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Haye vs. Bellew

Deshalb kämpfte der "Hayemaker" trotz schwerer Verletzung wirklich weiter

  • Aktualisiert: 06.03.2017
  • 23:13 Uhr
  • ran.de/Carolin Blüchel
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© 2017 Getty Images

Mit einer gerissenen Achillessehne kämpfte Rüpel-Boxer David Haye gegen Tony Bellew tapfer weiter. Er setzte bei seiner Niederlage in London seine Gesundheit aufs Spiel, um seine Karriere zu retten. Und tatsächlich gab es kaum eine andere Option.

München - Es war ein Sekundenmoment in der sechsten Runde. David Hayes rechter Fuß knickte einfach weg. Stehen, laufen geschweige denn explosive Schläge aus den Beinen heraus waren ab diesem Zeitpunkt unmöglich. Doch der "Hayemaker" machte weiter. Er setzte seine Gesundheit und seine Karriere aufs Spiel, um selbige zu retten. Welch eine Ironie des Schicksals.

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Am Sonntagnachmittag wurde Hayes rechter Fuß in London operiert. Das gab sein Management in einer offiziellen Mitteilung bekannt. Die Diagnose wie befürchtet: ein Riss der Achillessehne. Sechs bis neun Monate Pause. Im fortgeschrittenen Boxer-Alter von 36 Jahren ist das womöglich gleichbedeutend mit dem Karriereende.

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Haye gibt nicht auf

Haye will davon jedoch nichts wissen. Seinem Kumpel, Ex-Boxer und Co-Kommentator Carl Froch, sagte er noch im Krankenhaus: "Ich werde zu 100 Prozent zurückkommen. Ich werde wieder Schwergewichts-Weltmeister werden. Aber zuerst will ich das Rematch mit Tony Bellew."

Ob er das Leistungsniveau, das dafür nötig ist, noch einmal erreicht, werden die kommenden Monate zeigen. Denn auch vor der Verletzung war Haye gegen Bellew die lange Inaktivität der vergangenen Jahre deutlich anzumerken. Vor allem in den ersten drei Runden fehlte es dem Ex-Champion an Distanzgefühl und Timing. In gesundem Zustand hätte das gegen den boxerisch limitierten "Bomber" wohl dennoch gereicht. Gegen den neuen Superstar Anthony Joshua sicher nicht.

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Kritik vom Ex-Trainer

Hayes ehemaliger Trainer, Adam Booth, mit dem er gemeinsam zu Weltmeisterehren kam, sich aber später im Streit trennte, hatte kein Mitleid mit seinem früheren Schützling. "Das kommt davon, wenn man nicht richtig trainiert, zu lange Kampfpausen macht und sich einen Trainer (Shane McGuigan) sucht, der es nur aufs Geld abgesehen hat", sagte Booth zu ran.de.

Tatsächlich muss sich Haye die Verletzung gewissermaßen selbst zuschreiben. In seinem viel kritisierten Trainingscamp in Miami sah man ihn Basketball und Beachvolleyball spielen. Eine zusätzliche und unnötige Belastung für den Fuß. Dabei hatten ihn schon Wochen zuvor Achillessehnenprobleme geplagt.

Noch in der Kampfwoche war Haye überstürzt nach München zu Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt gejettet, um sich vermeintlich grünes Licht geben zu lassen. Für Haye stand so oder so fest: Eine Kampfabsage wäre nie eine Option gewesen.

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Absage wäre nicht verziehen worden

In den letzten drei Jahren hatte der "Hayemaker" bereits drei Kämpfe (zweimal gegen Tyson Fury, einmal gegen Manuel Charr) verletzungsbedingt auf den letzten Drücker platzen lassen. Eine weitere Absage hätte man ihm auf der Insel nicht verziehen. "Dann hätte er in England nie mehr kämpfen können", hatte Matchroom-Chef Eddie Hearn im Vorfeld prophezeit.

Dann wären wohl auch die großen Zahltage ausgeblieben, die er unbestätigten Medienberichten zufolge dringend braucht. Demnach soll Haye bei Investmentgeschäften in Dubai Millionen in den Sand gesetzt haben.

Angesichts des auf dem Papier schwächeren Gegners dachte Haye möglicherweise auch, dass 70 Prozent seines Könnens für einen schnellen Knockout-Sieg gegen Bellew reichen würden. Er irrte sich.

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Kein zweites "Toe-Gate"

Aber warum quälte sich Haye noch sechs Runden auf nur einem Bein durch den Ring? Warum riskierte er eine noch schlimmere Verletzung? Die Antwort: Er hatte kaum eine Wahl. Die Erklärung hierfür liegt in der Vergangenheit.

Als Haye 2011 seinen WM-Vereinigungskampf gegen Wladimir Klitschko nach Punkten klar verloren hatte, präsentierte er bei der anschließenden Pressekonferenz seinen gebrochenen kleinen Zeh als Ausrede. Für "Toe-Gate" gab's damals Hohn und Spott - selbst von den eigenen Anhängern.

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Engländer feiern ihren "Krieger"

Hätte Haye gegen Bellew zu einem früheren - durchaus gesünderen - Zeitpunkt das Handtuch geworfen, wäre ihm dieser Spott mit großer Sicherheit erneut zuteil geworden. Unabhängig von der Schwere der Verletzung. Ganz nach dem Motto "Einmal Memme, immer Memme".

Jetzt, da er sich mit einem für alle sichtbaren Handicap buchstäblich durchboxte, so dass selbst Bellew seinen Gegner anflehte, aufzugeben, feiern ihn die Engländer trotz Niederlage als "Krieger mit dem großen Kämpferherz". Balsam für das Ego des "Hayemakers".

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Mit Kalkül zum Rematch

Die Tatsache, dass er seine erlittene Verletzung nach dem Kampf mit keiner Silbe erwähnte, war sicher auch wohl überlegt. Hayes unerwartete Lobeshymnen auf Bellew, der zwar gut einsteckte aber sicher nicht überdurchschnittlich gut boxte, schmeichelten dem "Bomber".

Prompt folgte das Versprechen eines Rückkampfes. Den braucht Haye dringend, will er die Niederlage vom Wochenende vergessen machen und doch nochmal die Chance auf einen WM-Kampf erhalten. Dafür müsste allerdings auch sein von Verletzungen geplagter Körper mitspielen.

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