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WM 2022 in Katar - ein Kommentar

WM 2022: Nur ohne FIFA-Boss Infantino kann es besser werden - ein Kommentar

  • Aktualisiert: 19.12.2022
  • 14:32 Uhr
  • ran.de
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© Getty Images
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Das Kapern der Siegerehrung durch Gianni Infantino und den Emir von Katar war der passende Abschluss dieser Katastrophen-WM. Schuld daran ist weniger der Ausrichter, sondern der FIFA-Präsident. Ein Kommentar.

Von Martin Volkmar

Wenn Eigenlob tatsächlich stinkt, dann muss der Geruch in Katar unerträglich sein.

Denn sofern man dem Emir des autokratischen Wüstenstaats, seinem WM-Organisationschef Hassan al-Thawadi oder auch FIFA-Boss Gianni Infantino Glauben schenken würde, war es nicht nur die schönste, stimmungsvollste und nachhaltigste Fußball-Weltmeisterschaft, sondern wie selbstverständlich auch die beste gewesen.

Beim Betrachten der Fakten, beispielsweise den meist halbleeren Stadien oder den vielen Restriktionen, erweisen sich diese Aussagen zwar erwartbar als Märchen aus 1001 Nacht, aber das scheint die Potentaten nicht weiter zu stören.

Wie man sich die Welt so macht, wie sie einem gefällt, zeigte einmal mehr die Siegerehrung nach dem packenden Finale.

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Siegerehrung: Emir und Infantino drängen sich unangenehm vor

Statt Lionel Messi und seinem argentinischen Team einfach den Pokal zu überreichen und sich wie eigentlich üblich ansonsten vornehm zurückzuhalten, drängten sich Emir Tamim bin Hamad Al Thani und Infantino unangenehm in den Vordergrund.

Dem völlig perplexen Messi wurde ein Bischt, ein traditionelles arabisches Gewand, förmlich aufgedrängt, so dass dieser sporthistorische Moment durch die beiden Funktionärs-Egomanen ebenso versaut wurde wie das für Argentinien ikonische Jubelfoto mit dem weltbesten Fußballer im schwarzen Negligee.

Messi (r.) trug ein traditionelles arabisches Gewand
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Schweinsteiger kritisiert katarische Inszenierung

Vor der Feier des größten Triumphs seiner Karriere bekam Lionel Messi von Katars Emir ein traditionelles arabisches Übergewand gereicht.

  • 18.12.2022
  • 22:10 Uhr

Man kann mit guten Gründen auf das autoritäre Regime in Katar schimpfen, das die WM nahezu perfekt zum Sportswashing genutzt hat. Aber die eigentlich Verantwortliche für diese WM der Schande ist die FIFA.

Der Weltverband hätte die WM nicht nach Katar vergeben müssen und hatte auch nach der Skandal-Entscheidung noch genug Zeit, diese zu revidieren.

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Die FIFA ist vor Gastgeber Katar eingeknickt

Vor allem aber hätte gerade die FIFA, die sonst immer so breitbeinig Maximalforderungen an die Ausrichter stellt, sich nicht alles gefallen lassen dürfen, was die Katarer wollten,

Dieses Einknicken vor den Herrschern ist aber passend für Gianni Infantino, der sich offensichtlich wohl fühlt in der Gesellschaft von Despoten. Und in Katar gefällt es dem Schweizer so gut, dass er dorthin schon vor Monaten seinen Wohnsitz verlegt hat.

Trotzdem ist ihm die Wiederwahl an der FIFA-Spitze mangels Gegenkandidaten im nächsten Jahr sicher und schon jetzt träumt er von einer Regentschaft bis ins Jahr 2031.

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Mehrheit der Verbände hat Infantino mit Geld um den Finger gewickelt

Die Mehrheit der Klein- und Kleinstverbände hat Infantino mit einem ganz einfachen Mittel um den kleinen Finger gewickelt: Geld. Denn seine fortwährenden Millionenzusagen sichern ihm die Stimmen fast aller Nationen im FIFA-Kongress.

Der Eindruck ist gar nicht so weit hergeholt, dass die Mehrung der Einnahmen zum Machterhalt praktisch die einzige Agenda des Präsidenten ist. Inhaltlich jedenfalls ist nichts Ernsthaftes von ihm zu vernehmen, vielmehr macht er sich dann auf großer Bühne eher lächerlich.

Nicht nur bei seinen realsatirischen Pressekonferenzen bei der WM ("Heute bin ich schwul"), sondern auch bei seinen Auftritten beim G7-Gipfel oder vor dem Europaparlament.

Um solch grundsätzliche Themen kann sich Infantino aber offenbar auch nicht wirklich kümmern, weil er vorrangig nach immer neuen Geldquellen suchen muss. Da können die Sponsoren noch so klebrig sein und die Ideen für eine weitere Aufblähung des Terminkalenders noch so absurd.

DFB, DFL, UEFA: Niemand organisiert Protest gegen "Gianni Allmächtig"

Dagegen haben die großen Ligen ebenso wie die Spielergewerkschaft zwar Stellung bezogen.

Doch eigentlich wehrt sich niemand richtig gegen "Gianni Allmächtig" und das ist das größte Problem des Welt-Fußballs. So lange die starken europäischen Verbände nicht lautstark den Protest organisieren und einen seriösen Gegenkandidaten aufbauen, wird sich gar nichts ändern.

Wenn die UEFA ihren eigenen Anspruch ernst nimmt, muss sie auch die Drohung eines Austritts aus der FIFA als letzte Möglichkeit ernsthaft in den Raum stellen.

Mit Infantino wird Fußball dauerhaft Schaden nehmen

Ansonsten wird die Popularität des Fußballs weiter massiven Schaden nehmen, der durch die fortwährende Korruption in höchsten Gremien und die Katastrophen-WM in Katar schon jetzt riesig ist.

Nicht ohne Grund laufen in seiner Heimat Strafverfahren gegen Infantino.

Doch sich nur darauf zu verlassen, dass er wie sein Vorgänger Sepp Blatter irgendwann von der Schweizer Justiz aus dem Amt vertrieben wird, wäre ein Armutszeugnis für DFB, DFL und andere.


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