Kaepernick-Kumpel unterschreibt Vertrag
Gut gebrüllt, Panthers! Eric Reid gibt überfälliges NFL-Comeback
- Aktualisiert: 27.09.2018
- 22:51 Uhr
- Marcus Giebel
Die Carolina Panthers haben Eric Reid für den Rest der Saison unter Vertrag genommen. Der Move ist ein klares Statement an die NFL. Denn die Franchise sieht über die Rolle des Safety in der "take a knee"-Bewegung hinweg.
Charlotte/München - Auf dieses Bild haben NFL-Fans auf der ganzen Welt seit einem halben Jahr sehnsüchtig gewartet. Der Schnappschuss aus einem kahl wirkenden Büro auf dem Trainingsgelände der Carolina Panthers zeigt Eric Reid, der seinen neuen Vertrag unterschreibt. Derweil seine rechte Hand zur Faust erhebt, um zu verdeutlichen: "Wir haben gesiegt."
"Wir" meint in diesem Fall die Tausenden Protestler in den USA, die auf Initiative von Reids Kumpel und Ex-Kollege Colin Kaepernick gegen den schwelenden Rassismus im Land der unbegrenzten Möglichkeiten öffentlichkeitswirksam aufstehen. Oder besser: knien. Stichwort "take a knee". Reid tat dies als erster NFL-Profi während der US-Hymne an Kaepernicks Seite.
Neuer Vertrag sportlich überfällig
Da war es nun total unerheblich, welcher Klub sich die Dienste Reids sicherte. Denn die Rückkehr des Safety nach Ablauf seines Vertrags bei den San Francisco 49ers war aus rein sportlichen Gründen überfällig: In fünf Jahren sammelte er 332 Tackles und elf Interceptions in 73 Einsätzen.
Es wirkt also wie eine neue Feel-Good-Story, dass Reid wieder gefragt ist. Ein Profi, der gesellschaftliche Probleme anprangert und damit auch Anfeindungen und Widerstände in Kauf nimmt.
Neuer Owner Tepper als wichtiger Faktor
Ein wichtiger Faktor beim Deal soll David Tepper gewesen sein. Der neue Besitzer der Panthers scheint die erzkonservativen Ansichten vieler Klubbosse nicht zu teilen und - wie Kaepernick und Reid - Missständen die Stirn zu bieten.
Ein weiteres Indiz dafür: Die von Reid in der Offseason gegen die 32 Owner angestrengte Klage wegen geheimer Absprachen bezüglich seiner Person soll kein Gegenstand der Verhandlungen gewesen sein. Das berichten diverse NFL-Experten. Entsprechend geht der 26-Jährige auch gegen seinen neuen Arbeitgeber vor.
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Ausschließlich sportliche Entscheidung
Doch darüber scheinen die Panthers hinwegsehen zu können. Für sie ist Reid schlicht der beste Safety, der aktuell verfügbar war. Auch General Manager Marty Hurney verdeutlichte bei "ESPN", dass es eine ausschließlich sportliche Entscheidung war: "Er hat in den vergangenen Jahren auf einem sehr hohen Level agiert. Wir denken, dass er uns helfen kann, Spiele zu gewinnen."
In einem Statement pries er den neuen Panthers-Profi an als "körperlichen Safety, stark am Ball und mit großem Spielverständnis". Ob der auch künftig knien wird, wenn das Star Spangled Banner ertönt? Darüber kann bislang nur spekuliert werden.
Gehirnerschütterung macht den Weg frei
Am Montag hätten Hurney und Head Coach Ron Rivera die Diskussion angestoßen, nachdem Da'Norris Searcy wegen der zweiten Gehirnerschütterung binnen eines Monats auf der Injured-Reserve-List gelandet war.
Zwei Tage später sei Reid dann nach Charlotte eingeladen worden. Nach Informationen von NFL-Reporter Tom Pelissero habe es vor der Unterschrift kein Workout gegeben. Der First-Round-Pick des Draft 2013 sei physisch bereits in einer sehr guten Verfassung.
Reid soll nach Bye Week direkt starten
Nach der nun anstehenden Bye Week wird das Heimspiel gegen die New York Giants am 7. Oktober sein Neustart. Bis dahin soll Reid in ein paar Sonderschichten an seiner Kondition feilen, um direkt als Starter aufzulaufen.
Laut "ESPN"-Reporter Jim Trotter sollen auch die 49ers in dieser Woche ernstes Interesse an einer Rückholaktion signalisiert haben. Bei den Kaliforniern hätte Reid demnach für mehrere Jahre unterschreiben können. Offenbar haben ihn die jüngsten Erfahrungen an der Westküste aber abwinken lassen.
Ex-Kollege Smith freut sich über Wiedersehen
Nun trifft er bei den Panthers auf einen früheren Kollegen aus San Francisco. Torrey Smith hatte sich schon zu Wochenbeginn für den Pro-Bowler von 2013 stark gemacht: "Wenn sie sich bei mir über ihn erkundigen, wäre ich froh, über ihn als Spieler und als Persönlichkeit sprechen zu dürfen." Reid sei ein ganz besonderer Mensch: "Ich hoffe, dass er die Chance bekommt. Das hätte er verdient - und nicht, wie er behandelt wurde."
Nach dem Deal sagte der Wide Receiver: "Ich bin aufgeregt." Und weiter: "Das sagt eine Menge aus über die Verantwortlichen. Sie treffen sportliche Entscheidungen." Auch viele andere neue Kollegen zeigten sich hocherfreut über Reids Ankunft.
Kaepernick meldet sich via Twitter
Auch die Reaktion von Kaepernick ließ nicht lange auf sich warten. "Glückwunsch an meinen Bruder, der bereits am ersten Tag der Free Agency hätte einen Vertrag bekommen müssen", twitterte der für zahlreiche Landsleute so kontroverse Quarterback: "Er war der Erste, der mit mir gekniet ist. Eric kämpft für soziale Gerechtigkeit und steht für seine Familie und die Gesellschaft ein, wenn es richtig ist."
Keine Frage: Die Panthers haben mit diesem Move ein klares Statement gesetzt. Eines, das neben der vielen Aufregung auch großen Beifall verdient hat. Schließlich hat sich Reid nichts zu Schulden kommen lassen - folglich sollte er nur an einem gemessen werden: an seiner sportlichen Leistung.
Marcus Giebel
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