Pittsburgh Steelers at Buffalo Bills ab 18:30 Uhr im Livestream auf ran.de
Pittsburgh Steelers nach den Tränen: Ben Roethlisbergers letzter Anlauf zu Konfetti
- Aktualisiert: 12.09.2021
- 12:17 Uhr
- ran / Rainer Nachtwey
Ben Roethlisberger geht mit einer umgekrempelten und verjüngten Offensive Line in seine 18. NFL-Saison gegen die Buffalo Bills (Sonntag, ab 18:30 Uhr im Livestream auf ran.de) - seiner voraussichtlich letzten. Ein Bild aus der Vorsaison treibt ihn an.
München/Pittsburgh - Zwischen all den jungen Spielern, zwischen JuJu Smith-Schuster und Najee Harris wirkt Ben Roethlisberger wie die ehemalige Social-Media-Plattform "Lokalisten" zwischen Instagram und Tiktok - wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit.
Der Dinosaurier aus der analogen Zeit. Aus einer Zeit der Eli Mannigs, der Philip Rivers.
Beide sind mittlerweile zurückgetreten. Auch der langjährige Backup Matt Schaub, in jenem 2004er Draft an 90. Stelle ausgewählt, hat seine Footballschuhe an den Nagel gehängt.
Roethlisberger ist noch da. In der modernen Zeit. Der Zeit der mobilen, der spektakulären Quarterbacks, der Josh Allens, der Lamar Jacksons, der Patrick Mahomes'.
Big Bens Karriere vor dem Ende
Spektakulär war er früher selbst auch. Mit langen Pässen. Und auch wenn er mehr der Pocketpasser war, auch mit Läufen, wenn es denn sein musste, um die fehlenden Yards für einen neuen ersten Versuch zu erzielen.
Aber diese Zeit ist vorbei. Auch seine Zeit schien vorbei. Das Ende einer erfolgreichen Laufbahn ganz nah.
"Es gibt nur eine Art und Weise, eine Saison oder eine Karriere zu beenden, damit es einem Spieler gefällt", sagt Big Ben bei "The Athletic" vor dem Saisonauftakt gegen die Buffalo Bills am Sonntag ab 18:30 Uhr im Livestream auf ran.de. "Mit Konfetti und all dem."
Tränen-Bild bleibt hängen
Konfetti gab es zum Saisonende nicht. Vielmehr Tränen. Es ist das Bild, das von Big Ben aus der vergangenen Saison hängen bleibt. Mit Maurkice Pouncey auf der Bank sitzend nach dem Playoff-Aus gegen die Cleveland Browns. Eine Träne rollt ihm über die Wange.
Ausgerechnet die Cleveland Browns, bei denen er bei seinen Gastspielen als gegnerischer Quarterback mehr Spiele gewonnen hatte, als irgendein Quarterback der Browns.
"Da war das Ungewisse. Mir war klar, dass sich viel ändern würde", erinnert sich Roethlisberger. "Was würde mit der Offense passieren? Wer würde Offensive Coordinator werden? Wird wirklich alles neu sein?"
Und vor allem: was würde aus der O-Line werden? Aus Pouncey? Aus Alejandro Villanueva? Aus David DeCastro? Aus seinen Freunden?
Mit allen dreien verbindet ihn mehr, sie sind nicht nur Teamkollegen. "Ich wusste, dass Pouncey an Rücktritt dachte, ich wusste, dass Villanueva uns verlassen würde", sagt Roethlisberger, "aber dann sitzt du da und hoffst einfach nur, dass es nicht das Ende ist."
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Seine Freunde sind nicht mehr in Pittsburgh
Das Ende ist es für Pouncey, für Villanueva und DeCastro zumindest in Pittsburgh. Der 39 Jahre alte Quarterback nimmt noch einmal einen neuen Anlauf. Noch einmal Konfetti. Bei den Steelers.
Die Aussichten sind nicht die besten. Zwar verzichtet Roethlisberger auf reichlich Geld, unterschreibt einen neuen Vertrag, dennoch befinden sich die Steelers im Umbruch. Immerhin investiert die Klubführung die gesparten Millionen in T.J. Watt, Pittsburghs Führungsspieler in der Defense.
Die Verteidigung ist Pittsburghs großes Plus. Das große Sorgenkind bleibt jedoch die Offensive Line.
Erstmals seit 2010 erhält Roethlisberger - mit verletzungsbedingten Ausnahmen - die Snaps nicht von Pouncey, erstmals blockt rechts daneben nicht DeCastro, erstmals seit 2015 deckt nicht Villanueva Roethlisbergers Blind Side ab.
Aber es war auch das Trio, das Big Ben nicht genügend Schutz gewährte und die Running Backs nicht zum Laufen brachte.
Big Ben eher mit Alter vom Coach als seiner O-Line
Seine neuen Bodyguards sind zwischen 22 Jahre und 28 Jahre alt, mit Center Kendrick Green und Left Tackle Dan Moore zwei Rookies darunter. Insgesamt bringt es das Quintett auf gerade einmal elf Jahre NFL-Erfahrung, Roethlisberger allein geht in seine 18. Saison.
"Vom Alter bin ich näher an Offensive Coordinator Matt Canada dran als an den Jungs", weiß auch der Oldie. "Aber genau das ist auch aufregend, das ist einer der Gründe, warum ich weiterhin spiele."
Mit der Verjüngung der O-Line erhofft sich Roethlisberger mehr Zeit nach dem Snap. Zu schnell musste er in der vergangenen Saison den Ball loswerden und Entlastung durch das Laufspiel blieb aus.
Was übrig blieb, waren meist kurze Pässe. Um über 2,5 Yards pro Passversuch waren seine Anspiele kürzer als in seinen früheren Jahren, die Anzahl der Passversuche war so hoch wie nur 2018 nach 15 Spielen.
Mit den Zahlen, mit denen er die Steelers zu zwei Super Bowl Siegen in den 2000ern geführt hatte, längst nicht mehr zu vergleichen.
In einer Riege mit Brady, Montana, Aikman und Bradshaw?
Der dritte Ring ist dennoch das große Ziel bei seinem voraussichtlich letzten Anlauf. Zumal nicht vielen in der NFL-Geschichte dies gelungen ist. Tom Brady, Joe Montana, Troy Aikman und Steelers-Legende Terry Bradshaw.
"Wenn Du einen Super Bowl gewinnst, befindest Du Dich schon in besonderer Gesellschaft, zwei sind noch spezieller, aber bei dreien gehörst Du schon einem elitären Kreis an", sagt Big Ben.
"Das hatte ich im Hinterkopf, seit ich meinen ersten Super Bowl gewonnen hatte."
Rainer Nachtwey
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