Der 103-Millionen-Dollar-Mann
Fletcher Cox: Ungeheuer auf der Jagd nach Tom Brady
- Aktualisiert: 25.01.2018
- 15:58 Uhr
- ran.de / Oliver jensen
Auf dem Football-Feld wirkt er wie ein Ungeheuer. Tief im Inneren ist Fletcher Cox jedoch ein sensibler, junger Mann - von privaten Schicksalsschlägen gezeichnet.
Philadelphia/München - Mehr als 140 Kilogramm schwer, 1,93 Meter groß, dazu sehr schnell - und manchmal aus der Sicht der Gegenspieler auch brutal. Fletcher Cox von den Philadelphia Eagles kommt der Konkurrenz einem Ungeheuer gleich.
Im Super Bowl LII (So., 4.2. ab 20:15 Uhr Countdown Show auf ProSieben MAXX, ab 22:50 Uhr live auf ProSieben und ran.de) gegen die New England Patriots will der Defensive Tackle zum persönlichen Albtraum von Tom Brady mutieren.
Der Defensive Lineman ist wie für die NFL geschaffen: Cox wurde im Draft 2012 in der ersten Runde von den Eagles ausgewählt.
Eingewöhnungszeit brauchte er nicht. Gleich in seiner ersten Spielzeit wurde er in 15 Spielen eingesetzt, neun Mal als Starter, und kam auf 5,5 Sacks. In dieser und den vergangenen beiden Spielzeiten erfolgte die Berufung in den Pro Bowl.
Wie ein LKW-Fahrer
Seit 2016 macht er richtig Kasse: Cox unterschrieb einen Sechs-Jahres-Vertrag über 103 Millionen US-Dollar, 63 davon garantiert. Doch er gehört nicht zu den Spielern, bei denen nach dem ersten großen Vertrag ein Gefühl von Sättigung eintritt.
Im Gegenteil: Cox gilt als ein harter Arbeiter. Defense-Kollege Chris Long sagt: "Er ist wie ein LKW-Fahrer. Er braucht keinen freien Tag und arbeitet immer konsequent."
Der in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsene Cox ergänzt: "Ich weiß, wo ich herkomme. Ich will nicht der Typ sein, bei dem die Leute sagen, seitdem er bezahlt wurde, hat er nichts mehr getan."
Auch diese Saison unterstrich er seinen sportlichen Wert. Gleich im ersten Saisonspiel gegen die Washington Redskins trug er seinen erzwungenen Fumble zum Touchdown.
Obwohl er zwei reguläre Saisonspiele verpasste, stand er mit 5,5 Quarterback-Sacks in der teaminternen Wertung auf Platz 2. Lediglich Defensive End Brandon Graham war mit 9,5 vor ihm. Gemeinsam wollen sie im Super Bowl ordentlich Druck auf Brady & Co ausüben.
Esume: Eagles bringen Pocket zum Kollabieren
ran-Experte Patrick Esume glaubt, dass hier ein Schlüssel zum Erfolg der Eagles liegen könnte. "Mit Fletcher Cox, Tim Jernigan und Beau Allen haben die drei dralle Dinger in der Mitte, die wirklich für Probleme sorgen können", sagt er bei Coach's Corner.
"Die Eagles werden versuchen, Tom Brady nicht in der Pocket stehen zu lassen. Die werden versuchen, die Pocket zum Kollabieren zu bringen und Brady dazu zwingen, aus der Pocket herauszukommen."
Zwar hat die Offensive Line der Patriots im Spiel gegen die Jacksonville Jaguars bewiesen, eine starke Defensive Line aufhalten zu können. "Aber Fletcher Cox ist noch einmal ein ganz anderes Tier in der Mitte", so Esume.
Eagles-Safety Malcolm Jenkins sieht das genauso: "Ich kenne niemanden, der Fletcher Cox aufhalten kann."
Cox weiß um die besondere Herausforderung im Spiel gegen die Patriots. "Was Tom Brady so einzigartig macht, ist, dass er den Ball so schnell loswird." Umso wichtiger wird es sein, schnell zu dem Pocket-Passer vorzudringen.
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Super Bowl nie im TV gesehen
Der ganze Trouble, der um das große Finale gemacht wird, scheint den 27-Jährigen nicht zu interessieren. Laut eigener Aussage hat er sich den Super Bowl nie im Fernsehen angesehen. "Ich schaue grundsätzlich kein Sport."
Den brockte er sich im November allerdings anderweitig ein. Ein Mann aus North Carolina verklagte Cox auf 25.000 US-Dollar Schadensersatz, weil der NFL-Profi Sex mit dessen Ehefrau gehabt haben soll.
Botschaft an den verstorbenen Bruder
Doch es gibt auch die andere Seite des Fletcher Cox. Wann immer die Nationalhymne vor einem Spiel gespielt wird, küsst er bei den letzten Klängen seine Fingerspitzen, streckt sie in den Himmel und sagt leise: "Ich liebe dich, Bruder."
Diese Botschaft gilt seinen verstorbenen Bruder, der vor drei Jahren mit 34 an einem Herzinfarkt verstarb. "Ich spreche vor jedem Spiel mit ihm", erklärt er.
Überhaupt musste er schon einige Schicksalsschläge verkraften. Sein bester Freund starb bei einem Autounfall. Auch der Tod seiner Großmutter hat ihn schwer getroffen.
Die seelischen Folgen sind noch heute nicht verheilt. "Es gibt Tage, an denen ich aufwache und heule oder schreie", gibt er in einem sehr persönlichen Interview zu.
Spätestens da wird klar, dass Cox alles andere als ein Ungeheuer ist.
Oliver Jensen
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