Robert Griffin III: Zurück bei der großen Liebe

Das Telefon schweigt

Wenn man als ehemaliger Second-Overall-Pick vergeblich auf einen Anruf wartet, der nicht kommt. Der aber doch eigentlich kommen sollte. 28 ist schließlich kein Alter. Erst recht nicht für einen Quarterback.

Bitter ist es. Hart. Frustrierend. Aber auch lehrreich.

Griffin wählte einen Vergleich, in den sich jeder reinversetzen kann. Verschwindet man von der großen Bühne NFL, dann sei das so, als hätte man dir deine Frau genommen. "Und du wusstest vorher, dass sie dir fehlen wird. Aber jetzt vermisst du sie noch ein bisschen mehr."

19 Monate nach dem letzten "Date" sah er sie wieder. Denn 19 Monate nach seinem letzten Spiel stand der Signal Caller zum Auftakt der Preseason beim 17:16-Sieg seiner Baltimore Ravens gegen die Chicago Bears endlich wieder auf dem Platz. Er brachte sieben seiner elf Pässe für 58 Yards zum Mann, ein Touchdown stand einer Interception gegenüber. Aber das ist erst einmal unwichtig.

"Die Leute verstehen nicht, dass es echt hart ist zurückzukommen, wenn man ein Jahr lang raus war. Vor allem für einen Quarterback und hohen Draft-Pick", sagte Griffin. Für ihn sei es ein emotionaler Tag gewesen: "Es ist nur die Preseason, aber die Möglichkeit wieder Football zu spielen schätze ich sehr."

Heisman-Gewinner Griffin wurde 2012 von den Washington Redskins an zweiter Stelle gedraftet. Der Durchbruch kam schnell: In seiner ersten Saison warf er Pässe für 3200 Yards und 20 Touchdowns, wurde Pro Bowler und Offensive Rookie of the Year. Immer wieder hat er aber mit Verletzungen zu kämpfen. Knie, Kopf, dazu Formschwäche führten nach der Saison 2015 zur Trennung.

Lob von Justin Gatlin

Die kurze Liaison 2016 mit den Cleveland Browns war nicht von Erfolg, dafür wieder von Verletzungen geprägt. 2017 saß er als Free Agent auf der Straße. Er nutzte die Zeit für ausgiebiges Training, fand dabei auch dank seiner Frau, der estnischen Siebenkämpferin Grete Sadeiko, zur Leichtathletik zurück. 2008 hatte er es als Hürdenläufer ins Halbfinale der US-Olympia-Trials geschafft. Nun trainierte er beides, Leichtathletik auch zusammen mit Olympiasieger Justin Gatlin, der ihm Potenzial bescheinigte für eine Teilnahme bei Olympia 2020.

Doch dann kam noch der Anruf, praktisch aus dem Nichts. Ein Zeichen. Die Ravens verpflichteten ihn im April. Ein Happy End zeichnet sich also ab. Ob bei den Ravens, bleibt abzuwarten. Seit einigen Jahren hat die Franchise nur zwei Quarterbacks im Roster. Joe Flacco ist 2018 der Starter, Erstrunden-Pick Lamar Jackson sein Thronfolger.

"Eine harte Entscheidung"

"Das wird eine harte Entscheidung, denn wenn man sich auf einer Position einen Extra-Spieler leistet, hast du auf einer anderen Position einen Spieler weniger", rechnet Head Coach John Harbaugh vor.