• Darts
  • Tennis
  • Alle Sportarten

Anzeige
Anzeige

DTM-Stallorder: Will der ADAC mit neuem Punktesystem dagegen ankämpfen?

  • Aktualisiert: 17.03.2023
  • 13:55 Uhr
  • Motorsport-Total
Article Image Media
© DTM
Anzeige

Der ADAC nimmt das Thema Stallorder in der DTM ernst: Wie das Punktesystem geändert werden könnte und wieso man Zweifel hat, ob ein Verbot wirklich greift

Wie geht der ADAC in der DTM mit dem Thema Stallorder um? Glaubt man ADAC-Motorsportchef Thomas Voss, dann möchte der neue Betreiber der Traditionsserie dem leidigen Thema auch über ein neues Punktesystem den Kampf ansagen. Denn rein auf die Abschreckung durch einen Reglementparagraphen will man sich offenbar nicht verlassen.

"Ich habe lange genug in Rennteams gearbeitet, als dass ich nicht wüsste, dass es auch andere Möglichkeiten als den Funk gibt, um solche Dinge zu regeln", sagt Voss, der in den 1990er-Jahren bei Abt Teamkoordinator war, im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Und bekanntermaßen sollte man nicht Dinge verbieten, die man nicht kontrollieren kann."

Eine "Stellschraube", über die man das Problem in den Griff kriegen könne, sei das Punktesystem, das bislang abgesehen von Punkten für die Top 3 des Qualifyings dem der Formel 1 glich. "Teamorder, Stallorder oder Herstellerorder will natürlich keiner. Man muss also das Punktesystem genau überdenken und anpassen, damit es zu solchen Dingen nicht kommt", sagt Voss.

Anzeige

"Durch Abschießen darf sich Tabelle nicht komplett verändern"

Aber was meint er damit? "Man darf es nicht so machen, dass die Abstände am Schluss so eng sind, dass - wie am Norisring passiert - durch Abschießen des Gegners die komplette Tabelle verändert werden kann", verweist er auf das aggressive Manöver von Abt-Audi-Pilot Kelvin van der Linde gegen AF-Corse-Ferrari-Pilot Liam Lawson in Nürnberg 2021, auch wenn es sich dabei nicht um Stallorder handelte.

Diese kam hingegen bei Mercedes-AMG zur Anwendung, als Lucas Auer per Funkspruch angewiesen wurde, Maximilian Götz den Sieg zu schenken und ihn damit zum Meister zu machen. Damals waren derartige Anweisungen - das sei der Vollständigkeit halber erwähnt - nicht verboten, was 2022 per Reglement geändert wurde.

"Ich glaube, man muss sehr gut darüber nachdenken, was man bepunktet und was man nicht bepunktet", sagt Voss. "Wenn ich da zum Beispiel über das Qualifying nachdenke: Gibt's dafür Punkte, gibt's dafür keine Punkte? Wie ist die Punkteverteilung beim Rennen? Oder bei den Rennen? Das muss man sich genau anschauen."

ADAC will Punkte nicht nur für die Top 10

Ins Detail wollte Voss nicht gehen, man denke aber darüber nach, nicht mehr wie bisher in der DTM im Rennen nur für die Top 10 Punkte zu verteilen. "So ähnlich ist es geplant", sagt er. "Das alte Formel-1-System mit zehn, sechs, vier, drei, zwei, eins - und der Rest geht leer aus - ergibt sicher keinen Sinn für so eine Serie."

Zumal das DTM-Feld auch 2023 etwas weniger als 30 Autos umfassen wird und dadurch fast zwei Drittel des Feldes leer ausgehen würden, was bereits 2022 ein Kritikpunkt war und manchmal zu besonders aggressiven Manövern von Piloten außerhalb der Top 10 geführt hat. Abgesehen davon stellten manche Piloten ihr Auto einfach ab, wenn sie keine Chance auf Punkte mehr sahen.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

Übernimmt man Punktesystem aus dem ADAC GT Masters?

Eine Serie, in der schon in den vergangenen Jahren mehr Piloten als die Top 10 Punkte erhielten, ist übrigens das ADAC GT Masters. Daher wäre es naheliegend, dass der ADAC dies als Basis für eine Änderung des DTM-Punkteschlüssels heranzieht.

Seit 2019 werden - wie in der MotoGP - wegen des großen Starterfelds an die Top 15 Punkte nach dem Schema 25-20-16-13-11-10-9-8-7-6-5-4-3-2-1 verteilt. Wie in der DTM erhalten auch die Top 3 im Qualifying drei, zwei oder einen Punkt. In der DTM wurde hingegen bisher - wie in der Formel 1 und dem meisten Vierrad-Rennserien - folgender Punkteschlüssel angewandt: 25-18-15-12-10-8-6-4-2-1.

Unklar ist, wie sich die Übernahme des ADAC-GT-Masters-Systems auf die Abstände zwischen den führenden Piloten in der Endphase einer Meisterschaft auswirken würde und ob der ADAC damit sein Ziel erreichen würde, eine mögliche Stallorder weniger attraktiv zu machen.

Auch Beibehaltung eines Stallorder-Verbots ist Thema

Aber wird es auch 2023 einen Absatz im noch nicht finalisierten Reglement geben, in dem wie im Vorjahr eine Hersteller- oder Teamorder verboten wird? Ein entsprechender Paragraph ist laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' Thema und wurde auch von Vertretern von ADAC, dem Deutschen Motorsport-Bund DMSB als Sporthoheit in Deutschland und DTM-Renndirektor Sven Stoppe bereits besprochen.

"Man muss verhindern, dass am Anfang der Saison schon irgendeiner als Meister bei irgendeinem Hersteller festgeschrieben wird", will Voss Umstände wie zu Zeiten der Hersteller-DTM, als die Werksteams und ihre Piloten von den Herstellern wie Schachfiguren genutzt wurden, gar nicht erst aufkommen lassen. "Ich plaudere glaube ich nicht aus dem Nähkästchen, wenn ich sage, dass das der eine oder andere immer wieder versucht hat."

Stattdessen wolle er von Anfang an dafür sorgen, "dass alle gleiche Chancen kriegen", sagt er. "Dann verbietet sich im Laufe der Saison, dass solche Spielchen gespielt werden."

Voss ist aber skeptisch, wenn es darum geht, die Stallorder komplett aus der DTM zu verbannen. "Ganz verhindern wird man das - davon bin ich persönlich überzeugt, auch wenn andere was anderes sagen - nicht können. Das kann ich 3.000 Mal auf Papier schreiben und bestrafen, aber wenn nicht einer am Funk sagt, 'Rubens, let him pass for the Championship', dann wird es schwierig, das nachzuweisen."


© 2024 Seven.One Entertainment Group