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Arizona Cardinals: Matchwinner Isaiah Simmons nach wochenlangem Warten endlich angekommen?
- Aktualisiert: 10.11.2020
- 00:02 Uhr
- ran.de/ Tim Althoff
Erstrundenpick Isaiah Simmons wurde nach dem Draft in den höchsten Tönen für seine Flexibilität gelobt. Trotzdem kam der Rookie der Arizona Cardinals in den ersten NFL-Wochen kaum zu Snaps in der Defense. Ist er nach seiner entscheidenden Interception gegen die Seattle Seahawks endlich angekommen?
München - Draft-Insider Daniel Jeremiah vom "NFL Network" hat es vor der Saison fast vorhergesagt:
"Russell Wilson ist derjenige, den man bei den Seattle Seahawks fürchten muss. In den zwei Spielen gegen die Seahawks könnten die Cardinals Isaiah Simmons dafür nutzen, Wilson zu beobachten und ihn dann im Raum zu jagen."
Okay, Simmons hat Wilson im Sunday-Night-Krimi nicht wirklich gejagt, sondern eher ausgeguckt und die entscheidende Interception gefangen, aber dennoch. Der Rookie hat gezeigt, zu was er in der Lage ist, wenn man ihm eine Chance in der NFL gibt.
Isaiah Simmons gegen die Seattle Seahawks: "Einfach nur Clutch"
"Es war einfach nur Clutch", so Cardinals-Safety Budda Baker nach dem erkämpften 37:34-Sieg seines Team gegen die Division-Rivalen. "Es war irgendwie eine Nebelkerze. Er hat so getan als würde er blitzen und sich danach zurückgezogen. Russell hat ihn nicht gesehen und Isaiah hat seine Länge eingesetzt und den Ball gefangen."
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Wilson weiß nämlich wie Jeremiah, dass man einen Pass-Rush von Isaiah Simmons erwarten kann. Wie vielseitig der achte Pick des NFL-Drafts 2020 ist, hat man rund um die Spielerwahl im Frühjahr zu Genüge gehört. Immer wieder wurde er als "Unicorn" bezeichnet, als einzigartiger und neuartiger Spieler.
Mit einer Größe von 1,98 Meter, einem Gewicht von 108 Kilo und einer Combine-Zeit von 4,39 beim 40-Yard-Dash kann der eigentliche Linebacker sämtliche Positionen in der Defense besetzen. Als Safety im Defensive Backfield oder als Pass-Rusher in der Nähe der Line of Scrimmage.
Position von Isaiah Simmons? "Defense."
Auf die Frage, welche Position er denn nun spielt, antwortete er beim Combine relativ knapp und ohne eine Miene zu verziehen: "Defense."
Egal, wo er eingesetzt wird - er wolle abliefern. Dementsprechend begeistert waren die Cardinals, als sie das Clemson-Talent an achter Position noch auswählen konnten.
"Wir finden, dass er mit Sicherheit einer der besten Spieler in diesem Draft ist, und dass wir noch die Chance bekommen haben, ihn an achter Stelle zu draften, halten wir für sehr glücklich", so General Manager Steve Keim über das "Schweizer Taschenmesser" nach dem Draft.
Cardinals-Verantwortliche mit Lobliedern nach dem Draft
"Das ist mein 22. Draft in der NFL, aber ich habe ich wirklich noch nicht viele Spieler seiner Art gescoutet. Er ist ein ungewöhnlicher, einzigartiger, dynamischer Spieler, der viele verschiedene Dinge für das Team übernehmen kann."
Und auch Head Coach Kliff Kingsbury stieg in das Loblied mit ein. Simmons wäre für jedes Team eine passende Wahl gewesen. Er könne Raum abdecken, blitzen, tacklen, rennen - "es gibt wirklich nichts, was er als Spieler in der Defense nicht kann."
Nun liegen der Draft und die jeweiligen Zitate allerdings schon einige Monate zurück. Die Saison hat bereits angefangen und ist schon sieben Spieltage alt. Mit einer Bilanz von 5-2 sind die Cardinals zwar gut aus den Startlöchern gekommen, für Simmons liefen die ersten Wochen als Profi jedoch ernüchternd.
Isaiah Simmons mit wenig Einsatzzeiten
Die vielen Vorschusslorbeeren konnte er noch nicht bestätigen. Aus den Lobeshymnen auf seine Vielseitigkeit ist die Frage geworden, wie man den 22-Jährigen eigentlich einsetzen will. Darauf scheint man in der Wüste noch keine konkrete Antwort zu haben.
Schon im Frühjahr äußerte sich Defensive Coordinator Vance Joseph um einiges verhaltener als die Kollegen Kingsbury und Keim. Wohlwissend um die Schwierigkeit, ein "Einhorn" wie Simmons in der NFL optimal einzusetzen, gab er an, dass wohl nicht alle seine Stärken aus dem College auf die Profi-Liga übertragbar seien.
Im April fehlte noch die konkrete Idee: "Mit diesem Skillset kann man viele Dinge anstellen. Aber bis wir es eingrenzen können, bis wir einen genauen Gameplan haben, kann ich noch nicht garantieren, wo er auf dem Feld sein wird."
Daran scheint sich Ende Oktober noch nicht viel geändert zu haben. In den bisherigen sieben Spielen musste Simmons meist an der Seitenlinie zuschauen - und seine Einsatzzeiten werden sogar weniger. Spielte er am ersten Spieltag gegen die 49ers, wo er große Probleme gegen Tight End George Kittle hatte, noch 29 Prozent der Defensive-Snaps, waren es in den Wochen danach deutlich weniger.
Elf Prozent gegen Washington, 15 Prozent gegen die Lions, zwölf Prozent gegen die Panthers, 19 Prozent gegen die Jets und immerhin 24 Prozent gegen die Cowboys. Gegen die Seattle Seahawks waren es dann sogar nur sechs Prozent.
Arizona Cardinals wollen Isaiah Simmons immer noch "einarbeiten"
Nebenbei darf er immer mal wieder bei den Special Teams mitmischen, jedoch wird sich das Talent mit dem hohen Selbstvertrauen nach dem Draft Hoffnung auf deutlich mehr Spielzeit gemacht haben. Da konnte er allerdings noch nicht damit rechnen, dass ihm das Coronavirus einen Strich durch die nahezu komplette Saisonvorbereitung machen würde.
Für ein "Projekt" wie Simmons natürlich ein herber Verlust. "Wir arbeiten ihn immer noch ein", erklärte Kliff Kingsbury kurz nach Saisonbeginn. "Wir wollen ihn in eine Position bringen, in der er erfolgreich sein kann, in der er unser System versteht. Ohne Offseason und Preseason wussten wir, dass das Zeit braucht."
Simmons verbringe viel Zeit damit, mit Vance Joseph Spieltapes zu gucken, Football zu studieren und werde von seinem Defensive Coordinator "noch mit dem Löffel gefüttert".
Isaiah Simmons endlich mit dem Knotenlöser?
Die Arbeit mit Joseph scheint sich in der Nacht von Sonntag auf Montag endlich ausgezahlt zu haben. So sei der Coach laut Star-Cornerback Patrick Peterson sehr aggressiv im Playcalling gewesen und wäre die wichtigsten Schlüsselpunkte mit dem Rookie durchgegangen.
"Er kam dann ins Spiel und hat ein riesiges Play für uns gemacht. Ihr könnt ihn fragen. Ich habe ihm gesagt: 'Das wird vielleicht das Spiel, wo für dich der Knoten platzt.'" Ob die Interception wirklich der Knotenlöser war, bleibt abzuwarten.
Es schien jedenfalls so, als hätte Joseph auf genau den richtigen Moment gewartet, um seine Allzweckwaffe mal wieder ins Wasser zu werfen. "Wenn es einen Job gibt, den er übernehmen kann, setzen wir ihn ein. Darum haben wir ihn gedraftet."
Simmons sei für ihn ein Problemlöser: "Jeder Gameplan ist anders und wenn es ein Problem gibt und er es für uns lösen kann, ist er definitiv ein Kandidat für uns", prophezeite der 48-Jährige in der Offseason.
"Problemlöser" Simmons liefert gegen Wilson ab
Das "Problem" Russell Wilson hat der Rookie also eindrucksvoll bewältigt. Zumal es kaum ein Schwierigeres geben kann, als den MVP-Kandidaten Wilson in der Overtime mit dem Ball in der Hand.
"Ihr habt heute gesehen, dass er die Fähigkeit hat, dieses Play zu machen. Diese Situation war spielentscheidend und wird für ihn in der Zukunft noch Wunder wirken", lobte Kingsbury und machte seinem Erstrundenpick Hoffnung auf eine erfolgreiche Karriere in der NFL.
Es wird sich zeigen, ob Simmons noch zum beständigen Linebacker wird, oder ob er weiterhin nur für Gameplay-spezifische Situationen eingesetzt wird, ähnlich wie Saints-Quarterback Taysom Hill.
Dass Simmons aber gut auf Prophezeiungen und Vorhersagen wie die von Daniel Jeremiah anspringt, hat er jetzt endlich beweisen dürfen.
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