als Trainer – beste Voraussetzungen für ein Juwel, das nur noch geschliffen werden musste.

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Kurt entschied sich damals mit viel Trara, zum FC Bayern zu gehen. 

Fünf Jahre später macht die Meldung die Runde, dass die WSG Wattens in die erste österreichische Liga aufgestiegen ist. Bei den Tirolern im Kader: Sinan Kurt, im Grunde seit seinem Wechsel das Gesicht, wenn es um knallhart gescheiterte Talente geht.

Stammspieler und Leistungsträger

Ja, Kai Havertz ist in diesem Sommer wesentlich weiter, als es Kurt bei seinem Wechsel war. Havertz ist seit rund eineinhalb Jahren Stammspieler bei Bayer Leverkusen, ist Leistungsträger, ist Nationalspieler, und ist 19 Jahre alt.

Und auch in der kommenden Saison bei Bayer. Trotz eines angeblichen Angebots über 90 (!) Millionen Euro vom FC Bayern. Und nicht nur der Rekordmeister soll an Havertz interessiert sein.

Doch der bleibt in Leverkusen. 

Was der Mittelfeldmann damit nutzen kann: Einen für die heutige, schnelllebige und leistungsbezogene Zeit behutsamen Aufbau. Die Möglichkeit zu entschleunigen, sich dem Druck mal zu entziehen, um nicht verheizt zu werden. Die etwas längere Nutzung der viel zitierten Wohlfühloase Leverkusen statt des Haifischbeckens München kann durchaus sinnvoll sein. Jedem das Talent das Beste: Es wird sie geben, die Jungstars, die für ihre Entwicklung den Schritt nach München brauchen, den Konkurrenzkampf, das ganz hohe deutsche und internationale Niveau. Aber eben alles zu seiner Zeit. 

Havertz dreht die Entwicklungsschleife. Wobei Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler ob der Personalie so euphorisch ist, dass er selbst die Messlatte mal eben einige Meter höher legt.

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Lange Lobeshymne

"Er ist ganz klar der deutsche Spieler der kommenden zehn Jahre", sagte Völler dem kicker. Und hört mit der Lobeshymne gar nicht mehr auf. 

"Er ist schnell, ausdauernd, kopfballstark, robust, technisch perfekt, sein Spielverständnis ist überragend, und er denkt auch noch defensiv. Er macht Dinge mit einer Leichtigkeit, die bei anderen nach harter Arbeit aussehen", so Völler. 

Dazu ist Havertz bodenständig, geerdet. "Die Gefahr, dass er die Bodenhaftung verliert, besteht absolut nicht", so Völler. Was den Fußballer Havertz nur noch wertvoller macht.

Mischung aus Özil und Ballack

Deshalb sei es eine "fundamental wichtige Entscheidung", dass Havertz, "einer der am meisten umworbenen Spieler in ganz Europa", in Leverkusen bleibe, meinte Völler: "Ihm sind fußballerisch keine Grenzen gesetzt." Eine Mischung aus Mesut Özil und Michael Ballack: Elegant wie Özil, "von der körperlichen Entwicklung, der Robustheit, der Kopfballstärke und der Torgefährlichkeit wie Michael in seinen Topjahren", so Völler. 17 Tore in 34 Spielen in der vergangenen Saison unterstreichen das. Sein Ex-Trainer Heiko Herrlich sagt ihm eine "Weltkarriere" voraus.

Auch Bundestrainer Joachim Löw war beeindruckt, als Havertz im vergangenen September erstmals bei der Nationalmannschaft auftauchte. Er ist inzwischen fest eingeplant, auch für die EM-Qualifikationsspiele in Weißrussland und gegen Estland. Auch wenn er sogar noch die U 21-EM (16. bis 30. Juni) bestreiten könnte, in Italien und San Marino aber nicht dabei sein wird.

"Bei ihm habe ich mich nach dem ersten Training gefragt, ob er schon ein oder zwei Jahre bei uns wäre. Das habe ich zuvor ganz, ganz selten bei einem Spieler gesehen", meinte Löw, der aber auch mahnt: "Er wird noch einige Hindernisse überspringen müssen, und die sind hoch."

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Das Gute: Havertz weiß das. Er reflektiert, ordnet die Dinge ein, ist besonnen, machte 2017 sein Abitur und wohnt seit mehr als zwei Jahren alleine, nachdem er mit 15 Jahren Zuhause auszog, um bei einer Gastfamilie unterzukommen und bei Bayer durchzustarten. 

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Auf dem Boden bleiben

Die Familie ist essentiell, seine Eltern haben ihm vermittelt, "dass Arroganz oder Hochnäsigkeit nun wirklich nichts Erstrebenswertes sind". Dass man besser auf dem Teppich bleibt. Oder im übertragenen Sinne in Leverkusen, wenn alle Welt wegen eines kommenden Weltstars verrückt spielt. Genau dann gilt es auf dem Boden und besonnen zu bleiben. Und er wirkt inmitten des ganzen Hypes um seine Person so unbekümmert gelassen, dass man hofft, dass er sich genau das bewahren kann.

Trotzdem ist er erwachsen geworden, übernimmt Verantwortung. Für sich. Und für seine Karriere, die im Moment exakt nach Plan verläuft.

Andreas Reiners

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