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Case Keenum mit den Vikings auf der Überholspur

Case Keenum: Durchstarter oder Platzhalter?

  • Aktualisiert: 15.11.2017
  • 22:13 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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© Getty Images

Früher wurde er in der NFL hin und her geschoben wie ein Wanderpokal. Mittlerweile zählt Vikings-Quarterback Case Keenum zu den großen Überraschungen der Saison. Seine Zukunft ist dennoch ungewiss.

Minnesota – Natürlich wusste Vikings-Trainer Mike Zimmer, dass das Spiel von Case Keenum gegen die Washington Redskins nicht fehlerfrei war. Zwei fatale Interceptions hatten das Spiel unnötig spannend gemacht.

Doch wenn ein Quarterback auch vier Touchdown-Pässe wirft und auf 304 Passing-Yards kommt, überwiegt das Positive. "Er hat verdammt gut gespielt, sich gut in der Pocket bewegt und gute Bälle geworfen", sagte der Head Coach. Keenum hat die Vikings zum fünften Sieg in Folge geführt und zählt bereits jetzt zu den größten Überraschungen der laufenden Saison.

ProSieben MAXX und ran.de übertragen am Sonntag, 19. Dezember, ab 18:30 Uhr die Partie zwischen den Rams und Vikings live.

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Auf dem College ein Superstar

Dabei müsste das Potential dieses Passgebers schon lange bekannt sein. Zu College-Zeiten war Keenum ein absoluter Superstar und brach einen Rekord nach dem anderen. Bis heute hält er unter anderem die NCAA-Rekorde für die meisten Passing-Yards (19.217), die meisten angekommenen Pässe (1546) und die meisten Touchdown-Pässe (155).

Trotz dieser beachtlichen Statistik rissen sich die Profi-Teams nicht um Keenum. Im Gegenteil: Die Zweifel an seiner NFL-Tauglichkeit waren groß. Mit knapp über 1,80 Meter Körpergröße galt er als zu klein. Zudem wurde ihm vorgeworfen, er könne lediglich in einer Spread Offense spielen. In einer Angriffsformation also, die in der NFL nur selten angewandt wird.  

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Im Draft nicht berücksichtigt

Als sich Keenum nach fünf Jahren College (ein Jahr länger als normal) für den Draft 2012 anmeldete, wurde vermutet, dass der Passgeber erst in einer späten Runde ausgewählt werden würde. Das müsste nicht zwingend in die Sackgasse führen. Zur Erinnerung: Selbst Mega-Star Tom Brady wurde erst in Runde 6 gedraftet. Doch Keenum erwischte es noch schlimmer: Keiner der insgesamt 253 Picks wurde für ihn aufgewendet.

Als ungedrafteter Spieler begann er seine Reise durch die NFL. Erst verbrachte er ein Jahr im Practice Squad der Houston Texans, dann wurde er zum Ersatz-Quarterback hinter Matt Schaub ernannt. Richtig überzeugen konnte er bei seinen zehn Einsätzen, die er in den Spielzeiten 2013 und 2014 hatte, jedoch nicht.

Keenum wurde hin und her geschoben wie ein Wanderpokal: Die Texans stellten ihn frei, um im Kader Platz für einen anderen Quarterback zu haben. Er ging zu den St. Louis Rams, wo ihm kurz darauf selbiges wiederfuhr und er in den Practice Squad verbannt wurde. Eineinhalb Monate später ging es wieder zurück zu den Texans. Dort machte er zwei Spiele, dann holten ihn die Rams wieder als Backup zurück.

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Fünf Jahre, fünf Umzüge

Keenum musste in gut fünf Jahren NFL bereits fünf Mal den Wohnort wechseln. Ein Lebensrhythmus, der ihm und seiner Frau nur bedingt zusagt. "Wir sind so viel umgezogen", bedauert Kimberly Keenum. "Die meisten Leute halten die NFL für eine wahnsinnig glamouröse Welt, zu der man dann dazugehört. Und dass es wahnsinnig toll ist, seinem Mann dabei zuzusehen, wie er seinen Traum lebt. Aber wir mussten einfach häufiger umziehen als ich es erwartet hatte."

Zeitweise schien es so, als könnte sich Keenum bei den Rams durchsetzen. Die sechs Spiele, die er in der Saison 2015 absolvierte, waren vielversprechend. Doch als die Rams sich im Draft 2016 von Position 15 nach oben tauschten um an Nummer 1 zu gelangen und Quarterback-Hoffnung Jared Goff zu verpflichten, registrierte Keenum, dass er lediglich eine Übergangslösung ist. "Ich war überrascht", gab er später zu.

Keenum ging zwar als Starting-Quarterback in die Saison. Allerdings nur, damit sich Goff in Ruhe auf sein NFL-Debüt vorbereiten konnte. Nach einem guten Start mit drei Siegen und einer Niederlage ging es rapide bergab. Keenum funktionierte genauso wenig wie die restliche Offense. Er warf mehr Interceptions (11) als Touchdown-Pässe (9). "Wir wollen Goff", riefen die Fans in Los Angeles – und bekamen ihren Willen. Die Tage von Keenum waren gezählt.

Bei den Vikings bekam er eine neue Chance. "Als ich Free Agent wurde, haben ein paar Teams Kontakt mit mir aufgenommen. Minnesota hatte echtes Interesse gezeigt. Es hat mich gefreut, dass ein Team mich wirklich gewollt hat", erzählte Keenum. Er unterzeichnete einen Einjahres-Vertrag und ging als Backup hinter Sam Bradford in die Saison. Weil sich dieser aber früh verletzte, war er plötzlich wieder Starter. Auch wenn Keenum statistisch nicht zu den absoluten Top-Quarterbacks der Liga zählt (QB-Rating 92,6), hat er großen Anteil daran, dass die Vikings bei einer 7-2 Bilanz stehen und sich auf Playoff-Kurs befinden.

Löst Bridgewater Keenum ab?

Am Sonntag empfangen die Vikings sein Ex-Team, die Los Angeles Rams (Sonntag ab 18:30 Uhr live auf ProSieben MAXX und ran.de). Noch hat Trainer Mike Zimmer nicht bekanntgegeben, ob er weiterhin Keenum vertraut oder der lange verletzte und nun wieder einsatzbereite Teddy Bridgewater (Erstrundenpick 2012) sein Comeback geben darf. Mittwoch möchte er seine beiden Spielmacher informieren.

Für Keenum geht es nicht nur darum, ob er den Rams eins auswischen kann. Es geht für ihn vielmehr um die Frage, ob er nun als Durchstarter so richtig in der NFL angekommen ist oder ob er wieder einmal nur der Platzhalter für einen größeren Namen war.  

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