2. Bundesliga
FC St. Pauli - Karol Mets: "Saudi-Arabien war für Ronaldo ein guter Schritt"
- Aktualisiert: 21.04.2023
- 17:29 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Karol Mets vom FC St. Pauli spricht im exklusiven ran-Interview über den Aufstiegskampf und das Derby gegen den Hamburger SV (Freitag, 18:30 Uhr, im Liveticker auf ran.de), aber auch über seine vielen Vereinswechsel und Duelle mit Cristiano Ronaldo sowie Lionel Messi.
von Oliver Jensen
Karol Mets vom FC St. Pauli ist im Weltfußball ordentlich herumgekommen. Der 29-jährige Innenverteidiger spielte bereits in acht verschiedenen Ländern. Neben seinem Heimatland Estland war er in Norwegen, den Niederlanden, Schweden, Saudi-Arabien, Bulgarien und der Schweiz aktiv, ehe er im vergangenen Winter vom FC Zürich nach Hamburg verliehen wurde. Dort erlebt er nun eine unerwartet erfolgreiche Rückrunde.
Über seine bisherigen Erfahrungen - auch in Spielen gegen Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi - sowie das anstehende Derby beim Hamburger SV (Freitag, 18:30 Uhr, im Liveticker auf ran.de) spricht Mets im exklusiven ran-Interview.
ran: Herr Mets, mit einem Sieg gegen den HSV könnten Sie den Rückstand auf den Relegationsplatz bis auf drei Punkte reduzieren. Ist der Aufstieg in die Bundesliga das große Ziel?
Karol Mets: Das wäre natürlich ein Traum. Es ist der Traum eines jeden Fußballspielers, in einer der Top-Ligen zu spielen. Aber unser Ansatz sollte eher sein, ein Spiel nach dem anderen anzugehen und uns immer voll darauf zu fokussieren. Ich sage immer, man muss Minute für Minute kämpfen.
ran: Sie sind nun erst seit Anfang Januar in Hamburg. Was wissen Sie dennoch bereits über den HSV und die Rivalität in der Stadt?
Mets: Ich weiß von dieser Rivalität und dass das ein großes Spiel sein wird. Ich habe einige Spiele vom HSV im Fernsehen gesehen. Das ist eine gute Mannschaft mit sehr viel Qualität in jedem Mannschaftsteil. Ich würde sagen, der HSV hat eine der stärksten Mannschaften dieser Liga.
Mets über Siegesserie des FC St. Pauli: "Harte Arbeit ist die Basis"
ran: Bis zur Niederlage am vergangenen Sonntag gegen Eintracht Braunschweig (1:2) gewann Ihre Mannschaft zehn Spiele in Folge. Wie war diese Serie zu erklären?
Mets: Es ist sehr schwierig, einen einzelnen Grund für den Erfolg hervorzuheben. Das Entscheidende ist, dass wir jeden Tag sehr hart arbeiten. Das ist die Basis. Meiner Ansicht nach steckt hinter jedem Erfolg erst einmal harte Arbeit.
ran: Haben Sie jemals zuvor in Ihrer Karriere zehn Spiele in Folge gewonnen?
Mets: Nein, es ist auch für mich das erste Mal, dass ich mit einer Mannschaft zehn Spiele in Folge gewinne. Beim FC Zürich waren wir einmal über 15 Spiele ungeschlagen. Aber wir haben nicht jedes Spiel gewonnen. Trotzdem war das natürlich auch eine sehr erfolgreiche Serie.
ran: Die Erfolgsserie des FC St. Pauli war so überraschend, weil die Mannschaft die Hinrunde auf Tabellenplatz 15 abschloss und punktgleich mit den direkten Abstiegsrängen war. Danach traf der Verein die von Fans vielfach kritisierte Entscheidung, Trainer und Vereinsikone Timo Schultz freizustellen und den unerfahrenen Co-Trainer Fabian Hürzeler vom Co-Trainer zum Cheftrainer zu befördern. Danach begann die Erfolgsserie. Was zeichnet Ihren Trainer aus, der mit seinen 30 Jahren noch sehr jung ist?
Mets: Wir trainieren unter ihm sehr gut und das bildet sich in den Spielen ab. Vor den Spielen betreibt er eine sehr gute Analyse. Wir wissen ganz genau, wie die Spielausrichtung des Gegners ist und wo ihre Stärken liegen. Hinzu kommt natürlich unsere taktische Ausrichtung. Für jeden Spieler ist es klar, auf welche Art und Weise wir spielen wollen. Das Alter des Trainers spielt für mich keine Rolle. Der Trainer ist der Trainer – ganz egal wie alt er ist.
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Mets: Nicht immer die besten Erfahrungen mit Beratern gemacht
ran: Lassen Sie uns ein bisschen über Ihren Werdegang und die vielen Vereinswechsel sprechen. Sie waren bereits in acht verschiedenen Ländern als Profi aktiv. War es Ihr Wunsch, in verschiedenen Ligen Erfahrungen zu sammeln?
Mets: Nein, das war niemals ein Ziel von mir. Aber es war nicht bei jedem Verein so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Manchmal haben auch die Berater, die in diese Transfers involviert waren, meine Karriere nicht in die richtige Richtung angeschoben. Daher sehe ich das Wirken einiger Berater eher negativ. Aber ich bin froh, dass ich nun einen sehr guten Berater habe.
ran: Und was sagt Ihre Freundin dazu, dass Sie so häufig umziehen mussten?
Mets: Für sie ist es eine tolle Erfahrung, verschiedene Länder zu sehen und verschiedene Kulturen kennenzulernen. Sie steht immer an meiner Seite und ist mein Fels in der Brandung.
ran: Gab es bei den verschiedenen Stationen ein Land, in dem Sie sich am wenigsten wohlgefühlt haben?
Mets: In Saudi-Arabien. Das hat für mich zur damaligen Zeit einfach nicht gepasst. Ich war mental nicht bereit dafür, in ein so völlig anderes Land zu gehen und dort einen völlig anderen Fußball zu erleben.
ran: Was war der Grund dafür, dass Sie vor drei Jahren nach Saudi-Arabien zu al-Ettifaq gewechselt sind?
Mets: Es war für mich einfach die Chance, eine neue große Erfahrung zu sammeln. Ich bekam auch einen sehr guten Vertrag angeboten. Vermutlich haben mich die finanziellen Aspekte ein bisschen dorthin getragen.
ran: Die Liga in Saudi-Arabien ist seit dem Wechsel von Cristiano Ronaldo in aller Munde. Was denken Sie darüber, dass solch ein Weltstar nach Saudi-Arabien gewechselt ist?
Mets: Man muss wissen, dass al-Nassr FC, also der Verein von Ronaldo, dort ein sehr großes Team mit einer sehr großen Fanbase ist. Daher denke ich schon, dass das für ihn ein guter Schritt gewesen ist.
ran: Auf welchem Niveau wird in Saudi-Arabien gespielt, wenn man das zum Beispiel mit der 2. Liga in Deutschland vergleicht?
Mets über Zeit in Saudi-Arabien: "Dort ist der Fußball sehr populär"
Mets: Der Fußball in Saudi-Arabien ist nicht so intensiv, und es wird nicht so taktisch gespielt wie hier. Dort wird eher relativ frei gespielt, sodass es viele Offensivaktionen gibt. Sie legen dort nicht so viel Wert auf die defensive Disziplin und Organisation. Grundsätzlich aber ist der Fußball auch in Saudi-Arabien sehr populär.
ran: Saudi-Arabien hat ein schlechtes Image, weil dem Land die Verletzung von Menschenrechten vorgeworfen wird. Haben Sie davon etwas mitbekommen?
Mets: Ich war sehr auf den Fußball fokussiert und habe nicht allzu viel davon mitbekommen, was dort sonst so passiert ist. Ich war darauf konzentriert, so gut wie möglich Fußball zu spielen.
ran: Sie haben 85 Länderspiele für die Nationalmannschaft von Estland bestritten und gegen viele Top-Nationen und viele große Stars gespielt – unter anderem mussten Sie auch gegen Ronaldo und Lionel Messi verteidigen. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Duelle?
Mets: Ja, das Spiel gegen Argentinien und Messi im vergangenen Jahr war eines ihrer letzten Spiele vor der Weltmeisterschaft. Für sie ging es darum, als Mannschaft in den Rhythmus zu kommen. Und ich sage mal so: Messi war uns immer einen Schritt voraus.
ran: Er schoss fünf Tore…
Mets: Ja genau. Und Ronaldo hat gegen uns einen Hattrick erzielt. Er ist ein sehr kompletter Torjäger, der in allen Bereichen auf dem Platz gefährlich ist. Es ist eine tolle Erfahrung, gegen solche kompletten Fußballspieler zu spielen. Es ist zwar immer schwer, ein oder zwei bestimmte Spieler hervorzuheben, weil wir gegen viele starke Nationen und viele tolle Spieler gespielt haben. Aber ich würde schon sagen, dass Ronaldo und Messi die besten Spieler waren, gegen die ich je gespielt habe. Sie haben all ihre Qualität auf dem Platz gezeigt.
ran: Haben Sie nach dem Spiel mit einem der beiden gesprochen oder vielleicht das Trikot getauscht?
Mets: Nein, denn wir hatten verloren. Nach einer Niederlage habe ich keine Lust, noch groß mit den Gegenspielern zu sprechen oder das Trikot zu tauschen.