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Machtkampf im Football-Weltverband IFAF

Deutschland der große Verlierer im Football-Machtkampf: Patrick Esume sauer, Verbandsboss bleibt hart

  • Aktualisiert: 22.03.2018
  • 18:58 Uhr
  • ran.de / Martin Jahns
Article Image Media
© imago/Eibner
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Eigentlich sollte im Sommer 2018 die Football-EM in Deutschland stattfinden. Doch wegen eines jahrelangen Machtkampfs im Weltverband IFAF steigt diese nun in Finnland - ohne Titelverteidiger Deutschland. Patrick Esume ruft zum Aufstand der Kleinen auf. Der deutsche Verbandsboss Robert Huber erklärt seine Position bei ran.de.

München - Es hätte so schön sein können: Vor zigtausenden Zuschauern hätte Head Coach Patrick Esume mit seiner französischen Football-Nationalmannschaft Titelverteidiger Deutschland im Finale der American-Football-EM in der Frankfurter Commerzbank Arena herausfordern können.

Doch daraus wird nichts: Die Europameisterschaft, die eigentlich im Juli in Frankfurt hätte stattfinden sollen, steigt nun eine Woche später in Finnland. Irgendwie jedenfalls. In Form eines Einladungsturniers und wohl ohne Titelverteidiger Deutschland und die eigentlich qualifizierten Italiener.

Schuld ist ein bizarrer Machtkampf im Weltverband, bei dem am Ende vor allem der Sport verliert. "It's Time for Change!!! Vereine steht auf und kämpft für euren Sport", forderte Esume am Montag via Facebook. Was ist passiert?

"Wir hatten ein sehr gutes Konzept mit der Commerzbank Arena als Austragungsort. Wir hatten das Angebot, dass für die teilnehmenden Mannschaften alle Kosten übernommen werden", erklärt Robert Huber, Präsident des American Football Verband Deutschland (AFVD) im Gespräch mit ran.de: "Wir sind nach wie vor der Meinung, dass so etwas ein überzeugendes EM-Konzept ist. Aber man kann es den Leuten eben nicht aufzwingen."

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Weltverband IFAF völlig zerstritten

"Die Leute", das ist in diesen Tagen vor allem der heillos zerstrittene Football-Weltverband IFAF.

Alles begann mit dem Rücktritt des Präsidenten Tommy Wiking am 30. April 2015, dessen Prestigeprojekt, die WM 2014 in seinem Heimatland Schweden, kurzfristig abgesagt wurde. Doch einen Tag später wollte Wiking davon nichts mehr wissen, sprach von einem Putschversuch einer Minderheit innerhalb der IFAF und beanspruchte den Posten wieder für sich.

Seine Gegner erkannten das nicht an, wählten zunächst Roope Noronen als Interimspräsidenten und 2016 schließlich den Kanadier Richard MacLean zum neuen IFAF-Präsidenten.  

Doch Wiking beharrte auf seinem Machtanspruch, um ihn bildete sich die Gruppierung "IFAF Paris", seine Gegner um MacLean firmieren als "IFAF New York". Huber, lange ein Kritiker Wikings, stellte sich auf die Seite der Paris-Gruppe. Die Frage, wer denn nun der starke Mann des internationalen Footballs ist, ging schließlich bis vor den höchsten Sportgerichtshof, den CAS.

Und sie hatte verheerende Folgen für den Football: Im November 2017 suspendierte die Global Association of International Sports Federation (GAISF) - sozusagen der Dachverband aller Weltverbände des Sports - die IFAF wegen ausbleibender Zahlungen im Anti-Doping-Kampf an die WADA.

Der Grund: Die Geldflüsse hatte Wiking 2016 ausgehandelt. Weil dieser dazu aber laut "IFAF New York" gar nicht berechtigt war, blieben die Zahlungen aus. Der GAISF waren die Scharmützel herzlich egal: Keine Anti-Doping-Zahlungen, keine Anerkennung als Weltverband. Und ohne offiziellen Weltverband keine offiziellen Turniere.

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Huber: "Uns hat niemand eingeladen"

Nun gibt es aber eben doch eine EM. Ob anerkannt oder nicht, ist weiter fraglich. Für Huber ist sie es nicht. "Es ist in Deutschland keiner offiziellen Stelle bekannt, dass es eine American-Football-EM in Finnland gibt. Es gibt keine Mitteilung von irgendeinem internationalem Verband", sagt der AFVD-Präsident.

Die meisten anderen europäischen Nationalverbände sehen das allerdings anders: Frankreich hat seine Teilnahme in Finnland ebenso zugesagt wie Österreich und hat damit klar Position für "IFAF New York" bezogen. Außerdem sollen neben Gastgeber Finnland noch Großbritannien, Schweden und Dänemark teilnehmen.

Lediglich das sportlich eigentlich qualifizierte Italien fehlt ebenso wie Deutschland. Mit der Machtverschiebung hin zu MacLean und "IFAF New York" ist der deutsche Verband zunehmend isoliert.

Doch Huber bleibt bei seiner Linie: "Wie soll der AFVD sich zu etwas öffentlich äußern, von dem wir offiziell nicht mitgeteilt bekommen, dass es das gibt? Wenn sich andere Länder zu einem Wettbewerb treffen, ist das für die Länder grundsätzlich erst einmal eine gute Sache."

Immerhin: Ganz geschlossen scheint die Tür in Sachen EM-Teilnahme noch nicht zu sein. Für Sonntag kündigt Huber Gespräche mit der deutschen Football-Liga GFL über mögliche Abstellungen von Spielern asu dem europäischen Ausland für die EM, die für ihn keine ist, an. Der AFVD wolle die dann getroffene Entscheidung akzeptieren.

Hubers ablehnende Haltung zum Turnier in Finnland zeigt, dass der IFAF-Zoff längst nicht beigelegt ist, trotz eines vermeintlichen Durchbruchs Anfang März: In einem Statement verkündete MacLean, dass der CAS die Wahlen von Noronen und MacLean als rechtmäßig anerkannt hat. Die Entscheidung? Von wegen!

IFAF-Machtkampf schadet dem Sport

"Leider liegt ein Urteil des Court of Arbitration über den rechtmäßigen Präsidenten der IFAF niemandem vor. Haben Sie schon jemanden getroffen, der es Ihnen zeigen konnte?", fragt AFVD-Boss Huber im Gespräch mit ran.de.

"Der AFVD hat an Richard MacLean eine Nachricht geschickt, wo wir ihn darum bitten, darzulegen, woher er seine Legitimation als Präsident zieht, insbesondere ob es dieses Urteil wirklich gibt und ob man das sehen kann. Wir haben auch dargelegt, dass wir mit jedem, wenn er denn rechtmäßiger Präsident ist, gesprächsbereit sind. Da warten wir derzeit auf Antwort, sind leider nicht sehr optimistisch, dass wir eine erhalten werden."

Der bislang einzige öffentliche Hinweis auf eine CAS-Entscheidung ist ein von MacLean veröffentlichtes und unterzeichnetes Statement. Das Tauziehen um die Macht im internationalen Football geht also in die nächste Runde.

Großer Verlierer der Schlammschlacht ist dabei der Sport selbst: Der American Football ist gerade abseits der schillernden NFL auf einen starken Weltverband als Sprachrohr angewiesen, etwa wenn es um eine mögliche Aufnahme als Sportart bei den Olympischen Spielen geht, aber auch zur Stärkung des Amateur-Footballs, der Nachwuchsförderung und Errichtung neuer Infrastruktur.

Zumindest im Moment scheint eine geeinte IFAF jedoch in weiter Ferne, und der mit 63.000 Mitgliedern größte europäische Verband AFVD sieht sich zunehmend isoliert.

Von Martin Jahns

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