Markus Kuhn im Exklusiv-Interview
NFL-Profi Markus Kuhn exklusiv: "Ich bin so gut drauf wie nie zuvor"
- Aktualisiert: 15.10.2016
- 20:57 Uhr
- ran.de / Dominik Hechler
In den vergangenen Wochen war es ruhig geworden um den deutschen NFL-Profi und ran.de-Kolumnisten Markus Kuhn. Nach dem Cut bei den New England Patriots hatte sich der 30-Jährige ein wenig zurückgezogen. Im exklusiven Interview mit ran.de spricht Kuhn nun aber über seine Entlassung bei den Patriots, das Interesse anderer NFL-Klubs und die mögliche Angst vor einem endgültigen Aus in der NFL.
München / Foxborough – Wir erreichen Markus Kuhn im Zug nach New York. Der 30-jährige NFL-Profi wirkt entspannt und in Plauderlaune. Nachdem er sich nach seinem Aus bei den New England Patriots ein wenig zurückgezogen hatte, gibt er nun zum ersten Mal einen ausführlichen Einblick in seine aktuelle persönliche und sportliche Situation.
Mit ran.de spricht Kuhn exklusiv über ...
... den Cut bei den New England Patriots: "Wenn ein Kader von 90 auf 53 Mann gekürzt wird, muss man immer damit rechnen, dass es einen selbst trifft. Es war schon in den Tagen zuvor eine komische Stimmung, weil im Meeting-Raum immer mal wieder überraschend ein Platz leer geblieben ist und man wusste, dass da quasi wieder ein Kopf gerollt ist.
Manche Spieler werden einfach morgens vor dem Training zur Seite genommen, andere werden angerufen und dann zum Coach gebeten. Und damit ist die Sache dann eigentlich schon klar. Als bei mir der Anruf am 3. September kam, ist man natürlich im ersten Moment schon enttäuscht. Aber ich bin jetzt schon so lange in der NFL und weiß zu gut, dass das immer passieren kann und dass man das professionell sehen muss.
Was mich gefreut hat ist, dass ich mit einem super Feedback zu meiner Leistung von Patriots-Coach Bill Belichick und dem Management verabschiedet wurde. Am Ende sind solche Entscheidungen oft ganz knapp und es war trotz des Cuts schön, mit dem Bewusstsein zu gehen, bei den Patriots alles gegeben zu haben."
... sein Probetraining bei den Detroit Lions: "Es gab in den letzten Wochen viele Mannschaften, die ihr Interesse an mir signalisiert und mich zum Probetraining eingeladen haben. In der vergangenen Woche bin ich zu den Detroit Lions gereist und habe mir dort mal alles angeschaut und mich den Coaches präsentiert.
Natürlich ist das immer spannend, andere Teams kennen zu lernen und Spieler zu treffen. Ich liebe einfach diesen Sport und das ganze Thema NFL interessiert mich so sehr, dass so ein Tag in Detroit eine tolle Erfahrung ist. Was jetzt am Ende dabei herauskommt, ist nicht sicher. Fakt ist nur, dass man wieder neue Erfahrungen gesammelt hat. Und der Rest wird sich zeigen."
... seinen aktuellen Trainingszustand: "Ich fühle mich topfit, bin vielleicht so gut drauf, wie noch nie zuvor in meiner Karriere. Meine Vorbereitung war hervorragend.
Klar, die Patriots sind nicht umsonst das beste Team in der NFL. Ich habe mir diese Mannschaft ja auch deswegen bewusst ausgesucht, weil ich mich bei so einer Franchise beweisen wollte.
Aber auch nach dem Cut versuche ich, diese Form beizubehalten und das klappt bisher echt gut. Ich wohne ja noch in Foxborough und habe dort einen Trainer, den ich von meiner Patriots-Zeit kenne, und mit dem trainiere ich jeden Tag. Sollte sich also ein Team bei mir melden, bin ich sofort einsatzbereit."
... die Angst vor einem endgültigen Aus in der NFL: "Angst ist der falsche Ausdruck. Ich sehe die letzten Jahre einfach als ein wahnsinniges Glück an und kann es manchmal immer noch nicht glauben, wie lange ich überhaupt schon dabei bin.
Ich kann mich in diesem Business fast schon zu den alten Hasen zählen und das macht mich schon wirklich stolz. Wirklich krass ist, dass ich von all den Picks, die vor fünf Jahren mit mir von den New York Giants gedraftet wurden, der einzige bin, der noch in der NFL aktiv und somit übrig geblieben ist.
Da merkt man einfach mal, wie schnelllebig dieses Geschäft ist und warum für viele die NFL für ‚NOT FOR LONG' steht. Hinzu kommt, dass ich ein Typ bin, der sich schnell mit neuen Situationen anfreunden kann und sowieso immer positiv ist. Mal schauen was jetzt noch kommt. Wenn sich ein Team meldet und mich braucht, bin ich natürlich bereit, wieder auf dem Feld zu stehen."
... mögliche Zukunftspläne nach der NFL-Karriere: "Dafür ist es noch viel zu früh und deswegen mache ich mir darüber erstmal keine Gedanken. Ich halte mich weiter fit, genieße meine Zeit in Foxborough und verbringe auch nach wie vor viel Zeit bei meinen alten Kumpels in New York.
Und sobald es irgendwelche News gibt - auf oder abseits des Rasens - halte ich euch alle auf jeden Fall auf dem Laufenden."
Das Interview führte: Dominik Hechler