Traditionsklub in der Krise
1. FC Kaiserslautern: Rote Teufel im Teufelskreis
- Aktualisiert: 25.09.2017
- 17:29 Uhr
- ran.de/Andreas Reiners
Der 1. FC Kaiserslautern steht nach sieben Spieltag in der 2. Bundesliga mit dem Rücken zur Wand. Sportlich läuft es nicht, und auch wirtschaftlich steckt der Klub in der Klemme.
München – Der 1. FC Kaiserslautern musste etwas klarstellen. Und wehrte sich recht deutlich gegen einen Zeitungsbericht. Ein großes Boulevard-Blatt schrieb nach der Schlappe in Sandhausen mehr oder weniger von einem Endspiel für Trainer Norbert Meier gegen Erzgebirge Aue.
Sportdirektor Boris Notzon wurde dabei mit den Worten zitiert: "Dann weiß auch Norbert, dass das Team einen neuen Impuls braucht". Der FCK betonte in einer Stellungnahme am Dienstag, dass diese Aussage so nie getätigt wurde. Eine Kleinigkeit? Mag sein. Einen Tag nach der Stellungnahme und einer 0:2-Niederlage gegen Aue am siebten Spieltag wurde Meier entlassen. Passenderweise an dessen 59. Geburtstag.
Es zeigt recht anschaulich, wie chaotisch es beim 1. FC Kaiserslautern zugeht, wie der Klub sich in Nebenkriegsschauplätzen verfängt, einen Brandherd löscht, während sich drei neue auftun. Und dabei nicht erst seit gestern das Wesentliche aus dem Blick verliert.
Denn was sich schon länger andeutet, könnte traurige Realität werden: der Abstieg in die 3. Liga. Und damit ein Kampf ums Überleben, den der angeschlagene Traditionsklub möglicherweise verlieren könnte.
Stadion kostet ein Vermögen
Denn der Klub steckt nicht nur sportlich, sondern vor allem wirtschaftlich in der Klemme. Und in einem Teufelskreis. Das Stadion hängt dem Verein mit jährlichen Kosten von rund zehn Millionen Euro wie ein Klotz am Bein. Daneben gibt es Ärger um eine Fananleihe. 2013 erlöste der FCK so rund sechs Millionen Euro, die er aber nicht wie geplant in das Nachwuchsleistungszentrum steckte, sondern angeblich akute Finanzlöcher stopfte. Wie die sechs Millionen 2019 zurückgezahlt werden sollen, weiß in Kaiserslautern derzeit niemand.
Ein Plan: Die Ausgliederung der Profiabteilung, um Mittel oder Investoren zu finden, was bei einem Traditionsverein aber bekanntlich per se ein Drahtseilakt ist. Bei einem Traditionsverein in der Krise mit einer umstrittenen Klubführung ist es im Grunde sogar ein unmögliches Unterfangen.
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Vettern- und Misswirtschaft
Dabei arbeitet die nach einem Umbruch im Frühjahr 2016 vor allem die Vergangenheit auf, nachdem der alten Führung um Stefan Kuntz Vettern- und Misswirtschaft vorgeworfen wird.
Der Sommer 2017 war erneut voll von personellen Querelen. Vorstandschef Thomas Gries und Finanzvorstand Michael Klatt hatten es sogar geschafft, Klubikone Hans-Peter Briegel einen Einstieg als Sportvorstand zu vermiesen, obwohl der Aufsichtsrat dafür stimmte. Uwe Stöver hatte den Posten als Sportdirektor im Sommer wegen der der Briegel-Pläne aufgegeben, am Ende wurde der frühere Chefscout Notzon befördert.
Hinzu kommt: Finanzielle Probleme lösen die Pfälzer auch durch den Verkauf ihrer besten Talente. Der Effekt ist klar: Finanziell zieht man den Kopf kurzfristig aus der Schlinge, sportlich ist der Aderlass mittelfristig nicht mehr aufzufangen. In diesem Sommer gingen Innenverteidiger Robin Koch und Torhüter Julian Pollersbeck nach Freiburg und Hamburg. Das Ergebnis: 7,5 Millionen für die klamme Klubkasse, dafür aber auch zwölf Gegentore, die zweitmeisten der Liga.
"Bundesliga oder Regionalliga"
Klar ist: Den Gang in die 3. Liga kann sich der FCK nicht leisten, dabei hängt auch die Stadt mit drin. Die städtische Stadiongesellschaft zahlt im Jahr 2,9 Millionen Euro Zinsen für das WM-Stadion von 2006, die Gesellschaft hat daneben Verbindlichkeiten in Höhe von fast 70 Millionen Euro. Der Klub ist der einzige Mieter des Stadions, der die Miete bei weniger TV-Geldern und weniger Zuschauern aber wohl nicht mehr aufbringen kann. 675.000 Euro (statt der erwähnten 2,6 Millionen) hatte der FCK als Zahlung ins Spiel gebracht. Im Stadtrat ist das durchaus ein Politikum.
Vorrang hat nun erstmal der neue Trainer. Vorerst wird Manfred Paula, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, die Roten Teufel betreuen. "Qualität geht vor Zeit", sagt Notzon.
Die hat der FCK aber eigentlich nicht. Finanzvorstand Klatt hatte bereits Ende vergangenen Jahres betont, dass es für den Klub langfristig nur zwei Szenarien gebe: "Bundesliga oder Regionalliga." Der viermalige Meister sieht sich vom Selbstverständnis her im Oberhaus. Realistischer erscheint derzeit aber das zweite Szenario.
Andreas Reiners
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