NFL Draft 2020
"Lächerlich und peinlich": General Manager übt deutliche Kritik an Goodells Droh-Memo
- Aktualisiert: 28.03.2020
- 14:05 Uhr
- ran.de
NFL-Boss Roger Goodell drohte den Teams mit Sanktionen, sollten sie seine Entscheidung, den Draft nicht zu verschieben, öffentlich kritisieren. Doch der Maulkorb hat offenbar nicht den gewünschten Effekt.
München - Trotz der weltweiten Coronakrise soll der 85. NFL-Draft vom 23. Bis 25. April (live auf ProSieben MAXX und ran.de) stattfinden. Das stellte NFL-Boss Roger Goodell unmissverständlich klar und drohte den Teams mit Sanktionen, sollte es weiterhin Kritik an dieser Entscheidung geben.
Zuvor hatten vier General Manager lautstark eine Verschiebung des Drafts gefordert, auch das sieben Personen umfassende GM-Komitee hatte dies empfohlen. "Öffentliche Diskussionen von Themen, die den Draft betreffen, sind nicht zielführend und werden disziplinarische Maßnahmen nach sich ziehen", schrieb Goodell als Reaktion in einem Memo an die Teams.
Doch der verpasste Maulkorb hat offenbar nicht den gewünschten Effekt. Wie NFL-Reporter Albert Breer (Sports Illustrated) berichtete, bezeichnete der Manager eines AFC-Klubs Goodells Warnung als "lächerlich und peinlich". Der Kritiker wolle allerdings verständlicherweise anonym bleiben.
GMs plädieren für eine Verlegung
Laut den NFL-Insidern Adam Schefter und Dianna Russini von "ESPN" sind sich die Entscheidungsträger innerhalb der Teams aber selbst nicht einig. Demnach unterstützen die Besitzer Goodells Plan, den Draft durchzuführen. Die GMs hingegen plädieren für eine Verlegung.
Sie fürchten Chancenungleichheit, da einige Teams ihr Trainingsgelände nutzen dürfen, während sich andere wegen der Pandemie im Lockdown befinden. Dieser Vorwurf ist aufgrund der von der Liga verordneten Schließungen aller Teameinrichtungen für nahezu alle Mitarbeiter jedoch eigentlich überholt.
Intensives Scouting nicht möglich
Außerdem - so kritisieren die GMs - konnten durch die weltweite Krise, die vor allem in den USA gerade ungeahnte Ausmaße annimmt, keine Fitnesstests mit den Spielern durchgeführt werden. So genannte Pro Days, an denen sich die Talente den Scouts präsentieren können, wurden abgesagt. Informationen über manche College-Spieler seien folglich nur schwer einzuholen.
Die Entscheidung der Scouts wird daher ausschließlich auf Video-Analyse und dem NFL Scouting Combine basieren.
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Draft findet im TV-Studio statt
Der diesjährige Draft soll aufgrund der Umstände nicht in Las Vegas vor großem Publikum, sondern in einem TV-Studio durchgeführt werden. Die einzelnen Franchises werden dann per Video-Call dazugeschaltet, wenn die besten Nachwuchstalente in sieben Runden auf die 32 Teams aufgeteilt werden.
"Aufgrund der einzigartigen Umstände in unserem Land, muss der Draft auf eine andere Art und Weise durchgeführt werden. Wir werden keine Talente und deren Familien zum Draft vor Ort einladen, und der Draft selbst wird in einer Weise durchgeführt und im Fernsehen ausgestrahlt werden, die die aktuellen Bedingungen widerspiegelt", teilte Goodell mit.
"Kein Fantasy-Draft"
Für Saints-GM Mickey Loomis wird das geplante Vorgehen einem NFL-Draft nicht gerecht. Im "The Peter King Podcast" von Schefter und Russini sprach er sich ebenfalls für eine Verlegung aus.
"Das ist kein Fantasy Draft, den man einfach auf dem Papier abwickeln kann. Es braucht viel Arbeit für die Vorbereitung und es gibt auch während des Drafts viel zu tun. Das wird sehr, sehr schwierig."