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St. Louis ohne die Rams: Phantomschmerz in der vergessenen NFL-Stadt

  • Aktualisiert: 18.02.2022
  • 07:58 Uhr
  • ran.de/Martin Jahns
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© 2022 Getty Images

Los Angeles feiert seine Rams mit einer großen Super-Bowl-Party und reißt in St. Louis alte Wunden auf. Während frühere Rams-Fans spotten, hat sich zumindest für Team-Besitzer Stan Kroenke der Umzug gelohnt.

München – NBA-Star Jayson Tatum brachte das Gefühl vieler amerikanischer Football-Fans auf den Punkt. Als er vor dem Super-Bowl nach seinem Wunschsieger gefragt wurde, kam seine Antwort wie aus der Pistole geschossen: "Die St. Louis Rams!"

Tatum ist in St. Louis geboren. Und wie viele seiner Leidensgenossen aus der Großstadt im Bundesstaat Missouri verbindet ihn eine Hassliebe mit den Rams, die mit dem Super-Bowl-Triumph der Los Angeles Rams einen schmerzhaften Höhepunkt erreicht hat.

Die Rams und St. Louis. Das hat lange gepasst. Von 1995 bis 2015 war die NFL-Franchise in der 300.000-Einwohner-Stadt zu Hause. 2000 waren die St. Louis Rams der erste Super-Bowl-Sieger des neuen Millenniums. Die Heimspiele im städtischen Dome waren regelmäßig ausverkauft und auch atmosphärisch ein Spektakel.

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Frühere Rams-Fans ätzen über Super-Bowl-Party

Doch dann kam Stan Kroenke. Der einstige Co-Owner der Franchise übernahm sie 2010 als alleiniger Besitzer und trieb hinter den Kulissen Umzugspläne voran. Kroenke, der keine zwei Autostunden von St. Louis geboren wurde, kaufte ein Grundstück im kalifornischen Inglewood, ließ Gerüchte um einen Stadionbau dort allerdings dementieren. Viel zu klein sei das Grundstück für ein NFL-Stadion.

Heute steht dort das SoFi Stadium. Die Arena, in der die Los Angeles Rams ihre Heimspiele austragen. Doch im Gegensatz zum Dome in St. Louis kann von Heimvorteil für die Rams in L.A. häufig keine Rede sein. Die müde Stimmung in der "Stadt der Engel" ist längst ein Running Gag unter NFL-Fans.

Dass die Rams und Los Angeles noch miteinander fremdeln, zeigte auch die Super-Bowl-Party bei bestem Wetter in Los Angeles. Bei der Rückkehr der Rams nach St. Louis bei ihrem Triumph im Jahr 2000 waren dort Zehntausende bei Winterwetter auf den Straßen. Die eher lauwarmen Feierlichkeiten in Los Angeles riefen auf Twitter hingegen Spott unter früheren Rams-Fans und sogar in Lokalmedien hervor.

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Aaron Donald & Co. schon in St. Louis dabei

Für Kroenke hat sich der Umzug trotz der hohen Kosten ausgezahlt. 550 Millionen Dollar Umzugsgebühr musste er an die anderen NFL-Teambesitzer auszahlen. Dazu kam eine Zahlung von 790 Millionen Dollar, auf die sich Kroenke und die NFL im November 2021 mit der Stadt St. Louis als Entschädigung für den Weggang außergerichtlich geeinigt haben. Der größte Posten waren allerdings die insgesamt 5 Milliarden Dollar, die der privat finanzierte Bau des SoFi Stadiums gekostet hat.

Im Gegenzug verdreifachte sich der Wert der Rams laut "Forbes" allein durch den Umzug von einer Milliarde Dollar im Jahr 2014 auf knapp drei Milliarden Dollar 2016. Mit dem Super-Bowl-Titel dürfte der Markenwert nun sogar die Fünf-Milliarden-Marke knacken.

Und dann durfte Kroenke ausgerechnet in seinem Stadion nach dem Super Bowl 56 die Vince Lombardi Trophy als Erster entgegennehmen. "Ich denke, der Bau des Stadions war ganz in Ordnung", sagte Kroenke nach dem Super-Bowl-Triumph. Salz in die Wunden der alten Fans in St. Louis, die mit ansehen mussten, wie mit Superstar Aaron Donald, Punter Johnny Hekker und Right Tackle Rob Havenstein auch drei Spieler im Konfettiregen feierten, die schon in St. Louis für die Rams aufliefen.

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NFL-Stadt St. Louis? "Es geht um das Prestige"

Dort ist die Stadt zwar um 790 Millionen Dollar abzüglich der Anwaltskosten reicher. Doch um ein NFL-Team ärmer. Zum zweiten Mal nach den Cardinals 1987 hat sich eine NFL-Franchise aus St. Louis in eine andere Stadt verabschiedet.

"Wir sind nicht mehr Teil des Clubs", zitiert die "Washington Post" den örtlichen Sportjournalisten Frank Cusumano. "Anfangs hatte ich das Gefühl, dass ich die NFL und alles, was mit ihr zu tun hat, verachte. Aber weil die Liga so sexy und fesselnd ist, konnte ich dieses Gefühl einfach nicht länger aufrechterhalten."

Einige Football-Fans warfen den Stadtoberen vor, mit der rein finanziellen Einigung eine Chance auf ein zukünftiges NFL-Team vertan zu haben. Noch im Herbst galt eine Zusage der NFL für ein neues Team in St. Louis bei einer mittel- oder langfristigen Aufstockung der Liga als mögliche Option für eine Einigung. Die ist nun vom Tisch.

"Es geht um viel mehr als nur ums Finanzielle. Es geht um das Prestige, eine von 30 Städten zu sein, die eine NFL-Franchise haben", sagte Bob Wallace, der ehemalige Berater der St. Louis Football Cardinals und Executive Vice President der Rams. "Es mag eine Baseball-Stadt sein, aber wir sind eine Football-Nation."

XFL-Zuschauerrekord: St. Louis hat Bock auf Football

Dass die Menschen in St. Louis weiter Hunger auf Football haben, zeigte zuletzt der XFL-Zuschauerrekord der St. Louis BattleHawks von fast 30.000 Zuschauern Anfang 2020.

Journalist Casumano bringt den Schmerz einer ganzen Stadt auf den Punkt: "Ich finde es schrecklich, dass meine Kinder Patrick Mahomes nicht erleben können. Wir werden nicht die Möglichkeit haben, Josh Allen 20 Minuten von uns entfernt ein Footballspiel spielen zu sehen. Wir können sie im Fernsehen sehen, aber es hat schon etwas, wenn man sagt: 'Hey, ich habe gerade gesehen, wie Kyler Murray 60 Yards gelaufen ist'. Das werden wir nie haben. Niemals."

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