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Eishockey-WM: Silbermedaille als Push und Bürde zugleich - ein Kommentar

  • Aktualisiert: 29.05.2023
  • 20:45 Uhr
  • ran.de
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Deutschland ist Vize-Weltmeister im Eishockey. Das gelang dem DEB seit sieben Jahrzehnten nicht mehr. Dabei hatte das Team mit besonderen Widrigkeiten zu kämpfen. Jetzt kommt es darauf an, ob der Erfolg einen Push gibt oder sogar zur Bürde wird. Ein Kommentar.

Von Marcus Giebel

Vizeweltmeister - das ist im Spitzensport für gewöhnlich die Bezeichnung für den allerersten Verlierer. Titel und damit Trophäe knapp verpasst. Es bleiben nur leere Hände, mit denen auch noch dem Bezwinger gratuliert werden sollte.

Die große Bühne gebührt allein den strahlenden Siegern. The winner takes it all! So gnadenlos ist der Leistungssport.

Doch manchmal, und wenn auch nur ganz selten, gibt es auch hier diese Ausnahmen von der Regel. Wenn der - vielleicht auch nur vermeintliche - Außenseiter Auftritt für Auftritt über sich hinauswächst. Um ganz am Ende, so kurz vor dem ursprünglich für völlig utopisch gehaltenen Triumph, doch noch aus seinen kühnen Träumen gerissen zu werden.

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DEB-Team kann auch Kanada Paroli bieten

Wie das DEB-Team bei der WM 2023 in Tampere und Riga (die Eishockey-WM ab kommendem Jahr live bei ran). Nur Rekordweltmeister Kanada - ein Team voller NHL-Stars, die den Trip nach Europa nur angetreten hatten, um sich die Krone aufzusetzen - bremste die Mannschaft von Bundestrainer Harold Kreis auf dem Weg auf den Eishockey-Thron aus.

So bitter diese Niederlage im wichtigsten Länderspiel des Jahres – gerade nach zweimaliger Führung – auch war: Sind die Tränen getrocknet und der Schmerz versiegt, bleibt die Erkenntnis, dass die DEB-Auswahl den Besten der Besten Paroli bieten kann. Was angesichts der Umstände noch höher zu bewerten ist.

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DEB ohne viele Stars bei der WM

Denn vor dem Turnier hagelte es Absage auf Absage. Tim Stützle, Tom Kühnhackl, Tobias Rieder, Korbinian Holzer, Lukas Reichel – allesamt Akteure mit NHL-Erfahrung – fehlten ebenso wie die Routiniers Matthias Plachta und Patrick Hager. Superstar Leon Draisaitl und Goalie Philipp Grubauer, die zu WM-Beginn noch NHL-Playoffs (jeden Sonntag live auf ProSieben MAXX und ran.de) spielten, mussten wegen quasi leerer Akkus passen.

Auch der Spielplan meinte es alles andere als gut mit dem DEB. Zunächst standen die Spiele gegen die drei Großen der Gruppe an. Nach den zu erwartenden, aber allesamt knappen Niederlagen folgten ab dem vierten Spieltag quasi nur noch K.o.-Spiele.

Jeder weitere Punktverlust hätte schon das Vorrundenaus bedeuten können. Folglich war das Kreis-Team, das in jeder Partie überzeugte, zeitig zum Siegeszug verdammt.

Größter DEB-Erfolg bei Weltmeisterschaften seit 70 Jahren

Dass dieser wirklich gelang und nach sechs Erfolgen erst im Finale endete, war umso erstaunlicher, da der Bundestrainer erst seit wenigen Wochen im Amt ist. Nachdem die DEB-Spitze vom Abschied von Toni Söderholm Ende vergangenen Jahres kalt erwischt wurde, blieb der Posten bis Ende März offiziell unbesetzt.

Trotz all dieser Widrigkeiten gelang nun der größte WM-Erfolg seit 70 Jahren. Der umso höher zu bewerten ist.

Vize-Weltmeister – Kreis und sein Team zählen zu den positiven Überraschungen dieses Turniers. Weil sie weit mehr erreicht haben, als ihnen zuzutrauen war. Womit sie bewiesen: Vize-Weltmeister können auch Gewinner sein.

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Künftig noch mehr Konkurrenzkampf für Kreis

Zugleich hat das Turnier einen Vorgeschmack darauf gegeben, was für das DEB-Team in den nächsten Jahren möglich sein kann. Denn die diesmal zum Zuschauen gezwungenen Spieler würden das Niveau zweifellos noch einmal anheben. Und den Konkurrenzkampf weiter anfachen. Wovon jede Mannschaft lebt.

Außerdem werden sich Kreis in Zukunft weitere Gelegenheiten bieten, um den Spielern seinen Plan auf dem Eis noch intensiver einzuimpfen. Und der Spielplan könnte die schweren Brocken aus Skandinavien und Nordamerika etwas gleichmäßiger verteilen.

Dieses DEB-Team ist also keineswegs am Ende. Umso mehr, da gerade zwei Youngster wieder einmal besonders auf sich aufmerksam gemacht haben: John-Jason Peterka, der seine erste NHL-Saison hinter sich hat, wurde als bester Stürmer des Turniers ausgezeichnet, mit ihm schaffte es auch Moritz Seider – der größte Name im Aufgebot – ins All-Star-Team der WM.

Keine Top-Nation wird das DEB-Team unterschätzen

Natürlich wäre es vermessen, angesichts der schier unerschöpflichen Möglichkeiten der großen Eishockey-Nationen Kanada, Finnland, Schweden, USA und Tschechien, davon auszugehen, dass sich der DEB nun regelmäßig mit Medaillen schmücken kann. Aber die Top-Nationen wissen, dass sie Deutschland besser nicht unterschätzen sollten.

Dass mit diesem Team immer zu rechnen ist. Weil es sein Herz auf dem Eis lässt und niemals aufgibt. Das dürfen Kreis' Auserwählte vor einem Millionenpublikum beweisen.

Bei den Olympischen Spielen, wenn die NHL pausiert und damit alle Weltstars am Start sein können. Und auch bei Weltmeisterschaften, die ab dem kommenden Jahr live bei ran zu sehen sein werden.

DEB-Team: Wird WM-Silber zum Push oder zur Bürde?

Die famosen Auftritte in Finnland und Lettland können dafür einen enormen Push geben.

Klar sollte aber auch sein: Durch die Silbermedaille und den Status als Vize-Weltmeister wird das deutsche Team nun ganz anders wahrgenommen. Für die Gegner ist ein Sieg über Deutschland viel mehr wert. So kann der Triumphzug auch eine Bürde sein.

Und im Sport zeigt sich oft: Nichts ist schwieriger, als den Erfolg zu wiederholen.

Beweist das DEB-Team, dass es dieser Gewissheit trotzen kann, dürfte die im Zuge dieser WM anrollende Euphoriewelle das Team durch so manches schwere Spiel tragen. Und hoffentlich noch weit über die Heim-WM 2027 hinaus.

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