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DBS-Präsident Beucher verlangt taz-Entschuldigung

  • Aktualisiert: 03.12.2013
  • 12:48 Uhr
  • SID
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© SID-AFPGABRIEL BOUYS
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Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, verlangt von der Berliner Tageszeitung taz wegen eines "redaktionellen Missgriffs" eine Entschuldigung.

Berlin - DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher, verlangt von der Berliner Tageszeitung taz wegen eines "redaktionellen Missgriffs" eine Entschuldigung. Am vergangenen Samstag hatte die taz in ihrer Satire-Rubrik "Gurke des Tages" zur Ankündigung einer Reportage des TV-Senders EinsPlus über den Blindenfußballer Robert Warzecha geschrieben: "Wer immer auch Robert Warzecha ist, dafür braucht es doch keine Fernsehreportage. Der Weg des blinden Fußballers lässt sich doch auch in wenigen Worten nacherzählen: 'Aua, huch, oh, nanu, uups, oje, hoppla, ach, seufz, o weh - Sorry, Schiri. Ich dachte, Sie wären dieser verdammte Torpfosten!'"

Beucher wandte sich in einem Brief, der dem SID vorliegt, an taz-Chefredakteurin Ines Pohl. "Wir sind weder humorlos noch haben wir etwas gegen Satire. In diesem Fall bitten wir Sie, den redaktionellen Missgriff, der nicht das Werk eines Einzelnen sein kann, zu tadeln. Niemand soll sagen, er habe das nicht bemerkt", schrieb Beucher und forderte die taz zu einer Entschuldigung "für die Entgleisung" auf: "Mit ihren Bemerkungen hat die taz das gemeinsame Anliegen der DFB-Stiftung Sepp Herberger, des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) und des DBS, Menschen mit Behinderung in die Mitte der Gesellschaft zu rücken, eklatant missachtet."

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Warzecha sprachlos

Warzecha (26) sagte am Dienstag, dem "Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung", beim Hören des Textes sei er "erst einmal sprachlos" gewesen und dann "beleidigt für meinen Sport". Und es habe ihm "weh getan, dass da einer, der noch nie ein Fußballspiel der Blinden gesehen hat, der den Film nicht gesehen hatte, mir unterstellt, ich könnte einen Schiedsrichter - also einen Menschen - nicht von einem Stück Aluminium unterscheiden".

Die taz-Chefredaktion kündigte eine Stellungnahme durch den verantwortlichen Redakteur Michael Ringel an, die in der Samstagsausgabe der Zeitung veröffentlicht werden soll. Ringel antwortete Beucher, dass "wir normalerweise nicht auf Stellvertreter-Empörung reagieren". Aber wenn ihn Warzecha fragen sollte, was an dem Text komisch sein solle, dann würde er ihm Folgendes sagen: "Stellen Sie sich vor, Sie sind blind ... Das müssen Sie sich selbstverständlich nicht vorstellen, Sie sind es ja. Aber stellen Sie sich vor, Sie sind blind, und ständig kommt jemand auf Sie zu und sagt: 'Sie sind ja blind, Sie armer, armer Mensch.' Wäre das nicht ganz schrecklich? Ja, das ist ganz schrecklich, weil es nämlich dauernd passiert und diese lauen Mitfühler Sie mit Mitleid überschütten. Mitleid aber ist die schlechteste Medizin. Es trübt den Blick und vernebelt die Sinne. Besser ist es, wenn jemand über Sie lacht, weil Sie damit Teil einer Gemeinschaft werden."

Auch ein Telefonat mit Ringel half Warzecha nach eigenem Bekunden nicht weiter: "Entschuldigt hat er sich bei mir nicht. Er hat in einem neuen Beitrag ja sogar so getan, als hätten wir gemeinsam gescherzt." Blindenfußball-Bundestrainer Ulrich Pfisterer sprach dem Autoren "emotionale Reife" ab.


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