Mit dabei: Der MVP- und Meister-Pick, ein Team mit vier All-Stars, Victor Wembanyama und das Ende einer Ära für LeBron James.
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Nr. 1: Nikola Jokic holt sich den MVP zurück
Es ist nicht mehr nötig, Gründe zu finden, um Jokic nicht zu wählen. Er hat den Award nicht dreimal in Serie gewonnen, ehe er je irgendetwas in den Playoffs gerissen hat, ist nicht der erste Dreimal-in-Folge-MVP seit Larry Bird in den 80ern. Er hat es jetzt allen bewiesen, ist Meister geworden und nicht der amtierende MVP. Man darf den besten Spieler der Welt wieder wählen!
Auch nicht ganz unerheblich für die Argumentation: Jokic spielt nicht neben anderen All-NBA-Spielern wie andere Kandidaten (etwa mein Nr.2-Pick Jayson Tatum, Devin Booker, Giannis Antetokounmpo), die sich teils gegenseitig Stimmen nehmen werden. Ihm haftet kein "Do it in the Playoffs!"-Muff mehr an wie Joel Embiid.
Und er spielt in einer eingespielten Mannschaft. Denver wird keine Startschwierigkeiten haben. Andere Teams haben in der Offseason mehr Schlagzeilen gemacht, aber die Nuggets sind es, die mit der besten Starting Five der Liga loslegen und gesünder sein werden als im Vorjahr, als sie auch schon die beste Bilanz im Westen hatten (53-29). Wenn Jokic Bock hat, ist der dritte Award seiner.
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Nr. 2: Victor Wembanyama wird All-Star
Diese These fußt auf zwei Säulen. Zum einen ist da die Tatsache, dass das Fan-Voting einen 50-prozentigen Anteil daran hat, wer im All-Star Game starten darf. Fans werden den Nr.1-Pick sehen wollen, über den nun seit Jahren so viel gesprochen wird und der in jedem Spiel mehrere Aktionen zeigt, welche die sozialen Medien in Brand setzen.
Fans werden ihn mit Sicherheit auch gern in einem Kontext außerhalb der Spurs sehen wollen, neben den größten Stars der Liga. Die Anziehungskraft von Wembanyama ist so stark, dass selbst seine Preseason-Highlights auf Youtube millionenfach angesehen werden. Der erste gemeinsame Auftritt von Giannis & Dame interessierte nicht ansatzweise so viele Zuschauer.
Neben diesem Faktor ist da auch noch der sportliche. Offensiv wird Wembanyama sicherlich Zeit brauchen, um effizient zu werden, zu ambitioniert ist seine Wurfauswahl noch, zu viele Turnover wird er produzieren. Um das Scoring-Volumen muss man sich jedoch keine Sorgen machen, die Spurs werden ihm (richtigerweise) die Möglichkeiten geben, um sein Skillset auszutesten.
Mit seiner Länge, seinen Instinkten und seiner Athletik wird Wemby am eigenen Korb sofort ein Unterschiedsspieler sein. San Antonio wird ihn neben einem Center spielen lassen, um ihn körperlich zu schützen, was bedeutet: Wemby kann roamen und Blocks von der Weakside ansammeln, Possessions verändern, Pässe abfangen. Sein Impact wird hier nicht von der Hand zu weisen sein.
Alles in allem ist das eine gute Kombination, um zum ersten Rookie seit Blake Griffin 2011 zu werden, der es zum Spiel der Besten schafft. Nicht falsch verstehen: Wemby wird in seiner ersten Saison kein Top-10-Spieler sein. Das ist aufgrund der Voting-Aufteilung (50% Fans, je 25% Medien und Spieler) aber auch nicht nötig, um ein All-Star zu werden. Wemby erfüllt alle anderen Voraussetzungen.
Nr. 3: Charlotte schafft es ins Play-In
Charlotte hat eine verheerende Saison hinter sich (27 Siege) und wird automatisch von Vielen als eines der schlechtesten Teams auch in dieser Spielzeit eingeschätzt. Es wird außer Acht gelassen, dass der beste Spieler im vergangenen Jahr kaum spielte (LaMelo Ball stand 36mal zur Verfügung) und der zweitbeste gar nicht (Miles Bridges wird wegen häuslicher Gewalt auch die ersten zehn Spiele dieser Saison verpassen). Noch ein Jahr zuvor gewann Charlotte 43 Spiele und hat, meiner Ansicht nach, jetzt ein talentierteres Team als damals.
Charlotte hat Playmaker, Scorer, junges Talent und Routiniers. LaMelo mit einer gewissen Firepower an seiner Seite kann für gute Offense sorgen, 21/22 hatte Charlotte (da noch unter James Borrego) eine Top-10-Offense. In der vergangenen Saison machte die Defense unter Steve Clifford massive Fortschritte, nach dem All-Star Break rangierten die Hornets hier in der Top 10.
Wir reden hier noch bei weitem nicht über ein Top-Team. Aber vergangene Saison reichten den Bulls 40 Siege für Platz 10 und den letzten Play-In-Platz. Unmöglich ist das für Charlotte sicherlich nicht.
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Nr. 4: LeBron schafft es nicht ins All-NBA-Team
Eigentlich sollte es kein Hot Take sein, dass der älteste NBA-Spieler mit den meisten Meilen und Saisons auf dem Tacho am Ende nicht mehr unter die Top 15 gewählt wird, aber für LeBron gilt eben ein anderer Standard. 19 Jahre in Folge (!!!!!) war James Teil eines All-NBA-Teams, auch in jedem seiner Lakers-Jahre, obwohl er in drei von vier eine Menge Spiele verpasste.
Das ist allerdings der springende Punkt. Es sind ab dieser Saison 65 Spiele nötig, um sich für ein All-NBA-Team zu qualifizieren. LeBron hat diese Spielzahl in Los Angeles lediglich ein einziges Mal geknackt. Womit er in guter Gesellschaft ist. Steph Curry, Jimmy Butler, Kevin Durant (alle zuletzt 18/19), Anthony Davis (17/18) oder Kawhi Leonard (16/17) hätten sich nach dem neuen Regelwerk über die letzten Jahre nie qualifiziert.
Die All-NBA-Teams dürften sich entweder ziemlich verändern, oder die "alten Eliten" werden dazu gedrängt, doch wieder mehr Spiele zu absolvieren. Bei LeBron, der im Dezember 39 wird und jedes erdenkliche Korn für die Playoffs braucht, wäre das nicht die beste Idee. Ergo endet eine Ära.
Apropos: Bei LeBrons erster All-NBA-Nominierung waren die anderen 14 Spieler Duncan, Iverson, Nash, Nowitzki, Shaq, Allen, Garnett, Stoudemire, Wade, Arenas, Kobe, Marion, T-Mac und Ben Wallace. Der Mann ist wirklich schon lange wirklich gut!
Nr. 5: Die Knicks traden für einen All-Star
Für New Yorker Verhältnisse war die Offseason zu ruhig. Sinnvoll zwar, behutsam auf der guten Vorsaison aufzubauen, aber früher oder später wird es einen großen Knall geben. Die Knicks sind gut, haben mit ihrem aktuellen Roster aber keinen direkten Weg zur Contention in einer Conference mit zwei "Superteams". Diesen Weg müssen sie via Trade freilegen.
Gut, dass die Knicks dafür jede Menge Munition haben. Allein im kommenden Draft haben sie bis zu vier Erstrundenpicks (wahrscheinlich werden es zwei) und über die nächsten Jahre weiterhin alle eigenen sowie einige von weiteren Teams. Junge Spieler, die potenziell Interesse wecken könnten, haben sie ebenfalls – und die nötigen Verträge, um Trades möglich zu machen.
Nun ist die Frage, auf welchen Star sie sich konzentrieren. Joel Embiid wäre eine Option, zumal sein früherer Agent Leon Rose bei den Knicks das Sagen hat. Karl-Anthony Towns könnte schon früher verfügbar werden. Vielleicht wird es auch Pascal Siakam, Paul George oder … Brandon Ingram? So oder so: Es wird einen großen Move geben, schon während der Spielzeit.
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Nr. 6: Milwaukee stellt keine Top-15-Defense
In vier der vergangenen fünf Jahre rangierten die Bucks defensiv in der Top 10, dreimal in der Top 5. Drei ihrer Spieler waren in diesem Zeitraum in All-Defensive Teams, Giannis Antetokounmpo gewann den DPOY-Award und Brook Lopez wurde vergangene Saison Zweiter. Da die beiden Bigs noch da sind, rechnen Viele damit, dass es auch jetzt weiterhin ziemlich gut bleiben wird.
Ich nicht. Insbesondere bei Lopez gehe ich davon aus, dass der defensive Impact im Vergleich zu den vergangenen Jahren geringer sein wird. Weil er älter ist, aber auch, weil Milwaukee die wohl beste Point-of-Attack-Defense der NBA (via Jrue Holiday und Jevon Carter) gegen einen der schlechtesten PoA-Verteidiger der Liga (Damian Lillard) eintauschte. Es ist schwierig, als Drop-Defender zu dominieren, wenn der Guard in jedem zweiten Screen hängenbleibt und keinen Support mehr liefert.
Dame hat logischerweise andere Vorzüge und es ergab Sinn, für ihn zu traden, die Offense dürfte gigantisch aussehen. Giannis könnte defensiv vom neuen Coach Adrian Griffin kreativer eingesetzt werden und vielleicht mehr kaschieren, gerade dann, wenn es Richtung Playoffs hin wichtig wird. In der Regular Season wird Milwaukee seine Siege aber nicht dank der Defense holen.
Nr. 7: Chris Paul wird ein Bankspieler
Paul ist eine lebende Legende und einer der besten Point Guards der Geschichte, er stand in jedem der 1.214 Spiele seiner NBA-Karriere in der Starting Five. Er hat es sich erarbeitet, dass über den Wechsel auf die Bank zumindest diskutiert werden muss. Aber eigentlich MUSS es so kommen, dass er, wenn die Dubs ihr Team beisammen haben, Sixth Man wird.
Golden State hatte vergangene Regular Season die statistisch beste Starting Five der Liga (+22,1 laut Cleaning the Glass). Der Mix funktionierte offensichtlich. Problematisch waren die Bank-Lineups, die in der Curry-Ära fast schon traditionell massive offensive Probleme mitbrachten (mit Steph auf der Bank betrug das Net-Rating -2,4). Paul könnte das, Paul könnte das, eigentlich, ein für Allemal lösen.
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Wenn Curry draußen sitzt, könnte Paul eine Pick’n’Roll-zentrierte Offense mit den jüngeren Spielern wie Jonathan Kuminga anleiten. Die Warriors müssten ihre Identität mit Curry so nicht groß verändern und hätten trotzdem einen Plan B mit Paul, der in der NBA seit zwei Dekaden für alle möglichen Teams funktioniert hat, aber … ja, warum gibt es hier eigentlich ein Aber?
Mit Paul und Curry in der Starting Five wäre diese zudem sofort unheimlich klein, da entweder Draymond Green oder Kevon Looney auf die Bank gehen würde. Das hieße, dass einer der beiden alten Star-Guards die jungen Star-Guards der Liga verteidigen müsste. Und dass Andrew Wiggins (okay) und Klay Thompson (nicht so okay?) gegen größere Spieler dagegenhalten müssten, nicht für einzelne Possessions, sondern als designierte Gegenspieler.
Vielleicht führt Stolz dazu, dass Paul zu Beginn der Saison startet. Früher oder später sollte (und wird!) es jedoch auch ihm auffallen, dass der Kader eigentlich deutlich eher zu balancieren und zu maximieren ist, wenn er sich als Bankspieler neu erfindet.
Nr. 8: James Harden landet bei den Clippers
Hier ist wohl der Wunsch Vater des Gedanken, dass diese mühsame Angelegenheit endlich beendet wird.
Wenn es die Clippers Terance Mann kostet, dann muss es eben so sein. Mehrere Updates pro Tag zum Thema, welche Sabotage-Aktionen Harden bei den Sixers noch in petto hat, sind oder waren nur für einen Moment unterhaltsam.
Philly ist durchaus auch sportlich interessant, gefühlt ist dafür seit Jahren aber nur relativ selten Platz, weil ständig andere Probleme diskutiert werden müssen. Und ja, dieser Satz gilt 1 zu 1 auch für Harden selbst.
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Nr. 9: Vier Celtics spielen im All-Star Game
Erst neunmal in der NBA-Historie gab es vier All-Stars aus einem Team, zuletzt 2018 (und 2017), als die Warriors dran waren. Nur eine Franchise schaffte es in der Geschichte dreimal (zuletzt 2011), und in diesem Jahr sind die Celtics erneut dran. Jayson Tatum wird ohnehin dabei sein, Jaylen Brown vermutlich auch, aber sie werden ihr Team nicht nur zu zweit vertreten.
Kristaps Porzingis hätte es voraussichtlich vergangene Saison zum zweiten Mal in seiner Karriere geschafft, wenn sich jemand für die Wizards interessiert hätte – seine Leistungen waren All-Star-Leistungen, in Boston werden sie Beachtung finden. Jrue Holiday war vergangene Saison All-Star und es wird VIEL darüber geredet werden, wie sehr Milwaukee ihn vermisst. Trotzdem würde ich bei den Celtics-Guards vielleicht sogar eher auf Derrick White setzen.
Die Celtics werden individuell nicht alle ihre größten Scoring-Volumen produzieren, aber das muss kein Problem sein. Wenn Boston Richtung 2024 die beste Bilanz der Liga stellt, was gut möglich erscheint, werden ihre Spieler auch individuell dafür ausgezeichnet werden. Hauptsache, es wird nicht die gesamte Starting Five "Spieler des Monats" wie einst die 2015er Hawks.
Nr. 10: Denver schafft den Repeat
Wir haben mit Jokic angefangen, wir enden mit den Nuggets. Ich gehe davon aus, dass der Verlust von Bruce Brown den Nuggets wehtun wird, aber ihre Youngster auf dem Flügel haben das Potenzial, ihn teilweise vergessen zu machen. Es ist in diesem Ökosystem verhältnismäßig unkompliziert, als Rollenspieler zu funktionieren. Verteidigen, die Augen offen haben, bereit für den Ball sein, das sind die wichtigsten Punkte (Christian Braun und Julian Strawther haben sie drauf).
Und die Nuggets haben noch immer eine perfekt austarierte Starting Five, die sogar besser sein kann als im Vorjahr. Sowohl Murray als auch Michael Porter Jr. waren nicht permanent auf der Höhe ihrer Schaffenskraft. Beide gehen gesünder in die Saison, abgesehen von Kentavious Caldwell-Pope ist noch kein Starter 30.
Sie haben offensiv auf alles Antworten, defensiv zumindest im Vorjahr auch. Und ja, Teams wie Phoenix, Milwaukee und Boston können das auf die Probe stellen, haben allesamt das Potenzial, die Nuggets vom Thron zu stoßen (mein Tipp: Denver über Boston in den Finals). Andere vielleicht auch. All diese Teams haben aber Fragen, die sie erst einmal beantworten müssen. Denver nicht, und Jokic, Murray und Co. wirken nicht wie Typen, die ihren neuen Status direkt wieder hergeben möchten.