German Football League
Moubarak Djeri: Von der Bushaltestelle in die NFL?
- Aktualisiert: 24.03.2018
- 23:54 Uhr
- ran.de/Christian Stüwe
Moubarak Djeri von den Cologne Crocodiles ist am Samstag zu Try-Outs bei den Arizona Cardinals geflogen. Head Coach Patrick Köpper erzählt bei ran.de, wie die Crocodiles den Defensive End entdeckten und spricht über die NFL-Chancen seines Spielers.
Köln/München - Besondere Dinge beginnen oft eher zufällig. So auch die Football-Karriere von Abdoul Moubarak Djeri, der entdeckt wurde, als er in Köln die öffentlichen Verkehrsmittel benutzte.
"Wir haben ihn an einer Bushaltestelle gesehen", erinnert sich Patrick Köpper, Headcoach der Cologne Crocodiles, im Gespräch mit ran.de: "Er war schon damals eine beeindruckende Persönlichkeit. Wir haben ihn angesprochen, ob er nicht Lust hätte, Football zu spielen. Ein paar Tage später kam er dann zum Training und war auch direkt Feuer und Flamme für den Sport."
16 Jahre alt war Djeri damals und begann seine Football-Ausbildung in der Jugendabteilung der Crocodiles. Der ehemalige Nationalspieler und Defensive-Line-Coach Claus Biedermann nahm Djeri unter seine Fittiche und machte aus dem Jungen einen Defensive End. Der erste Eindruck täuschte nicht. Mittlerweile ist Djeri, der bei den Crocodiles nur "Mouby" gerufen wird, 22 Jahre alt, 1,91 Meter groß und 121 Kilogramm schwer. Als Pass Rusher überzeugte Djeri dermaßen, dass er von den Arizona Cardinals eine Einladung zu einem Try-Out bekam.
Scouts von Djeris Athletik beeindruckt
Der Kölner Offensive Coordinator David Odenthal, der aus seiner eigenen Zeit als Collegefootballer über beste Kontakte in die USA verfügt, schickte Highlight-Videos von Djeri über den Atlantik. Lange Zeit gab es keine Reaktion, doch dann meldeten sich die Cardinals bei den Crocodiles. Djeris Antritt und Explosivität hatten die Scouts neugierig gemacht, sie wollten den Defensive End persönlich in Augenschein nehmen.
Unter der Woche nahm Djeri noch am Trainingslager der Crocodiles im spanischen Alicante teil. Die Trainer hielten ihn allerdings aus Übungen mit vollem Kontakt heraus, um vor seiner großen Chance jegliches Verletzungsrisiko zu vermeiden. Stattdessen arbeitete Djeri mit dem Athletikcoach und flog dann am Samstag nach Arizona.
"Er ist sehr ehrgeizig, ein absoluter Athlet", beschreibt Köpper seinen Spieler: "Er ist ein Rohdiamant, es gibt sicherlich wenig Spieler auf dieser Position, die so viel Kraft und Geschwindigkeit in sich haben. Er muss sicherlich noch an der einen oder anderen Sache arbeiten, um auf diesem Level bestehen zu können. Aber wenn er die Schritte geht und die Chance bekommt, kann ich mir bei ihm alles vorstellen."
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Daumendrücken für Mouby
Die Try-Outs sind zunächst bis zum 28. März angesetzt. Was danach passiert, ist noch völlig offen. Vielleicht schicken die Cardinals Djeri wieder zurück nach Köln, mit Ratschlägen, woran er in nächster Zeit arbeiten soll. Möglich ist auch, dass Djeri länger in Arizona bleibt, um beispielsweise noch einmal gegen andere Offensive Liner anzutreten. Vielleicht gelingt es dem 22-Jährigen, der im Alter von elf Jahren aus Togo nach Deutschland kam, auch so zu überzeugen, dass er bis auf Weiteres bei dem NFL-Team bleiben darf.
Für die Crocodiles und ihren Head Coach ist dies eine spezielle Situation. Einerseits drücken natürlich alle ihrem Mitspieler, den Köpper als einen "feinen Mensch" beschreibt, die Daumen. Andererseits würde der Pass Rusher der Mannschaft natürlich in der im kommenden Monat beginnenden GFL-Saison nicht zur Verfügung stehen.
"Als Spieler würde er uns definitiv fehlen, da braucht man nicht drüber reden", sagt Köpper: "Aber da überwiegt klar der Stolz, dass er die Chance bekommt. Wir bilden Spieler aus, um auf höchstem Niveau zu spielen. Wenn es dann einer von den Crocodiles in die NFL schaffen sollte, würde uns das natürlich sehr freuen."
Wann schafft der erste GFL-Spieler den Sprung?
An NFL-Try-Outs nahmen GFL-Spieler schon häufiger teil, ein reguläres Saisonspiel bestritt aber noch keiner. Moritz Böhringer von den Schwäbisch Hall Unicorns wurde zwar von den Minnesota Vikings 2016 gedraftet, gehörte dem Practice Squad an und spielte einige Snaps in Preseason-Spielen. In den finalen Kader des NFL-Teams schaffte er es aber nicht.
"Die Chance ist nach wie vor relativ klein, das steht außer Frage", glaubt Köpper: "Aber ich glaube, dass der Football in Europa und gerade in Deutschland sich sehr gut entwickelt und der Abstand kleiner wird."
Besonders in der Jugendarbeit werde immer besser gearbeitet, erzählt Köpper. Heutzutage könnten Trainer junge Spieler auf ein technisches Niveau bringen, wie es früher nicht möglich gewesen sei. Wenn Ausnahmetalente bereits in jungen Jahren schon gut gecoacht würden, glaubt Köpper durchaus an die Chance, dass Talente aus Deutschland den Sprung in die NFL schaffen könnten.
Crocodiles wollen in die Playoffs
Auch die Cologne Crocodiles setzen stark auf den eigenen Nachwuchs. Am 21. April starten die Rheinländer mit einem Heimspiel gegen die Kiel Baltic Hurricanes in die neue Saison der GFL. "Wir haben letztes Jahr als Aufsteiger sehr ordentlich abgeschnitten", erzählt Köpper: "Wenn wir von dem Verletzungspech des letzten Jahres verschont bleiben, hoffe ich schon, dass wir es in die Playoffs schaffen und dann in den nächsten Jahren ganz oben angreifen können."
Ob mit oder ohne Moubarak Djeri wird sich in den nächsten Tagen zeigen.
Christian Stüwe
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