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Bayern II vor Abstieg aus der 3. Liga

3. Liga: Pro und Contra - Wohin mit den ungeliebten Zweitvertretungen?

  • Aktualisiert: 14.05.2021
  • 23:03 Uhr
  • ran.de / Kai Esser
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Kaum ein Thema beschäftigt die Verantwortlichen und Funktionäre niederklassiger Klubs so sehr, wie Zweitvertretungen. Die meisten wollen sie nicht haben, manche haben sie bereits abgemeldet - die Verantwortlichen der großen Klubs finden sie jedoch hilfreich. Doch wohin mit den Reserveteams der Profiklubs? Eine Debatte. 

München - Es ist ein leidiges Thema für nahezu jeden Verein und deren Verantwortliche unterhalb der 1. und 2. Bundesliga: Zweitvertretungen. Was spricht dafür, sie bis zur 3. Liga mitspielen zu lassen und was dagegen? Eine Pro-Contra-Debatte.

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Contra: Zweitvertretungen spielen ambitionslos

Ein großer Kritikpunkt an den Reservemannschaften der Bundesligisten ist die fehlende Ambition des Wettbewerbs. Klar, wie die zweite Mannschaft des FC Bayern in der vergangenen Saison in der 3. Liga zeigte, kann auch eine U23 die Liga und damit eine Trophäe gewinnen - aufsteigen jedoch nicht.

Wofür spielt eine U23 dann überhaupt? Am Ende spielt jeder für sich selbst. Sei es ein frisch aus der U19 hochgezogener 17-Jähriger oder ein 23-Jähriger, der den Sprung zu den Profis in erster Instanz verpasst hat. Sie spielen, um gesehen zu werden, sei es vom Trainer der A-Mannschaft oder von anderen Klubs.

Logisch, jeder Sportler tritt an, um zu gewinnen. Jedoch kann man sich gut vorstellen, dass ein Akteur beispielsweise beim FC Bayern II eine Niederlage besser verschmerzen kann, wenn er persönlich an drei Toren beteiligt war und für Aufsehen gesorgt hat, als ein Spieler von Halle oder Kaiserslautern.

Pro: Talente werden an den Herrenfußball herangeführt

Für Reservemannschaften gelten besondere Regeln, zum Beispiel dürfen nicht mehr als fünf Akteure das 24. Lebensjahr bereits erreicht haben. Normale Drittligisten müssen dagegen nur fünf deutsche Spieler im Kader unter 23 vorweisen.

Das hat zur Folge, dass der Altersschnitt bei Zweitvertretungen naturgemäß sehr niedrig ist. Vorteilhaft für junge Spieler, denn so können sie sich sowohl an volle Stadien als auch an die körperliche Härte gewöhnen, die im Männerfußball an der Tagesordnung sind. 

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Das ist auch der Grund, wieso es keine eigene U23-Liga, wie zum Beispiel in England der Fall, gibt. So etwas gab es 1994 sogar auch mal in Deutschland, wurde aber nach drei Saisons schon wieder ad acta gelegt - das hatte die zuvor genannten Gründe.

Contra: Top-Talente überspringen die U23 ohnehin

Es stimmt, für die jungen Spieler ist es deutlich besser und für die Entwicklung förderlicher, sich früh im Männerfußball zu messen. Allerdings, welche Top-Talente spielen denn überhaupt in der U23? Quasi gar keine.

Nehmen wir das Beispiel des Leverkuseners Florian Wirtz. Simon Rolfes, Sportdirektor von Bayer 04, holte den damals 16-Jährigen vom 1. FC Köln, genauer gesagt aus der U17 des Effzeh.

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War Wirtz für eine U-Mannschaft der Rheinländer eingeplant? Keineswegs. Und das nicht nur, weil Leverkusen die U23 längst abgemeldet hat. Im ersten Spiel nach der Corona-Pause im Mai 2020 stand er gleich in der Startelf der Leverkusener und wurde zum jüngsten Bundesliga-Akteur der Historie der Werkself.

Natürlich ist Wirtz ein absolutes Ausnahmetalent, jedoch schaffen es auch weniger herausragende Talente gleich von der U19 zu den Profis. Und die, die es nicht schaffen, kann man gut und gerne an Zweit- oder Drittligisten verleihen, die dann auch etwas davon haben. Nicht umsonst haben Klubs wie Bayer 04, Eintracht Frankfurt, der VfL Bochum oder jüngst der VfL Wolfsburg ihre U23 abgemeldet, um genau das zu praktizieren.

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Contra: U23-Teams nehmen Vereinen Plätze weg

Die 3. Liga und alles darunter ist für die meisten Vereine eigentlich ein Minusgeschäft. Sei es finanziell oder zuschauertechnisch, sowohl die Einnahmen als auch die Zuschauerzahlen gehen, mit ein paar wenigen Ausnahmen, zurück.

In der Regionalliga gibt es einige große Namen des deutschen Fußballs. Kickers Offenbach, 1. FC Schweinfurt, Alemannia Aachen, Rot-Weiss Essen, Rot-Weiß Oberhausen, SSV Ulm. Die Liste kann man beinahe endlos weiter führen.

Sollten diese Klubs also nur wegen ihrer Reputation in der 3. Liga spielen? Selbstverständlich nicht. Aber ein Blick in die Regionalligen Südwest und West zeigt: Ohne Zweitvertretungen würden deutlich attraktivere Klubs ihren Weg in die 3. Liga finden.

Im Westen steht Rot-Weiss Essen mit 81 Punkten nach 36 Partien, einer eigentlich überragenden Bilanz, auf Rang zwei. Vor ihnen ist nur Borussia Dortmund II mit gar 82 Punkten aus nur 35 Spielen. In der Regionalliga Südwest steht der SC Freiburg II auf Rang eins, satte sieben Punkte und ein Spiel vor dem SV Elversberg und den Kickers Offenbach auf den Plätzen zwei und drei. (Stand: 14.05.2021)

Klar, wer zu diesem Zeitpunkt auf Rang eins steht, hat das in den meisten Fällen auch verdient. Aber zur ganzen Wahrheit gehört natürlich auch, dass die Reserveteams der Bundesligisten über wesentlich mehr finanzielle Möglichkeiten verfügen als normale Viertligisten.

Pro: Mehr Fernsehgeld für Drittligisten

Mal ungeachtet der Corona-Pandemie, die Reserveteams der Drittligisten sind wahrlich keine Zuschauermagneten. In der vergangenen Saison hatte die Zweitvertretung des FC Bayern den geringsten Zuschauerschnitt in der 3. Liga. Und das, obwohl die U23 des FC Bayern vor der Pandemie zu den am besten besuchten in Deutschland gehörte.

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Allerdings profitiert auch jeder Drittligist von mehreren Zweitvertretungen in der Liga. Klar, der Auswärtsblock wird bis auf ein paar Kiebitze gegen die U23-Teams leer bleiben, allerdings kassiert jeder Drittligist pro Reservemannschaft mehr Fernsehgeld.

Nur mal als Beispiel: Sollte der FC Bayern II die Klasse halten sowie die Zweitvertretungen von Borussia Dortmund und des SC Freiburg den Aufstieg schaffen, gäbe es anstatt rund 800.000 Euro pro Jahr rund eine Million. Und eine Finanzspritze in Corona-Zeiten käme jedem Drittligisten recht.

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Contra: Wettbewerbsverzerrung

Das größte Argument gegen Zweitvertretungen ist die Wettbewerbsverzerrung, die manche sehen wollen. Gibt es sie wirklich? Die Antwort ist relativ eindeutig: Ja. Zumindest wenn man sich einzelne Partien anschaut.

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Ein Beispiel: In der Saison 2018/19 empfing Borussia Dortmund II Rot-Weiss Essen zum kleinen Derby. Der BVB trat mit Sebastian Rode, Shinji Kagawa und Alexander Isak in der Startelf an - und gewann mit 5:0. Zur Erinnerung: Rode kämpft mit Eintracht Frankfurt gerade um die Champions League, Isak hat kürzlich sein 14. Saisontor in La Liga für Real Sociedad San Sebastian erzielt.

Am Spieltag darauf trat der BVB II bei Aufsteiger Lippstadt an - von Rode, Isak und Kagawa keine Spur. Dortmund unterlag mit 0:2. Der Wettbewerb wurde in diesem Fall ganz klar verzerrt, RWE tobte zurecht über diesen Umstand. Doch der BVB verhielt sich völlig legitim.

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Fazit: Reserveteams können bleiben - aber es braucht Regeln

Am Ende gibt es sicherlich mehr Contras als Pros für U23-Teams in der 3. Liga, jedoch kann man sie auch nicht einfach in eine eigene Liga verbannen und das Problem ist gelöst. Damit würde man dem deutschen Fußball womöglich nachhaltig schaden, dessen Status momentan ohnehin eher auf dem absteigenden Ast ist.

Am Ende muss es einen Kompromiss geben. Eine mögliche Lösung: Man begrenzt die Kader von U23-Teams, sodass nicht einfach Spieler hin und her geschoben werden können, das gibt es im Feldhockey. Sobald eine bestimmte Anzahl an Spielen für die erste Mannschaft absolviert ist, darf man nicht mehr für die Reserve spielen, außer es dient zu Spielpraxis-Zwecken nach einer Verletzung.

Zudem könnten Zweitvertretungen in der 4. Liga gedeckelt werden. So wird der Existenzkampf in der 3. Liga nicht beeinflusst und der Aufstieg in jene 3. Liga nicht durch diese Teams blockiert. Das verlagert zwar das Problem nur, jedoch ist es ein Kompromiss, der vor allem den Profiteams hilft.

Für die U23-Mannschaften ist es zudem kein großer Qualitätsabfall, da gerade in den Regionalligen West und Südwest, auch in der Breite, teilweise hochqualitativer Männerfußball gespielt wird.

Ob der DFB, dessen Führung gerade in sich zusammenfällt, diese Probleme jedoch zeitnah adressiert, ist wohl eher Wunschdenken.

Kai Esser

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