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Beim FC Bayern gescheitert

Holstein Kiel für Jann-Fiete Arp ein "Sechser im Lotto"

  • Aktualisiert: 18.12.2021
  • 20:16 Uhr
  • ran.de
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© 2021 Getty Images

Jann-Fiete Arp kam als Hoffnungsträger vom HSV zum FC Bayern München. Doch statt eines kometenhaften Aufstiegs folgte der freie Fall. Im Interview blickt der 21-Jährige auf turbulente zwei Jahre zurück.

München - Mit 17 Jahren gab Jann-Fiete Arp sein Bundesliga-Debüt für den Hamburger SV. Mit zwei Treffern in den ersten drei Liga-Spielen entbrannte ein Hype um den Teenager, den die HSV-Fans in Anlehnung an den großen Uwe Seeler gleich mal "Uns Fiete" nannten.

Der FC Bayern roch Lunte, schon im Sommer 2018 machte Sportdirektor Hasan Salihamidzic Nägel mit Köpfen und gab Arp einen Fünf-Jahres-Vertrag. Der Wechsel sollte jedoch erst im darauffolgenden Jahr stattfinden.

Zu diesem Zeitpunkt war der sich einst andeutende kometenhafte Aufstieg des Youngster längst jäh gebremst. Mit dem HSV war er abgestiegen und selbst im Unterhaus spielte der 19-Jährige kaum mehr eine Rolle.

"Ich kam als Niemand zum FC Bayern. Nicht mal mehr als aufstrebender Bundesligaspieler, sondern als Zweitligaspieler, der zwischen Reservisten- und Rotationsrolle gewippt hat", reflektierte Arp im Interview mit "11 Freunde".

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Kovac verpasste Arp einen "Tiefschlag"

Umso erstaunlicher sei der gute Start in München für ihn gewesen. "Ich habe eine Bomben-Vorbereitung gespielt und dachte auf einmal, die letzte Saison war doch nur ein sportliches Tief. Ich habe gemerkt: Ich kann mithalten. Nicht nur im Training, auch in den Testspielen."

Doch dann begann der Ernst, die Pflichtspielsaison. Und der damalige Bayern-Coach Nico Kovac nahm Arp nicht einmal mit zur ersten Pokalrunde nach Cottbus. "Ein Tiefschlag", gestand der Stürmer. Es folgte eine Saison voller Verletzungen. 

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Arp: "Keine einfache Zeit"

Auch unter Kovac-Nachfolger Hansi Flick sah Arp kein Land. Ganze 13 Minuten im DFB-Pokal gegen Düren gewährte Flick dem gebürtigen Hamburger in der Spielzeit 2020/21.

"Das war keine einfache Zeit. Immer erst am Abend entschied sich, ob ich am nächsten Tag mit der ersten oder der zweiten Mannschaft trainieren würde. Ich musste mein Zeug jeden Tag mit nach Hause nehmen, weil ich keine eigene Kabine hatte. In der Zweiten musste ich beweisen, dass ich nicht der arrogante Profi bin, in der Ersten musste ich zeigen, dass ich nicht der Typ bin, der am Wochenende die Kicker-Note Fünf gegen Halle bekommen hatte."

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Arp: "Mich hat es irgendwann zerdrückt"

Arp gab die Hoffnung nicht auf. Es gab Momente im Training, die ihn positiv stimmten. "Mal ein Dribbling gegen Süle setzen, Kimmich den Ball abluchsen, Neuer einen einschenken. Insgesamt gab es diese Momente aber zu selten." Die meiste Zeit habe es einfach nicht gereicht. "Da muss ich mir ja nicht in die Tasche lügen", sagte der 21-Jährige selbstkritisch.

Woran es genau gelegen hat, weiß er bis heute nicht. "Ich hatte kein Selbstvertrauen, keine Spielpraxis, keine Kontinuität, war mental nicht stark genug. Keine Ahnung, woran es letztendlich gelegen hat. Irgendwo in der Mitte liegt die Antwort. Mich hat es dann irgendwann zerdrückt."

Mit der zweiten Mannschaft stieg Arp dann auch noch aus Liga drei in die Bedeutungslosigkeit ab, ohne überhaupt Stammspieler gewesen zu sein. Eine junge Karriere drohte zu zerbrechen.

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Bayern-Wechsel nicht bereut

Trotz aller Rückschläge bereut der gefallene Shooting-Star den Wechsel zum Rekordmeister nicht. Der Verein habe ihm Dinge ermöglicht, die vielen anderen Spielern verwehrt bleiben. Allerdings räumte er ein: "Im Nachhinein kann ich nicht sagen, ob ich den Schritt noch einmal machen würde."

Hätte der HSV damals um ihn gekämpft, hätte er sich durchaus auch einen Verbleib bei seinem Herzensklub vorstellen können: "Ich hätte für den HSV den FC Bayern ausgeschlagen. Aber nach meinem Gefühl kamen vom HSV nicht mehr die richtigen Signale."

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Kiel ein "Sechser im Lotto"

Seit dieser Saison geht Arp auf Leihbasis für Holstein Kiel auf Torejagd. Der Zweitligist sei für ihn "ein Sechser im Lotto". Denn nach den erfolglosen Bayern-Jahren hatte er sich schon dauerhaft in Liga drei gewähnt. 

"Ich bin letztes Jahr freiwillig zu den Amateuren vom FC Bayern in die 3. Liga gegangen. Da habe ich fünf Saisontore geschossen und wir sind abgestiegen. Nicht die besten Bewerbungsunterlagen, oder?"

Allerdings will der Knoten auch in Kiel nicht so richtig aufgehen. Zwar kommt Arp regelmäßig zum Einsatz, jedoch selten über die volle Distanz. Insgesamt stehen nach 14 Spielen erst ein Tor und zwei Vorlagen zu Buche. Zu wenig für einen Angreifer, der immer noch zu den bestbezahlten der Liga zählt.

Zufrieden stellt ihn das nicht. "Man kann sich auch mit sehr viel Geld alleine fühlen. Erzählen darf man das aber nicht. Wenn ich sage, es geht mir schlecht, ich habe Schlafprobleme oder bin sonst irgendwie schwach, dann heißt es: Ja, aber der verdient ja so viel Geld."

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Arp sehnt sich nach Durchschnittlichkeit

Bis zum Saisonende ist Arp an Kiel ausgeliehen, dass es danach zurück nach München geht, ist unwahrscheinlich. Für Arp darf es auch ruhig eine Nummer kleiner bleiben.

"Wenn ich mir meine Karriere mal vorrechne, geht das so: Vier Spielzeiten, zwei Mal abgestiegen, einmal Meister, zig Trainerwechsel. Kann ich nicht einfach mal ein normales Jahr spielen? Mit zehn, zwölf Scorerpunkten und am Ende ein solider Platz im oberen Drittel?"

Seinen Platz in der Fußballwelt habe er noch nicht gefunden, obwohl er dafür auf vieles verzichtet habe. "Ich war noch nie in meinem Leben richtig feiern. Beim Abiball musste ich um halb 12 gehen, weil wir am nächsten Tag ein Testspiel gegen Dassendorf hatten. Aber naja, selbst schuld, wenn man schon mit 16 Jahren Fußball-Profi wird." 

Immerhin: Mit 21 Jahren bleibt dem einstigen Hoffnungsträger noch Zeit, in die Erfolgsspur zurückzufinden.

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