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Relegationsspiele am 7. und 11. Juli

1. FC Nürnberg: Jetzt geht's nicht mehr nur um den Klassenerhalt

  • Aktualisiert: 28.06.2020
  • 22:19 Uhr
  • ran.de / Justin Werner
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© Imago

Der 1. FC Nürnberg steckt in der tiefsten Krise seit über 20 Jahren. In der Relegation droht der zweite Abstieg in zwei Jahren. Das Desaster am letzten Spieltag der 2. Bundesliga hat sich angebahnt.

Nürnberg/München - Landläufig heißt es: "Der Club is a Depp." Und tatsächlich hat der 1. FC Nürnberg auch in dieser Saison seinem Ruf alle Ehre erwiesen, sich reihenweise selbst besiegt.

Folgt jetzt sogar der zweite Abstieg im zweiten Jahr?

Sport-Vorstand Robert Palikuca nannte das 1:1-Unentschieden im entscheidenden Spiel gegen Holstein Kiel "ein Spiegelbild der Saison."

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6:0, 0:6, 1:1 - kein Tennis, sondern Club

Der FCN muss in die Abstiegs-Relegation und kämpft dort um die letzte Chance. Dabei hätte es so viel einfacher sein können.

Nach dem 6:0-Sieg gegen den SV Wehen-Wiesbaden am 32. Spieltag war der Sprung eigentlich schon geschafft: drei Punkte Vorsprung auf den Karlsruher SC und den Relegationsplatz.

Und trotzdem steht Nürnberg nun anderthalb Wochen später wieder auf Platz 16. Nach dem 6:0-Sieg hagelte es eine 0:6-Niederlage gegen Stuttgart. Auch im letzten Spiel gegen Kiel hatte es der FCN noch selbst in der Hand.

Nach nicht einmal drei Minuten steht es 1:0 für die Nürnberger, alles läuft für den Club. In der Blitztabelle steht der FCN um 15:33 Uhr auf Platz 15 - mit fünf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz, weil auch der Karlsruher SC in Fürth zurückliegt.

Doch der Club is ja a Depp. Deshalb sinken um 17:25 Uhr müde Nürnberger zu Boden - der FCN muss in die Relegation.

Aber von vorne.

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Trainerwechsel schon im November

Nach dem Abstieg aus der Bundesliga startet der 1. FC Nürnberg im Sommer letzten Jahres die Mission "Wiederaufstieg". Doch bereits im Herbst wird es ungemütlich.

Die letzten neun Spiele der Hinrunde werden allesamt nicht gewonnen. Dazu kommt das blamable Pokalaus gegen den 1. FC Kaiserslautern. Im November muss deshalb Trainer Damir Canadi gehen.

Nachdem Ex-Stürmer Marek Mintal interimsweise übernimmt, wird Jens Keller als neuer Trainer installiert. Schon damals wird die Verpflichtung heftig diskutiert. Bei vergangenen Stationen konnte der ruhige und eher introvertierte Keller nur selten für Stabilität sorgen.

Der Club hätte sie dringend gebraucht.

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Ausgerechnet Fürth schickt Nürnberg in die Relegation 

Denn auch in der Rückrunde bekommt der FCN die Kurve nicht wirklich. Zwar gibt es fünf Punkte mehr als in der Hinserie, insgesamt aber auch nur 21 Zähler. Und so hat es sich angebahnt.

Doppelt bitter: Um eine ordentliche Portion Ironie des Schicksals kommt man nicht herum.

Denn ausgerechnet der fränkische Erzfeind aus Fürth "hilft" am letzten Spieltag und verliert gegen Karlsruhe doch noch mit 1:2. Das desaströse, eigene 0:6 gegen den VfB ist am Ende wahrscheinlich genauso entscheidend.

Zwei Gegentore weniger, und der FCN hätte die Klasse gehalten.

Wenig Zuschauer, Morddrohungen an Spieler

Aber nicht nur sportlich läuft es mies. Im Max-Morlock-Stadion sind bis zur Corona-Krise im Schnitt nur knapp mehr als die Hälfte der Plätze besetzt.

Sogenannte "Fans" verteilten Aufkleber mit Morddrohungen an Spieler in Stadionnähe. Immer wieder werden Banner auf dem Trainingsgelände aufgehangen, auf denen die Mannschaft kritisiert und in die Pflicht genommen wird. Geholfen hat auch das am Ende nichts.

Der 1. FC Nürnberg steht am absoluten Scheideweg. Es droht der erste Abstieg in die Drittklassigkeit seit 24 Jahren, aber es geht um viel mehr.

Denn wie schwierig das wirtschaftliche Überleben in der 3. Liga ist, haben schon andere Traditionsklubs schmerhaft erfahren müssen. Der 1. FC Kaiserslautern lässt grüßen.

Dass Keller in der nächsten Saison nicht mehr Trainer sein wird, steht schon fest. Auch Palikuca, der erst im April 2019 zum Verein gekommen ist, ist sehr umstritten und hat in Sachen Kaderplanung nicht wirklich ein gutes Händchen bewiesen.

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Geht's gegen Kellers Ex?

Die Stadt und die Menschen haben den Club ausgemacht. Mittlerweile wirkt das Verhältnis zwischen Fans und Verein eher distanziert. Dass die Fans nun im Saisonendspurt komplett fehlten, hat auch nicht geholfen. Die Leistungen blieben unerklärlich durchwachsen.

Jetzt geht es in zwei Spielen nicht nur um die sportliche Existenz, sondern auch um die Zukunft des Vereins.

Am 7. und am 11. Juli wartet in der Relegation der Drittplatzierte bzw. sollte Bayern II einen der ersten drei Plätze einnehmen der Vierte der 3. Liga. Momentan wäre das der FC Ingolstadt - der Ex-Klub von Jens Keller.

Eine andere Möglichkeit: ein weiterer fränkischer Vertreter mit Kickers Würzburg. 

Leider kommt man um die Ironie des Schicksals wirklich nicht herum.

Justin Werner

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