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Miami Dolphins: Da "braut sich etwas Besonderes zusammen"

  • Aktualisiert: 16.11.2020
  • 17:24 Uhr
  • ran.de / Marcus Giebel
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© imago

Fünf Spiele haben die Miami Dolphins nacheinander gewonnen. Und damit viele NFL-Experten überrascht. Die große Stärke ist das Team - so abgedroschen das auch klingen mag.

Miami/München - Siege bringen für Trainer durchaus auch negative Begleiterscheinungen mit sich. Besonders, wenn sich die Erfolge eifrig aneinanderreihen. Wie derzeit bei den Miami Dolphins.

Deren Head Coach Brian Flores wirkt umso bemühter, sein bislang vorgelebtes Understatement beizubehalten. "Wir wissen, wie schwierig es ist, in dieser Liga zu gewinnen und wir gehen jedes Spiel zu seiner Zeit an", wollte der langjährige Assistant von Bill Belichick bei den New England Patriots einem eventuellen Hype Train direkt jegliche Fahrt nehmen.

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Nur Saints und Steelers haben aktuell längere Siegesserien

Dabei hatte sein Team mit dem 29:21 gegen die Los Angeles Chargers gerade den fünften Sieg nacheinander eingefahren. Nur die New Orleans Saints und die von der zweiten perfekten Saison der NFL-Historie träumenden Pittsburgh Steelers haben eine längere Serie hingelegt.

Flores aber legte nach: "Wir schauen nicht weiter nach vorne, sondern auf den nächsten Tag, auf das nächste Meeting, auf das nächste Training und werden alles von Tag zu Tag anzugehen." Der Tag nach dem sechsten Saisonsieg weist die Dolphins auf einem Playoff-Platz aus, Rang sechs in der AFC, auf Tuchfühlung zum Division-Leader Buffalo Bills.

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6-3-Bilanz gelang Dolphins zuletzt 2001

Auch der erst in seiner zweiten Saison als Head Coach arbeitende 39-Jährige kann also kaum noch wegdiskutieren, dass sein Team zu einem ernsthaften Kandidaten für die Postseason avanciert ist. Dort endete zumindest die letzte Saison, in der die Dolphins nach neun Partien mit einer 6-3-Bilanz dastanden.

2001 war das. Viele Spieler aus dem aktuellen Kader waren damals noch nicht einmal im Schulalter. Quarterback Tua Tagovailoa, das Versprechen auf eine rosige Zukunft, dürfte damals in den Kindergarten gekommen sein und allerhöchstens mit Bauklötzen um sich geworfen haben.

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J.C. Jackson
News

J.C. Jackson: Belichicks geheimer Playmaker

Beim Sieg gegen die Baltimore Ravens macht New Englands Cornerback J.C. Jackson erneut auf sich aufmerksam. In Abwesenheit des amtierenden Defensive Player of the Year, Stephon Gilmore, bricht der Patriots-Spieler einen Klubrekord.

  • 16.11.2020
  • 17:48 Uhr

Tagovailoa ist 22. Starting Quarterback seit Marino

Seit der letzten 6-3-Bilanz vor 19 Jahren erreichte das Team aus Florida nur noch zweimal die Playoffs, ein Sieg in einem K.o.-Spiel gelang dabei nicht.

Flores ist der zehnte Head Coach, der sich seit der Jahrtausendwende versucht, Tagovailoa der 22. Starting Quarterback seit dem großen Dan Marino, dessen Schatten sich auch 21 Jahre nach dem Karriereende noch immer über jeden Playmaker der Franchise legt. Die Hoffnung lebt, dass es das Duo deutlich besser macht als die zahlreichen Vorgänger, die mindestens am Erwartungsdruck scheiterten.

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Dolphins-Erfolg dank perfekter Ergänzung der Mannschaftsteile

Nach zwei tristen Jahrzehnten mit wenigen Highlights scheint die Sonne derzeit jedenfalls wieder deutlich kräftiger über dem Hard Rock Stadium. "ESPN"-Reporter Cameron Wolfe mutmaßt bereits, in Südflorida könne sich "etwas Besonderes zusammenbrauen".

Wie andere Experten auch, hebt er bei den Dolphins den "complementary football" heraus. Die Mannschaftsteile würden sich also perfekt ergänzen. Womit der Kern der aktuellen Erfolgsstory bestens beschrieben ist.

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Tagovailoa kann sich auf Defense und Special Team verlassen

Denn es ist nun wirklich nicht so, dass der nach drei Spielen als Starter noch ungeschlagene Tagovailoa bereits die Sterne vom Himmel spielen und jeden Gegner nach Belieben am Nasenring durch die Manege führen würde.

Vielmehr können sich der 22-Jährige und seine Offense-Kollegen auf ihre Mitstreiter in Defense und Special Team jederzeit verlassen. Die wiesen zuletzt einige Male den Weg auf die Siegerstraße.

Was Tagovailoa zu schätzen weiß: "Sie machen es jedem von uns deutlich einfacher und verschaffen uns das Momentum im Spiel."

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Drive zum ersten Touchdowns gegen Chargers über ein Yard

Beim Erfolg über die Chargers war es Andrew Van Ginkel, der den Punt am Ende des ersten Drives blockte. Jamal Perry sicherte das Ei für die "Fins" und Tagovailoa durfte direkt ein Yard vor der Endzone starten. Ein echter Luxus für den Youngster! Was wünscht man sich als junger Quarterback mehr?

Als sich die Gäste dann doch anschickten, die Partie nach zwischenzeitlichem 0:14-Rückstand zu drehen, griff Xavien Howard ein und sich die fünfte Interception der Saison. Nur J.C. Jackson von den Patriots liegt in dieser Statistik vor dem Cornerback, der sich eine Woche zuvor gegen DeAndre Hopkins noch so schwer tat und diverse Pass Interferences ansammelte.

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Dolphins gelang in 15 Spielen am Stück ein Takeaway

"Das ist es, was die Coaches uns eintrichtern. So wollen sie uns spielen sehen, immer aggressiv", erklärte der gebürtige Texaner seine perfekte Antizipation. Howards Ballgewinn verlängerte die Serie des Teams aus dem Sunshine State auf imposante 15 Spiele nacheinander mit Takeaway.

Als individueller Serientäter tritt derweil Emmanuel Ogbah auf, der Justin Herbert zu Boden rang und damit nun sechs Partien nacheinander mit Sack abschloss. Noch zwei weitere solcher Darbietungen fehlen dem Defensive End zum Franchise-Rekord von Jason Taylor.

Defense besorgt Führung gegen Cardinals

Beim aufsehenerregenden 34:31 bei den Arizona Cardinals in einem abwechslungsreichen und teilweise hochklassigen Match war es auch Ogbah gewesen, der die Weichen früh in die richtige Richtung stellte. Im ersten Drive der Gastgeber rang er Kyler Murray zu Boden und forcierte ein Fumble, Shaq Lawson nahm den Ball auf und lief damit in die Endzone.

Zum 28:17 über die Los Angeles Rams - wie die Cardinals ebenfalls auf Playoff-Kurs und damit alles andere als Laufkundschaft - gelangen gleich zwei Touchdowns ohne Zutun der Offense. Ogbah zwang Jared Goff per Sack zum Fumble und Van Ginkel besorgte das 14:7, die nächsten Punkte lief Jakeem Grant per Punt Return Touchdown auf das Scoreboard.

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Head Coach Flores freut sich über "Big Plays"

"Wir hatten viele Big Plays", lobte Flores jüngst sein lernwilliges Team: "Das ist eine hungrige Truppe und jeder kämpft für jeden." Auch die nackten Zahlen beweisen, dass es mindestens eine Symbiose aus allen Mannschaftsteilen ist, die Miami wieder von früheren und damit weit besseren Zeiten träumen lässt. Als Don Shula an der Seitenlinie die Kommandos gab und Marino auf dem Feld Regie führte.

Mit 2054 Passing Yards nehmen die Dolphins in dieser Statistik nur Rang 27 ein, 888 Rushing Yards bedeuten sogar nur Platz 29.

Top-Ten-Werte besorgt die Defense: mit nur 13 kassierten Passing Touchdowns, einer gegnerischen Completion Rate von 62,8 Prozent, zehn Forced Fumbles oder sechs Fumble Recoveries. Die zwei Fumble Recovery Touchdowns werden nur von den dreimal erfolgreichen Baltimore Ravens übertrumpft.

Vor der Pause 74 Punkte mehr erzielt als die Gegner

Besonders bemerkenswert - und hier haben natürlich alle ihren Anteil - ist die Überlegenheit vor der Pause: In der ersten Hälfte haben die Dolphins aufsummiert bislang 74 Punkte mehr erzielt als ihre Gegner - Ligabestwert. Das unterstreicht, dass Flores und sein Staff das Team enorm gut auf den Gegner einstimmen.

Dazu passt Tagovailoas Aussage nach dem Spiel: "Sie haben in der Defense genauso gespielt, wie wir es erwartet haben."

Auch NFL-Reporter Jim Trotter hebt die perfekte Vorbereitung hervor und attestiert den Dolphins darüberhinaus ein "zweckmäßiges, stolzes und energiereiches" Auftreten. Fehler der Gegner würden gnadenlos ausgenutzt.

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Tagovailoa mit seinen Werten noch im Hinterfeld der Starting Quarterbacks

Dieses kompromisslose Agieren hilft einem unerfahrenen Quarterback wie Tagovailoa natürlich ungemein. Für den Hawaiianer, der die jahrelang dahindarbende Franchise in eine goldene Ära führen soll, ist es unbezahlbar, dass aktuell nicht alle Verantwortung auf seinen Schultern abgeladen wird.

Bislang kommt der "Lefty" auf fünf Touchdown-Pässe ohne Interception. Mit einer Passquote von 63,6 Prozent liegt er unter den Startern im Hinterfeld, gleiches gilt für die 6,7 Yards, die er pro Versuch überbrückt.

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Fitzpatrick wurde vom Platzhalter zum Mentor

Damit reicht Tagovailoa noch nicht an die Zahlen seines einstigen Platzhalters und jetzigen Mentors heran: Ryan Fitzpatrick kam in dieser Saison auf 70,1 Prozent erfolgreiche Pässe und legte pro Wurf im Schnitt 7,8 Yards zurück. Ausbaufähig wäre sein Touchdown-Interceptions-Verhältnis von zehn zu sieben.

Dem Sonnyboy mit dem Vollbart ist jederzeit anzumerken, dass er sich mit seiner neuen Rolle voll und ganz identifizieren kann. Auch das sollte für Tagovailoa Gold wert sein.

QB-Coach fehlte in den vergangenen beiden Spielen

Bei den beiden jüngsten Erfolgen war "Fitzmagic" wohl noch einen Tick wichtiger als ohnehin schon. Denn sowohl gegen die Cardinals als auch gegen die Chargers fehlten den Dolphins einige Coaches, die das Covid-19-Protokoll durchlaufen mussten. Dazu zählte eben auch der für die Quarterbacks zuständige Robby Brown.

Eine denkbar ungünstige Konstellation angesichts des erst kurz zuvor vorgenommenen Tauschs auf der Playmaker-Position. Vielleicht erklärt sich auch damit, dass der fünfte Pick des diesjährigen Drafts noch äußerst konservativ auftritt: Bislang stehen 519 Passing Yards und 34 Rushing Yards in seiner Statistik.

Tagovailoa nicht so spektakulär wie Burrow und Herbert

Quasi Tua light. Noch auf der Suche nach der richtigen Dosierung. Für den Anfang tritt Tagovailoa also bei weitem nicht so spektakulär in Erscheinung wie seine Rookie-Kollegen Joe Burrow oder Justin Herbert.

Muss er auch gar nicht, denn im Gegensatz zu den beiden passstarken Neulingen sammelt der gläubige Christ Sieg um Sieg. Und wird sogar von einem Coach herausgehoben. "Es sieht so aus, als hätte er einige wirklich gute Entscheidungen getroffen. Einige Würfe hat er in einem sehr kleinen Fenster angebracht", stimmte Flores nach dem Triumph über Herberts Chargers ein Loblied an.

Schwere Kaliber bringt der Spielplan erst wieder zum Ende der Regular Season

Auch das direkte Duell mit Burrow steht noch aus. Die nächsten Dolphins-Gegner lauten: Denver Broncos, New York Jets und Cincinnati Bengals. Alle diese Teams sind deutlich schlechter platziert, der Playoff-Zug im Grunde schon abgefahren.

Anschließend warten zwar noch andere Kaliber wie die Kansas City Chiefs oder zum Regular-Season-Ausklang die Buffalo Bills. Doch die Grundlage für ein Postseason-Comeback könnte schon in den kommenden Wochen gelegt werden.

Einsame Ü30-Party für Fitzpatrick - aber großes Playoff-Fenster

Und auch wenn es letztlich nicht reichen und das Team noch aus den Playoff-Rängen purzeln sollte, bleibt festzuhalten: Flores verfügt über ein junges und entwicklungsfähiges Team, das noch einige gute Jahre vor sich haben sollte. Das Playoff-Fenster scheint groß zu sein. Einzig Fitzpatrick verfügt über mehr als sieben Jahre NFL-Erfahrung, auf eine Ü30-Party kann er keinen seiner Kollegen mitnehmen.

Zu den allerjüngsten zählt Salvon Ahmed. Nach den Ausfällen der etablierten Running Backs Myles Gaskin und Matt Breida wurde der 21-Jährige in Week 10 zum Starter befördert. Der Undrafted Rookie erlief in seinem zweiten NFL-Spiel den ersten Touchdown und legte insgesamt 85 Yards zurück - mehr als jeder andere Passempfänger oder Ballträger an diesem Abend.

Flores spart mit Lob an Running-Back-Talent Ahmed

Zeit für ein Sonderlob von Flores? Eher nicht. "Ich dachte, er würde aktiv agieren, aber wir haben einige Yards liegen lassen", monierte der Head Coach: "Es war nicht perfekt, aber wir werden daran arbeiten und dann wird es hoffentlich nächste Woche besser."

Soll ja bloß niemand abheben. Denn das ist die größte Gefahr auf der Erfolgswelle.

Marcus Giebel

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