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Muhammad Ali: Leben, um in den Himmel zu kommen

  • Aktualisiert: 22.02.2018
  • 14:54 Uhr
  • ran.de / Tobias Drews
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© imago/UPI Photo

Muhammad Ali ist der größte Boxer aller Zeiten. Sein Weg zum Boxen ist kurios, seine Kämpfe legendär. Ein Nachruf von ran-Boxexperte Tobias Drews.

München - "Du kannst zwanzig Jahre damit verbringen, Muhammad Ali zu studieren und wirst doch nicht alles begreifen, was diesen Mann ausmacht", schrieb Autor Dave Kindred einmal über Ali. "Er ist ein weiser Mann und ein Kind zugleich. Ich habe nie jemanden gesehen, der so hilfsbereit anderen gegenüber war und dennoch so auf sich selbst fokussiert."

Einen Boxer mit derselben Kraft, demselben Mut, derselben Tiefe, Kreativität und umwerfenden Energie wird es kein zweites Mal geben. Geboren als Cassius Marcellus Clay in Louisville (US-Bundesstaat Kentucky) begann er zu boxen, weil man ihm das Fahrrad geklaut hatte.

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Polizist bringt Clay zum Boxen

Der damals 12 Jahre alte Clay war außer sich vor Wut, meldete den Diebstahl bei der Polizei. Er forderte eine "landesweite Fahndung" nach dem Dieb und wolle ihm außerdem ordentlich "den Hintern versohlen".

Der Polizist Joe Martin, der in seiner Freizeit einen Boxclub leitet, lädt Clay zu einem Probetraining ein. Das Fahrrad bleibt verschwunden, aber das Boxtraining gefällt Clay. Wenige Wochen später absolviert er seinen ersten Kampf. Mehrere nationale Titel und Siege bei den "Golden Gloves" folgen. Der Höhepunkt: Olympisches Gold im Halbschwergewicht, 1960 in Rom.

Cassius Clay war so locker und unbefangen, dass er für alle bald der Bürgermeister des olympischen Dorfes war. "Die Leute liebten ihn", sagte Wilma Rudolph, die in den Sprintwettbewerben drei Goldmedaillen für Amerika gewann. "Jeder wollte ihn sehen. Jeder wollte bei ihm sein. Und er redete die ganze Zeit." - David Remnick im Buch "King of the World".

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Sieg über Sonny Liston

Clay wird noch 1960 Profiboxer, bekommt nach 19 Siegen seine WM-Chance. Im Duell gegen Sonny Liston ist Clay der 7:1-Außenseiter. Aber Liston gibt den Kampf nach der sechsten Runde auf, Cassius Clay ist neuer Weltmeister im Schwergewicht! Es folgt die Konvertierung zum Islam und der Wechsel des Namens: aus Clay wird Muhammad Ali.

Titelverteidigungen gegen Sonny Liston (KO1), Floyd Patterson und auch den deutschen Karl Mildenberger (TKO 12 im Frankfurter Waldstadion) folgen.  Ein Mal sagte Muhammad Ali: "Ich habe jede Minute meines Trainings gehasst, aber ich habe mir immer eingeredet, dass ich niemals aufhören darf. Leide jetzt und lebe den Rest Deines Lebens als Champion."

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Verweigerter Kriegsdienst kostet Ali Boxlizenz

Aber es ging bei Ali immer auch um mehr als nur den Sport. Es ging auch um Politik, um Religion und um die Rechte der Schwarzen in der Gesellschaft. Er verweigerte den Kriegsdienst, wollte nicht in den Vietnam-Krieg ziehen. Kein Vietcong habe ihn jemals "Nigger" genannt.

Ali muss vor Gericht, die Boxlizenz wird ihm entzogen. Zwangspause von drei Jahren, auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit als Boxer. Ali gerät in finanzielle Schwierigkeiten, bleibt aber seinem Glauben und seiner Linie treu. Nach der Begnadigung kehrt Ali in den Ring zurück, gewinnt zwei Fights, verliert dann aber gegen Joe Frazier.

Ali geht auf Welttournee, kämpft in Zürich gegen den Deutschen Jürgen Blin, in England, in Kanada, in Indonesien, später in Kuala Lumpur, auf den Bahamas und in Manila.

"Rumble in the Jungle"

Erst 1974 kann er sich den WM-Gürtel zurückholen, im legendären Kampf gegen George Foreman, dem "Rumble in the Jungle" in Zaire. Über diese Zwangspause sagte sein Trainer Angelo Dundee später: "Den besten Ali hat die Welt nie gesehen. Nur Gott weiß wie gut er wirklich war."

In den dramatischen Kämpfen gegen Liston, Norton, Frazier und Foreman tanzte Ali wie ein Schmetterling und stach zu wie eine Biene. Zum Ende seiner Karriere wirkte er tapsig und kraftlos. Er verliert seinen Titel an Olympiasieger Leon Spinks, kann ihn sich im Rückkampf jedoch zurückholen. In diesen Kämpfen ist Ali bereits nur noch ein Schatten früherer Tage, später wird bei ihm die Krankheit Parkinson diagnostiziert.

"Ich habe die ganze Welt gesehen. Ich lerne überall etwas von den Menschen. Es steckt wahres im Hinduismus, im Christentum, im Islam, in allen Religionen. Und auch im einfachen Gespräch. Aber es kommt nur auf eine einzige Religion an, und das ist die wahre Religion - Liebe".

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Leben, um in den Himmel zu kommen

Muhammad Ali war der bedeutendste Boxer aller Zeiten und eine der herausragenden Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Er bestritt 61 Profikämpfe (56 Siege mit 37 KOs, 5 Niederlagen) und gewann dreimal den Titel im Schwergewicht.
 
"Ich möchte als Mann in Erinnerung bleiben, der als Schwarzer den Schwergewichts-Titel im Boxen gewinnen konnte, der humorvoll war und der jedem Menschen mit Respekt begegnete. Als Mann, der niemals auf die herabblickte, die zu ihm hinaufschauten. Als Mann, der anderen Hilfe anbot - sowohl finanziell als auch in ihrem Kampf für Frieden, Gleichheit und Gerechtigkeit." Oder kürzer: "Ich versuche so zu leben, dass ich in den Himmel komme."

Muhammad Ali, geboren am 17. Januar 1942 verstarb am 4. Juni 2016.

Tobias Drews