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American Football

Auch in der NFL unersetzlich: Wie Ärzte und Mediziner im Football arbeiten

  • Aktualisiert: 20.03.2020
  • 22:16 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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© imago

Die Ärzte und Mediziner eines NFL-Teams haben großen Einfluss darauf, welche Spieler im Draft (am 23. April live auf ProSieben MAXX und ran.de) ausgewählt werden oder wann ein Spieler nach einer Verletzung das Training aufnimmt. ran.de erklärt, wer diese Männer sind und wie sie arbeiten. 

München – Kaum jemand nimmt von ihnen in der Öffentlichkeit Notiz, nur wenige Fans kennen ihre Namen, und doch zählen sie zu den wichtigsten Mitarbeitern eines jeden NFL Teams – gemeint sind die Ärzte und medizinischen Mitarbeiter.

Der Einfluss der Ärzte auf das sportliche Geschehen ist groß. Sie entscheiden nicht nur, ob ein Spieler am Wochenende spielen darf oder nicht. Sie haben auch großen Einfluss darauf, welcher Spieler im Draft ausgewählt wird. 

Der Chef des medizinischen Teams ist der Mannschaftsarzt. Meist sind das Spezialisten für orthopädische Chirurgie, Allgemeinchirurgie oder Innere Medizin. Genauso wie die Spieler haben auch die NFL-Teamärzte zuvor meist Erfahrungen an der High School oder im College-Sport gesammelt.

Teilweise arbeiten sie parallel für ein NBA-, ein MLB- oder ein NHL-Team aus der gleichen Stadt.  

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Vom Mannschaftsarzt bis zum Zahnarzt

Der Mannschaftsarzt zählt zu den engsten Vertrauten vom Head Coach und General Manager. Assistiert wird er von zwei Orthopäden mit unterschiedlichen Spezialisierungen. Typisch wäre, dass der eine Orthopäde ein Spezialist für Knie und Schultern ist, der andere für Kopf-, Hals- und Rückenverletzungen.

Da Spieler sich bekanntlich nicht nur verletzen können, sondern manchmal auch einfach krank werden, darf ein Allgemeinmediziner ebenfalls nicht fehlen.

Sogar ein Zahnarzt zählt zum Ärzteteam einer NFL-Mannschaft. In einem Sport, in dem ausgeschlagene Zähne keine Seltenheit sind, ist das ein überaus wichtiger Job. Zumal auch kein Spieler davor gefeit ist, am Morgen des Spiels mit starken Zahnschmerzen oder einem Abszess am Zahnfleisch aufzuwachen.  

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Verletzungen werden vor dem Draft verschwiegen

Die Meinungen der Ärzte ist nicht nur während der Saison wichtig, sondern schon viele Monate davor.

Bei der NFL Scouting Combine sind ihre Ansichten fast so entscheidend wie die der Head Coaches und General Manager.

Mag sich die öffentliche Aufmerksamkeit eher auf den 40-Yard-Sprint oder das Bankdrücken richten, so schauen die NFL-Teams besonders kritisch auf die Ergebnisse der medizinischen Untersuchung.

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P.J. Walker_1600
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Pat Kirwan, ein ehemaliger Trainer der New York Jets und sehr angesehener NFL-Analyst, schreibt in seinem Buch "Schau nicht auf den Ball": "Viel zu viele Spieler verbergen Verletzungen vor ihren College-Coaches, ihren Fitnesstrainern und sogar vor ihren Familien. Unseriöse Agenten flüstern ihnen als Freshmen ein, dass nicht zu viele Verletzungen in ihrem Lebenslauf auftauchen dürfen, wenn sie Profispieler werden wollen."

Heißt also: Einige Spieler könnten bereits mehr Verletzungen erlitten haben als der Öffentlichkeit bekannt sind.

Fokus auf Schultern, Knie und Knöchel

Vor allem die Schultern, die Knie und die Knöchel werden sehr aufmerksam begutachtet. Dr. Scott Rodeo, der Mannschaftsarzt der New York Giants, erklärte gegenüber "nj.com": "Wir sprechen mit dem Spieler und untersuchen ihn dann. Das ist ein bisschen so wie bei einem Vorstellungsgespräch. Die Spieler sind nicht sonderlich motiviert, uns von ihren Vorverletzungen zu erzählen."

In besonders komplexen Fällen wird sogar externe Hilfe hinzugezogen. "Wenn bei der Combine-Untersuchung Bedenken hinsichtlich einer Verletzung entstanden sind, können wir den Jungen in den Wochen vor dem Draft noch einmal einladen und alles genauer betrachten. Es könnte sein, dass man dann einen Spezialisten, zum Beispiel für Wirbelsäulen, hinzuzieht", erzählt Rodeo.

Es gibt Spieler, die rund um den NFL Combine eine medizinische Untersuchung ablehnen. Todd Gurley, von den Los Angeles Rams zu den Atlanta Falcons gewechselt, tat dies beispielsweise, bevor er im Jahre 2015 gedraftet wurde. Der Hintergrund: Gurley wurde während seiner letzten College-Saison am Kreuzband operiert.

Gurley schlug damals vor, sich erst kurz vor dem Draft, wenn das Knie besser verheilt ist, von den 32 Mannschaftsärzten untersuchen zu lassen.

Kirwan erklärt: "Ich wäre nicht überrascht, wenn dieses Vorgehen zur Gewohnheit werden würde. Schließlich wird sich kein Spieler mit gesundheitlichen Risiken bei der Combine freiwillig medizinisch untersuchen lassen."

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Athletiktrainer müssen auch Psychologen sein  

Während der Saison arbeitet das Ärzteteam sehr eng mit dem Athletiktrainer zusammen. Hier handelt es sich meist um einen Sportmediziner.

Ob ein Spieler am Sonntag spielen darf oder nicht, entscheidet zwar der Mannschaftsarzt. Der Athletiktrainer gibt allerdings Prognosen an den Head Coach weiter und entscheidet, wann ein Spieler das Training wieder aufnehmen kann.

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Kirwan erklärt: "Wenn ein Spieler unter der Woche an einer Verletzung laboriert, geht der Coach zum Athletiktrainer und fragt: 'Kann der Junge morgen trainieren?' Die Antwort hat direkte Auswirkungen auf den Gameplan des Head Coaches und seinen Aufbau der Trainingseinheiten."

Der Sportmediziner müsse daher "ein Gespür dafür haben, ob ein Spieler im Hinblick auf Verletzungen ehrlich zu ihm ist. Dafür muss er das Vertrauen der Spieler genießen und sie individuell einschätzen können."

Psychologie ist also ebenso gefragt wie medizinisches Wissen.

Oliver Jensen

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