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NBA-Kolumne: Warriors vs. Kings - drei Faktoren, die die beste Serie der Playoffs entscheiden

  • Aktualisiert: 26.04.2023
  • 10:51 Uhr
  • ran.de/Ole Frerks
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© IMAGO/ZUMA Wire

Die Golden State Warriors und Sacramento Kings liefern sich bisher die mit Abstand beste Serie der ersten Playoff-Runde. Bevor es mit Spiel 5 weitergeht, stechen drei Faktoren ins Auge, welche die Serie entscheiden dürften.

Von Ole Frerks

Einer alten Weisheit zufolge beginnt eine Playoff-Serie erst dann, wenn das Heimteam ein Spiel verloren hat. Im Prinzip warten wir also immer noch darauf, dass die Runde zwischen den Kings und Warriors endlich losgeht - komisch. Denn es fühlt sich so an, als sei zwischen diesen beiden Teams bereits so viel passiert, als wären sie über Jahre immer wieder aufeinander getroffen, als würden verschiedene Serien gewissermaßen ineinander fließen. Und gleichzeitig kann der neutrale Zuschauer kaum genug davon bekommen.

Die beiden kalifornischen Teams sind auf dem besten Weg, einen Klassiker zu produzieren. Über vier Spiele sah man bereits (Auswahl unvollständig): Einen Beinahe-Buzzerbeater, die Ankunft eines neuen Playoff-Killers, die (verdiente) Suspendierung eines künftigen Hall of Famers, einen unglaublichen Hirnfurz eines der besten Spieler seiner Generation... und gleichzeitig etliche überragende Aktionen eben dieses Superstars.

Diese Serie hat alles! Wer derzeit von einem anderen Playoff-Spiel auf Kings-Warriors umschaltet, muss sich teilweise fragen, ob er nicht versehentlich auch die Vorspul-Taste erwischt hat. Das Tempo ist unglaublich, das offensive Niveau ohnehin - und die begleitenden Geschichten auch. Die Dynastie wehrt sich mit allen Mitteln gegen das große Überraschungsteam dieser Saison, das beste Team der letzten Jahre kämpft gegen eins, das zum ersten Mal seit 17 Jahren überhaupt in der Postseason dabei ist.

Nach vier Spielen ist noch immer unklar, wer sich am Ende durchsetzt und in der nächsten Runde auf die Lakers oder Grizzlies treffen darf - insofern geht es wirklich jetzt erst los. Bevor Spiel 5 in der Nacht auf Donnerstag steigt, blicken wir auf drei Faktoren, die über den Ausgang der Serie entscheiden werden.

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1. Die Rolle von Draymond Green

Die bisherigen Spiele haben mal wieder gut die verschiedenen Seiten Greens aufgezeigt. Teamschädigendes Verhalten in Form des Stampfens auf Domantas Sabonis mitsamt Suspendierung auf der einen Seite, und auf der anderen Seite sein Comeback in Spiel 4, als Green selbst vorschlug, erstmals seit 2014 in einem Playoff-Spiel von der Bank zu kommen.

Nüchtern betrachtet änderte sich dadurch gar nicht so viel, Green spielte am Ende 31 Minuten und damit exakt so viel wie in Spiel 2 (33 in Spiel 1). Im dritten Viertel, als Golden State zeitweise die Kontrolle über das Spiel übernahm, "startete" Green auch bereits wieder anstelle von Jordan Poole. Es war in erster Linie eine symbolische Geste, eine Entschuldigung. Aber auch seine Zeit auf dem Court dürfte die Warriors daran erinnert haben, warum sie sich die Eskapaden Draymonds seit Jahren gefallen lassen.

Es gibt keinen anderen Spieler, der 3/14 aus dem Feld werfen und ein Spiel trotzdem so massiv prägen kann. Der den All-Star-Center auf der Gegenseite teilweise aus dem Spiel nimmt und in Halbzeit zwei den derzeit vielleicht schnellsten Point Guard der Liga verteidigen kann.

Green verteidigte Second Spectrum zufolge sowohl De'Aaron Fox als auch Sabonis für exakt 13 Plays in Spiel 4 - wer kann das sonst? Und wer kann zudem auch noch Deny gegen Malik Monk spielen, wenn dieser den Ball WIRKLICH nicht bekommen soll? Es war ein defensives Meisterwerk, das Green sowohl am Ball als auch als Helper aufs Parkett zauberte …

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Draymond Green: Die Ultima Ratio gegen Fox

Fox machte insgesamt trotzdem ein sehr gutes Spiel, hatte in Halbzeit zwei aber größere Probleme, als er öfter von Green verteidigt wurde (17 Punkte, 5/15 FG, 2 Turnover). Wie nun bekannt wurde, zog er sich kurz vor Schluss dabei auch noch einen Bruch am linken Zeigefinger zu, der ihn für Spiel 5 sogar fraglich macht.

Ein Ausfall wäre doppelt bitter, da Fox bis dato als einziger King in dieser Serie in jedem Spiel zur Stelle war und die Warriors vor massive Probleme gestellt hat. Dass Green ihn nun mehrfach direkt übernehmen konnte, ist einerseits ein Luxus für Steve Kerr, andererseits war es gewissermaßen auch schon die Ultima Ratio. Andere Optionen funktionierten bisher schlichtweg kaum gegen Fox bei dessen Playoff-Debüt (31,5 PPG, 7 APG in der Serie).

Green ist größer und trotzdem sehr mobil, er versteht es zudem besser als fast jeder andere, sich so zu positionieren, dass Fox nicht einfach an ihm vorbeikommt und trotzdem nicht zu viel Platz für seinen Wurf hat. Es ist ein schmaler Grat, aber Green gewann dieses Duell in Spiel 4 immerhin häufig genug.

Der 33-Jährige verursacht seinem Team immer mal wieder Kopfschmerzen. Im Gegensatz zu manch anderem "Querulanten" (Grüße an Dillon Brooks) überwiegt bei ihm aber nach wie vor ganz klar das Positive - er bleibt für den Moment der schlichtweg beste Playoff-Verteidiger der NBA. Solange er sich nicht selbst aus dem Spiel nimmt...

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2. Wo ist Domantas Sabonis?

Dass die Warriors es sich bisweilen leisten können, ihren besten großen Verteidiger am Flügel aushelfen zu lassen, hat mit den starken Leistungen von Kevon Looney zu tun, aber auch mit Sabonis selbst. Der in der Regular Season so überragende Center ist in dieser Serie kaum wiederzuerkennen, nur in Spiel 2 war er offensiv bisher wirklich präsent.

Vereinfacht gesagt liegt das daran, dass die Warriors ihn oft verteidigen wie Russell Westbrook in seiner Zeit bei den Lakers. Oder wie, ironischerweise, Draymond Green. Bekommt Sabonis den Ball an der Dreier- oder sogar nahe der Freiwurflinie, nimmt ihn kein Verteidiger direkt auf. Es wird stattdessen abgesunken und fast direkt am Korb auf ihn gewartet, was zwei einigermaßen dramatische Folgen hat.

Zum einen wird die Effektivität von Sabonis' Handoff-Plays limitiert - die Kings generierten aus solchen Plays in der Saison mehr Punkte als jedes andere Team, doch wenn sein eigener Verteidiger nicht in der Nähe ist, kommt der Verteidiger des Shooters leichter um Sabonis selbst herum, um den etwaigen Wurf zu erschweren.

10,2 Handoff-Plays pro Spiel brachten den Kings in der Saison laut nba.com/stats 1,07 Punkte pro Play ein. Gegen die Warriors sind es bisher 0,79 Punkte bei 9,5 Plays pro Spiel. Das bedeutet: Ein zentraler Baustein der besten Offense der NBA ist bisher schlichtweg keine Waffe.

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Sabonis spielt den Warriors in die Karten

Die Warriors schaffen es durch dieses tiefe Absinken zudem immer wieder, den Fluss der eigentlich so dynamischen Kings-Offense durcheinander zu bringen. Dabei hilft, dass sie ein Abrollen von Sabonis aus dem Handoff heraus nur bedingt fürchten. Dessen Verteidiger wartet ja unter dem Korb - die Warriors wollen nicht, dass er direkt am Ring abschließen kann, aber mit jedem anderen Wurf können sie leben. Und Sabonis spielt ihnen bisher in die Karten.

66 Prozent seiner Würfe nahm Sabonis laut Cleaning the Glass in der Saison direkt am Korb, 27 Prozent kamen aus der Mitteldistanz. Gegen die Warriors sind es 40 Prozent am Ring und 57 (!) Prozent aus der Mitteldistanz, von wo er übrigens nur 39 Prozent trifft, obwohl fast jeder Abschluss komplett offen ist.

Bei vielen Possessions ist das Fragezeichen über seinem Kopf gut zu erahnen. Sabonis will eigentlich Mitspieler in Szene setzen oder nach dem Switch kleinere Gegenspieler durch brachiale Gewalt (und gute Fußarbeit) mit rein in den Korb stopfen. Beide Optionen nehmen ihm die Warriors weitestgehend. Stattdessen kriegt er eine Startbahn, an deren Ende einer der besten Post-Verteidiger der Liga wartet. Oder eben ein Wurf, den er nicht nehmen will.

Wozu das führt, sind beispielsweise solche Szenen:

Wenn Fox ausfällt, aber auch sonst wird Sacramento mehr von Sabonis brauchen, genau wie vom bisher fast unsichtbaren Kevin Huerter. Insbesondere der Litauer ist als Offensivspieler viel zu gut, um sich durch Absinken dermaßen verwirren zu lassen.

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3. Wer schafft es, ruhig zu bleiben?

Insbesondere Punkt 2 war kritisch gegenüber den Kings - es soll dabei aber nicht untergehen, dass Sacramento gut und gerne 3:1 führen könnte. Vielleicht sogar führen sollte. Die Kings sind mittendrin in dieser Serie, obwohl sie gefühlt noch mehr Luft nach oben haben als Golden State, gerade in Bezug auf Sabonis und die Dreierquote, die über 6 volle Prozentpunkte unter dem Wert der Regular Season liegt.

Für Spiel 5 kehrt die Serie zurück nach Sacramento, wo das "Beam Team" sich bisher deutlich wohler fühlte und es noch besser schaffte, die Warriors von deren Spiel abzubringen. Traditionell sind viele Rollenspieler in den Playoffs zuhause ein ganzes Stück verlässlicher. So simpel das klingen mag, aber die Intensität und der Fokus wirkten ebenfalls stärker, was sich unter anderem beim Possession Game nachweisen lässt.

Mit Ausnahme von Spiel 4, als Golden State einfach bessere Quoten hatte, gewann in dieser Serie bisher immer das Team das Spiel, das häufiger auf den Korb warf, weil es weniger Turnover produzierte und mehr Offensiv-Rebounds holte. Bei allen taktischen Kniffen sind es sehr oft diese Faktoren, die über Sieg und Niederlage in einer Serie entscheiden, gerade dann, wenn zwei offensiv so potente Teams aufeinandertreffen. 

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Ballverluste und Rebounds sind entscheidend

Gerade die Ballverluste sind dabei zentral. Die Kings sind das unerfahrenere Team, aber die Warriors sind traditionell mindestens ebenso anfällig für Turnover, worüber sie auch in Spiel 4 fast wieder gestolpert wären.

Ausgerechnet Stephen Curry, der ansonsten bisher eine gewohnt sensationelle Serie spielt (die Offense ist in seinen Minuten um 27 Punkte pro 100 Ballbesitzen besser), hätte den Dubs den Sieg durch seine Chris-Webber-Memorial-Auszeit und den viel zu frühen Pullup-Jumper im nächsten Angriff beinahe noch gekostet.

Die Kings wiederum hatten selbst mehr als genug dieser Szenen; 1:40 Minuten vor dem Ende hätte ihr erfahrenster Playoff-Spieler Harrison Barnes Sabonis ganz leicht einen offenen Dunk schenken können, stattdessen forderte er Green lieber selbst heraus und scheiterte

Allein im vierten Viertel schenkten die Kings fünfmal den Ball her. Kein Wunder, dass sich das Spiel - nicht nur wegen des Dreiers zum Sieg, den Barnes vergab - wie eine verpasste Chance anfühlte.

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Vorteil für die Warriors?

Nach der Fox-Verletzung und zwei Siegen für Golden State spricht nun auf einmal wieder viel für die Warriors - das war bei den Buchmachern allerdings auch schon vor der Serie der Fall, und trotzdem passte bisher kaum ein Blatt Papier zwischen den Novizen und den alten Hasen.

Golden State war in dieser Saison zudem ein katastrophales Auswärtsteam, kann aber nicht ohne zumindest einen Auswärtssieg in die nächste Runde einziehen. Es ist noch nicht vorbei für die Kings, oder für diese Serie. Zum Glück.

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