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WM 2022 in Katar

WM 2022 - Lionel Messi und Neymar: Zwei Karrieren im krassen Gegensatz

  • Aktualisiert: 13.12.2022
  • 17:10 Uhr
  • ran.de
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Lionel Messi und Neymar spielen beide für PSG und sind die Ausnahmekünstler ihrer jeweiligen Nationen. Doch während Messi sich anschickt, den WM-Titel und die Herzen aller Argentinier zu erobern, droht Neymar, der Unvollendete und Ungeliebte zu bleiben.

Von Andreas Reiners

München/Doha – Lionel Messi tanzte, hüpfte und sang voller Inbrunst mit den argentinischen Fans.

In seinem Gesicht wechselten sich die Emotionen munter ab: Kindliche Freude, pure Erleichterung - das ganze Glück eines Halbfinal-Einzugs, der die ganze Palette an Empfindungen bot, die der Fußball so in petto hat. 

Eine 2:0-Führung gegen die Niederlande, Ausgleich in der Nachspielzeit, Provokationen, 17 Gelbe Karten, ein ordentlicher Zoff und schließlich ein Happy End.

Mit einem strahlenden Superstar, der zwar nicht nur Küsse verteilte, sondern auch einige Seitenhiebe, die nicht alle gut ankamen.

Doch sportlich ist er im Moment über jeden Zweifel erhaben, denn Messi fehlen nur noch zwei Siege zur Vollendung seiner großartigen Karriere. Als erstes im Halbfinale gegen Kroatien (ab 20 Uhr im Liveticker).

Und auf dem Platz füllt er in Katar immer mehr die Rolle aus, die man in der Heimat von ihm erwartet. 

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Da stand Brasiliens Superstar Neymar schluchzend im Education City Stadium auf dem Platz und konnte nach dem bitteren und unfassbaren Aus im Elfmeterschießen gegen Kroatien kaum getröstet werden.

Wieder nichts mit der "Hexa", dem sechsten Titel für die "Selecao", dem WM-Pokal, den Neymar und Co. doch unbedingt für den schwer kranken Pele gewinnen wollten. Und wieder nichts mit der Führungsrolle, die Brasilien trotz des Neymar-Tores zum zwischenzeitlichen 1:0 gegen Kroatien dringend gebraucht hätte.

Auch Neymar war gegen die Elfmeter-Spezialisten um Luka Modric zu lange zu behäbig.

Und nun befinden sich auch die beiden großen Karrieren der beiden südamerikanischen Ausnahmekünstler Messi und Neymar endgültig im krassen Gegensatz zueinander.

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Lionel Messi: Eine goldene Möglichkeit

Hier Messi, der am Dienstag im Halbfinale gegen Brasilien-Bezwinger Kroatien mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Bestmarke von WM-Rekordspieler Lothar Matthäus (25 Einsätze) einstellen wird, die er dann im Finale mit dem Pokal in der Hand übertreffen kann. 

Was für eine goldene Möglichkeit für "La Pulga".

So will es ganz Argentinien, das nach dem dritten Titel nach 1978 und 1986 dürstet - und auch die argentinischen Fans in Katar, die ihr Team zahlreich und stimmgewaltig unterstützen. Sie tragen Messi inzwischen auf Händen. 

Zum einen bedingt durch den Erfolg in der Copa America im vergangenen Jahr, dem ersten großen Titel Messis mit der Albiceleste. Und auch durch dieses Turnier, dem Messi immer mehr seinen Stempel aufdrückt und dabei den sonst immer unterschwelligen Vorwurf beiseite wischt, beim Nationalteam sei er nie da, wenn es darauf ankomme.

Sein Idol Diego Maradona hätte wohl seine helle Freude. 

"Nun haben wir eine Last auf unseren Schultern", gestand Messi: "Wir haben es von Anfang an gesagt. Diego sieht uns von oben zu. Er pusht uns und wir hoffen, dass es bis zum Ende so bleibt."

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Neymar: Die Zukunft ist offen

Für Neymar und Co. hingegen kam das Ende unverhofft und mit der größtmöglichen Brutalität. Trost gab es von Pele zwar via Instagram ("Dein Vermächtnis ist noch lange nicht zu Ende. Inspiriere uns weiter!"), doch Neymar selbst wollte nach seinem dritten vergeblichen WM-Anlauf einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft nicht mehr ausschließen. 

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"Es ist schwer, alles zu verarbeiten, was passiert ist. Es erscheint wie ein Albtraum", gab Neymar zu, "ich kann nicht glauben, was passiert ist. Diese Niederlage wird noch lange schmerzen." Er wolle jetzt "nach Hause fahren", "jammern und leiden". 

Erst dann will er über seine Zukunft in der Selecao nachdenken: "Ich will nichts in der Hitze des Gefechts sagen. Ich schließe die Türen nicht, ich sagte nicht zu 100 Prozent, dass ich zurückkomme."

Kommt er nicht zurück, wird er definitiv der Unvollendete bleiben. Neymar ist 30, viele Chancen warten sowieso nicht mehr auf ihn. Von den Erfolgen und Titeln her konnte er mit Messi nie Schritt halten, mit der Akzeptanz im Fußball-Volk inzwischen auch nicht mehr.

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Lionel Messi: Auf einer Stufe mit Diego Maradona?

Messi ist auf einem guten Weg, sich in Argentinien unsterblich zu machen und endgültig die Herzen aller Argentinier zu erobern. Manche sagen sogar, dass er dann auf einer Stufe mit Maradona stehe, wobei diese Frage fast schon eine Glaubensfrage ist.

Dass dies aber leidenschaftlich diskutiert wird, ist bereits ein Gesamt-Kunstwerk.

Neymar hingegen bleibt mit dem Viertelfinal-Aus nicht nur der Unvollendete, sondern in Brasilien zu einem Teil auch der Ungeliebte. Diesen Status hätte er mit einem Titel in Katar deutlich verbessern können. Für eine Stufe mit Pele hätte es wohl auch mit WM-Pokal nicht gereicht.

Doch so fehlt selbst im Vergleich mit seiner Generation trotz einer schillernden Karriere der entscheidende Glanz.